Sensationssieg beim Slalom Rebensburg wedelt zu Gold

Nächste Gold-Party für die deutschen Alpinen: Eine Woche nach Maria Rieschs Olympiasieg in der Super-Kombination nutzt Geheimfavoritin Viktoria Rebensburg die Gunst der Stunde und gewinnt die Goldmedaille im Riesenslalom.

Olympiasiegerin: Viktoria Rebensburg.

Olympiasiegerin: Viktoria Rebensburg.

(Foto: dpa)

Viktoria Rebensburg wusste nach dem Gold-Coup nicht so recht wie es ihr geschah, Trainer und Betreuer hüpften vor Freude Arm in Arm am Pistenrand umher und Kombinations- Olympiasiegerin Maria Riesch war eine der ersten Gratulantinnen. Unbeeindruckt vom Wetterchaos fuhr die 20-jährige Rebensburg mit einer starken Vorstellung zum Triumph im Riesenslalom. Mit vollem Risiko verbesserte sich das Schwung-Wunder im Finale von Whistler vom sechsten auf den Gold-Rang.

"Olympiasiegerin. Ich glaub', dieser Namen gehört nicht zu mir. Das ist unglaublich, der absolute Wahnsinn. Gold ist ein Traum", schwärmte die Skirennfahrerin, die bei der Blumen-Zeremonie über das ganze Gesicht strahlte und noch einmal die Fäuste ballte. Die höher gehandelte Weltmeisterin Kathrin Hölzl ging als Sechste ebenso leer aus wie Riesch auf Platz zehn. Hinter Rebensburg sicherte sich die Slowenin Tina Maze 4/100 Sekunden zurück die Silbermedaille. Elisabeth Görgl (Österreich), die als Führende in die Nacht gegangen war, fuhr zu Bronze.

Glückscent in die Hosentasche

Das letzte und bis zum Donnerstag einzige deutsche Riesenslalom-Gold einer Alpin-Dame liegt schon über ein halbes Jahrhundert zurück. 1956 in Cortina holte sich Ossi Reichert den Olympiasieg. "Dass Vicky sie Gold gewinnt, ist schon extrem überraschend. Es gibt Momente da sagst du dir nur, Mann ist cool", sagte Alpin- Direktor Wolfgang Maier - und die Medaillenjagd ist dank des ausstehenden Slaloms an diesem Freitag mit Maria Riesch als Weltmeisterin und Mitfavoritin noch nicht zu Ende.

Beim Hundertstel-Krimi im wegen Nebels um einen Tag verschobenen zweiten Durchgangs behielt Rebensburg die Übersicht - und vor allem die Nerven. Voll auf Angriff war die dreimalige Junioren- Weltmeisterin gefahren, denn als Sechste des ersten Durchgangs brachte ihr nur das noch die Chance zum nächsten Coup. Eine werde schon durchkommen, war die Devise beim Deutschen Skiverband - und Pressesprecher Ralph Eder hatte sich noch kurz vor dem Start einen Glückscent in die Hosentasche gesteckt.

Sie ballt die Fäuste und schreit die Freude hinaus

Sorgenkind? Von wegen!

Sorgenkind? Von wegen!

(Foto: dpa)

Im Ziel leuchtete die grün unterlegte Bestzeit auf. Die dreimalige Junioren-Weltmeisterin, die noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen hatte, ballte die Fäuste und schrie die Freude hinaus. Nun hieß es warten und zittern. Als dann auch die Görgl als Führende des ersten Durchgangs sie nicht mehr verdrängen konnte, war die olympische Freude wieder riesengroß. Rebensburg hockte sich im Zelt auf einen Stuhl und hielt kurz die Hände vors Gesicht - greifbar war der größte Erfolg ihrer Karriere noch lange nicht.

"Es war nicht unsere Zielsetzung, drei auf dem Podest zu haben, Ziel war eine Medaille", sagte Maier. Dass die "eine Medaille" auch noch golden glänzte, war für alle beim Deutschen Skiverband besonders schön. Wie zuletzt in Nagano 1998, als Katja Seizinger die Truppe zu insgesamt sechs Medaillen führte, gab es wieder zweimal Edelmetall für die langjährigen Sorgenkinder im Deutschen Skiverband. Nach zwei WM-Titeln vor einem Jahr mischen sie auch bei Olympia wieder bei den ganz Großen mit.

"Vicky ist eine, die relativ trocken ist"

War Rebensburg bei der WM in Frankreich vor einem Jahr noch von Rang drei deutlich hinter die Medaillenränge zurückgefallen, so blieb die Sportlerin aus Kreuth diesmal cool. "Vicky ist eine, die relativ trocken ist", erklärte Maier. "Sie hat den vielleicht schnellsten Riesenslalom-Schwung im Damen-Weltcup", sagte Techniktrainer Christian Schwaiger über das "schlampige Genie".

Damen-Cheftrainer Mathias Berthold hatte die Medaille von der einmaligen Weltcup-Podest-Fahrerin fast erwartet. Der Hang würde "Vicky" liegen, hatte Berthold prophezeit - und recht behalten. "Ganz überraschend ist es nicht, aber man muss es beim Großereignis erst einmal runterbringen und das hat sie geschafft", sagte Olympiasiegerin Riesch über Rebensburg, die bei der Olympia- Generalprobe in Cortina im Januar trotz eines "Riesenfehlers" erstmals Zweite geworden war. Und wie Hölzl bei der WM vor einem Jahr fuhr Rebensburg diesmal bei einem Großereignis zum ersten Sieg.

Quelle: ntv.de, Michael Becker und Christian Kunz, dpa

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