Diskus fliegt am Treppchen vorbei Silber-Lady Müller geht leer aus
05.08.2012, 00:41 Uhr
Nadine Müller: "Ich habe versucht, eine Schippe draufzulegen. Das hat leider nicht geklappt, ich bin aber trotzdem mit dem Wettkampf zufrieden."
(Foto: picture alliance / dpa)
Sie ist die Weltranglistenzweite und will der Konkurrenz bei den Olympischen Spielen gleich im ersten Versuch eine unlösbare Aufgabe hinlegen. Doch dazu kommt es nicht. Der Diskus landet bei 65,71 m, das bringt die Kontrahentinnen kaum aus der Ruhe. Müller selbst dagegen hat ihre Nerven nicht im Griff.
Nadine Müller bleibt ausgerechnet im olympischen Diskuswurf-Finale ohne Medaille. Die WM- und EM-Zweite aus Halle an der Saale schleuderte in London die ein Kilogramm schwere Scheibe nur auf 65,94 m und erreichte damit Rang fünf. Vor den Augen von Prinz William und seiner Frau Kate sowie weiteren knapp 80.000 Zuschauern bekam sie ihre Nerven nicht in den Griff. "Ich habe versucht, eine Schippe draufzulegen. Das hat leider nicht geklappt, ich bin aber trotzdem mit dem Wettkampf zufrieden", sagte Müller.
Gold gewann Europameisterin Sandra Perkovic mit dem Landesrekord von 69,11 m - die ehemalige Dopingsünderin ist damit die erste Leichtathletik-Olympiasiegerin aus Kroatien. Silber sicherte sich die Jahres-Weltbeste Darja Pischtschalnikowa aus Russland (67,56 m), bis April 2011 ebenfalls wegen Dopings gesperrt. Bronze ging an Weltmeisterin Li Yanfeng aus China (67,22) m. Junioren-Weltmeisterin Anna Rüh aus Neubrandenburg belegte mit 61,36 m Rang 10.
"Für Nadine ist eine Medaille Pflicht"
Die Weltranglistenzweite Müller wollte der Konkurrenz gleich im ersten Versuch eine kaum lösbare Aufgabe hinlegen - doch 65,71 m konnten Perkovic, Yi und auch Barrios kaum schocken. Anschließend versuchte sie im Hexenkessel von London die Ruhe zu bewahren. Die 1,93 m große Blondine schüttelte immer wieder ihre langen Beine aus, setzte zwischen den Versuchen ihre verspiegelte Sonnenbrille auf und stülpte sich die Kapuze ihres Pullovers über den Kopf. Doch alle Rituale halfen nichts. Müller konnte am Ende nicht mehr entscheidend zulegen und wirkte verkrampft.
Die dreimalige Weltmeisterin Franka Dietzsch hatte vor dem Finale noch gefordert: "Für Nadine ist eine Medaille Pflicht. Auch wenn die Konkurrenz sehr groß ist", sagte sie, Müller habe auf jeden Fall die Form, um ganz vorne zu landen." Doch Dietzsch lag falsch. Angesichts der Weiten, die ihr vor allem Perkovic vorlegte, hatte die deutsche Medaillenanwärterin ihre Nerven nicht im Griff.
Gleichzeitig konnte Müller mit ihrem Wurf neben das Treppchen die mittlerweile 16 Jahre währende Durststrecke der starken Frauen im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) bei Olympia nicht beenden. Seit dem Gold-Triumph von Ilke Wyludda 1996 in Atlanta sind die deutschen Diskuswerferinnen leer ausgegangen. Die erst 22 Jahre alte Berlinerin und EM-Fünfte Julia Fischer war als dritte deutsche Starterin mit 60,23 m in der Qualifikation gescheitert.
Quelle: ntv.de, SID