"Nur" Bronze - und Covid Sprint-Star Lyles muss Stadion im Rollstuhl verlassen
08.08.2024, 22:25 Uhr
Noah Lyles konnte seinen Traum von Doppel-Gold nicht verwirklichen - er hat Corona.
(Foto: AP)
Noah Lyles ist der Olympiasieger über 100 Meter - der Coup über 200 Meter bleibt ihm verwehrt. Der US-Amerikaner holt Bronze und muss im Anschluss erschöpft mit dem Rollstuhl aus dem Stadion gefahren werden. Der Grund für seine große Enttäuschung: eine Corona-Infektion. Einen Weltrekord liefert eine Teamkollegin.
Letsile Tebogo hat dem von Corona geschwächten Sprintstar Noah Lyles die Show gestohlen und als erster Afrikaner olympisches Gold über 200 Meter gewonnen. Der Sprinter aus Botswana gewann im Stade de France das Finale bei leichtem Rückenwind in 19,46 Sekunden und ist damit der fünftbeste Läufer der Geschichte auf dieser Strecke.
Mit einer großen Enttäuschung und sitzend im Rollstuhl endete der Abend für 100-Meter-Triumphator Lyles. In 19,70 Sekunden blieb dem US-Amerikaner nur Bronze. Im Auslauf hockte sich Lyles erschöpft auf die Laufbahn. Wie der US-Leichtathletik-Verband mitteilte, leidet Lyles unter einer Corona-Erkrankung. Silber ging an seinen Landsmann Kenneth Bednarek (19,62).
"Ich bin früh aufgewacht, so gegen 5 Uhr am Dienstagmorgen, und habe mich wirklich schrecklich gefühlt", sagte Lyles, eine Maske tragend, bei NBC: "Ich wusste, dass es mehr war als nur ein Muskelkater von den 100 Metern. Wir weckten die Ärzte und machten einen Test, der leider ergab, dass ich positiv auf Corona reagierte. Das hat seinen Tribut gefordert, ganz sicher."
Staffel-Start steht in den Sternen
In der Stunde seines Triumphes dachte Letsile Tebogo an seine im Mai verstorbene Mutter, die irgendwie auch mitlief. Denn ihr Geburtsdatum ziert Tebogos Laufschuhe. "Das trägt mich durch alle Schwierigkeiten und gibt mir eine Menge Motivation", sagte der Triumphator, der nach dem Schicksalsschlag drei Wochen mit dem Training ausgesetzt hatte.
Auf der Tribüne hatten Rapper Snoop Dogg und Turn-Ikone Simone Biles das Rennen verfolgt und vergeblich auf einen Sieg von Lyles gehofft. Sie mussten mitansehen, wie ihr Landsmann im Rollstuhl aus der Arena gefahren. Lyles' einmalige Quadruple-Mission ist damit vorzeitig gescheitert: Der 27-Jährige, der im Callroom bereits eine Maske trug, hatte in Paris eigentlich vier Goldmedaillen angepeilt. Nach seinem spektakulären Triumph über 100 Meter wollte er auch über die 200 Meter sowie mit den Staffeln über 4x100-Meter und 4x400-Meter triumphieren. Die Staffel-Entscheidungen stehen noch an. Es ist unklar, ob er dabei an diesen teilnehmen kann.
Lyles hatte am vergangenen Sonntag seine Ankündigung wahr gemacht und in einem Foto-Finish-Krimi Gold über 100 Meter gewonnen. Mit einem Vorsprung von nur 0,005 Sekunden setzte sich der Ausnahmesprinter gegen Kishane Thompson aus Jamaika durch.
Weber verpasst Medaille
Für Julian Weber hält der persönliche Fluch an, sein Traum von einer Olympia-Medaille platzte erneut. Der Vize-Europameister erzielte in einem hochklassigen und spektakulären Finale 87,40 Meter und landete damit lediglich auf dem sechsten Platz. Zum Olympiasieger krönte sich überraschend der Pakistaner Arshad Nadeem. Der Vize-Weltmeister, der in Paris seinen erst zweiten Wettkampf der Saison bestritt, stellte mit 92,97 Meter einen olympischen Rekord auf. Nur fünf Athleten warfen je weiter als der 27-Jährige, der für sein Heimatland das erst vierte Gold der Olympia-Geschichte holte. Silber ging an Tokio-Olympiasieger Neeraj Chopra (Indien/89,45), Bronze holte der zweimalige WM-Champion Anderson Peters aus Grenada (88,54).
Weber muss damit weiter auf seine erste Medaille auf Weltniveau warten. Vor drei Jahren in Tokio hatte der Mainzer als Vierter eine olympische Medaille ganz knapp verpasst, ihm fehlten damals nur 14 Zentimeter zu Bronze. Auch bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 landete der Sportsoldat jeweils auf Rang vier - in Paris ging die Durststrecke weiter.
Weltrekord bei den Frauen
Sydney McLaughlin-Levrone aus den USA krönte ihren zweiten Olympiasieg über 400 Meter Hürden mit einem weiteren Weltrekord. Die 25-Jährige siegte im Finale in 50,37 Sekunden und unterbot ihre eigene Bestmarke von 50,65 Sekunden vom 30. Juni aus Eugene. Damit ließ sie ihrer Dauerrivalin Femke Bol aus den Niederlanden erneut keine Chance.
Bol kam nach 52,15 Sekunden ins Ziel, das reichte nur zu Bronze hinter Anna Cockrell aus den USA, die 51,87 Sekunden lief. In Saint-Denis hatte die 24-Jährige zuvor die niederländische Mixed-Staffel mit ihrem Schlussspurt zur Goldmedaille über 4x400 Meter geführt.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa