Immer noch Wolken im Kopf Shiffrin lernt knallharte Olympia-Lektion
15.02.2022, 13:14 Uhr
Mikaela erarbeitet sich das Selbstvertrauen ganz langsam zurück.
(Foto: AP)
Die Olympischen Spiele in Peking laufen bislang alles andere als gut für die amerikanische Ski-Dominatorin Mikaela Shiffrin. Nach den Enttäuschungen in den technischen Disziplinen erkämpft sie sich langsam das Selbstvertrauen zurück - und gibt tiefe Einblicke in ihre mentale Verfassung.
Die Wetterkapriolen sind Schnee von gestern, der Himmel leuchtet wieder stahlblau über dem Olympia-Ort Yanqing. Doch in ihrem Kopf, berichtet Ski-Star Mikaela Shiffrin, sei es noch immer "bewölkt". Die dunklen Tage in China haben Spuren hinterlassen bei der größten Skirennläuferin der Gegenwart.
Vier Rennen, zweimal das bittere wie tränenreiche Aus, ein neunter und ein 18. Platz - eine enttäuschende Bilanz. Die letzte Chance auf eine Einzelmedaille hat die 26-Jährige an diesem Donnerstag in der alpinen Kombination. Spätestens seit der Abreise der angeschlagenen Slalom-Olympiasiegerin Petra Vlhova, bei der WM noch Zweite hinter Shiffrin, gilt die US-Amerikanerin als Topfavoritin.
Aber was heißt das schon nach all den Tiefschlägen? "Emotional müde", habe sie sich gefühlt, erzählt Shiffrin offenherzig, und mit dieser "Dumpfheit" im Kopf fahre es sich nicht schnell. "Es war hart, all die Schlagzeilen zu lesen: rausgeflogen, gescheitert, hat die Welt enttäuscht", meint sie getroffen. Aber es stimme ja, auch sie selbst betrachte diese Spiele als "Fehlschlag". Bis jetzt.
"... das macht es schwierig, frei zu fahren"
Beim Date mit ihrem Freund Aleksander Aamodt Kilde, der in Peking Silber und Bronze gewann, versuchte sie am Valentinstag, auf andere Gedanken zu kommen. Aber auch da ging es, natürlich, wieder ums Skifahren. "Stunden über Stunden" habe sie Video-Analyse betrieben, sagt sie, "ich neige dazu, zu viel nachzudenken - und das macht es schwierig, frei zu fahren". Lektion Nummer eins, die viele Leute bei den Olympischen Spielen lernen würden, "ist, dass es keine Garantie für irgendwas gibt."
Das scheinbar Spielerische hat Shiffrin immer ausgezeichnet, ihr Instinkt für diesen halsbrecherischen Sport. Dass sie sich darauf nicht mehr verlassen kann, hat sie tief verunsichert. In der Abfahrt habe sie sich wie eine Anfängerin beim Crashkurs gefühlt, gesteht sie. Ihr Problem: In der Kombi ist das die erste Teildisziplin. Die Abfahrt und der folgende Slalom könnten "unterschiedlicher nicht sein", sagt Shiffrin, "es ist, als würde man zwei verschiedene Sportarten an ein und demselben Tag ausüben".
Was, wenn es wieder schiefgeht? Sie könnte auf ihre Olympiasiege 2014 und 2018 oder die anderen zwölf Medaillen bei Großereignissen verweisen, sagt sie, "aber das nimmt mir nichts von dem Schmerz". Die Wolken in ihrem Kopf vertreibt nur der Erfolg.
Quelle: ntv.de, tno/sid