"Wahnsinn. Schade um Lukas" Weltmeister Dauser patzt, frustet und verlässt Olympia für immer
05.08.2024, 13:21 Uhr
44 Tage nach seiner Oberarmverletzung turnt Lukas Dauser im Olympia-Finale.
(Foto: Marijan Murat/dpa)
Turn-Weltmeister Lukas Dauser hat bei den Olympischen Spielen in Paris an seinem Spezialgerät Barren keine Medaille gewonnen. 44 Tage nach seinem Muskelbündelriss im rechten Bizeps turnt der 31-Jährige in einem hochklassigen Finale nicht fehlerfrei und belegt damit Rang sieben.
Lukas Dauser verzog das Gesicht. Frustriert und gezeichnet von seiner Enttäuschung verließ der deutsche Turn-Weltmeister das Podium von Paris. Dauser hat die erhoffte Olympia-Medaille am Barren deutlich verpasst. An seinem Paradegerät erzielte der 31-Jährige im Finale 13,700 Punkte, die nur zum siebten Platz reichten.
"Ich mag keine Geschichten ohne Happy End, aber ich muss die Pille schlucken. Ich bin dennoch stolz, dass ich überhaupt hier war", sagte Dauser im ZDF. Er wolle es nicht auf die Verletzung schieben. "Der Bizeps war nicht der Grund, warum es schiefgegangen ist", so Dauser: "Der Grund war eher, dass ich im Vorfeld nicht so viele Übungen turnen konnte, wie ich wollte. Da fehlte ein bisschen die Routine."
Zum Olympiasieger in der Bercy Arena von Paris krönte sich am Mittag der Chinese Zou Jingyuan, der auf 16,200 Punkte kam. Silber ging an Ilja Kowtun aus der Ukraine (15,500), der japanische Mehrkampf-Olympiasieger Shinnosuke Oka sicherte sich mit 15,300 Punkten die Bronzemedaille.
"Scheiße"
Dauser legte eine nicht fehlerfreie Übung auf das Podium von Bercy, touchierte schon früh den Barrenholm und musste einmal mit der Hand nachgreifen. Ein kleiner Hüpfer nach der Landung kostete ihn endgültig die erträumte Medaille. Zudem reichte der Schwierigkeitsgrad von 6,0 Punkten nicht aus, um in die Sphären für Edelmetall vorzustoßen. Mit einem gequälten Lächeln wartete er nach seiner Vorstellung auf die Wertung, er verzog das Gesicht und sagte deutlich vernehmbar: "Scheiße".
Fabian Hambüchen sprach bei Eurosport von einem "Wahnsinnsfinale. Schade um Lukas. Er hat alles riskiert, alles gegeben und kann sich nichts vorwerfen. Der Kampf, den er die letzten sechs Wochen hingelegt hat, ist einmalig. Er hat sich keine Millisekunde hängen lassen, war immer voll da. Wahnsinn einfach", sagte der Reck-Olympiasieger von Rio. Selbst die Bandage, die sich Dauser für den Paris-Wettkampf von Hambüchen geliehen hatte, half nicht.
Letzter internationaler Wettkampf
Zuvor hatte er als siebter Starter noch zuversichtlich die Arena betreten, ins Publikum gewinkt, dabei aber voll fokussiert gewirkt. "Das sind die besten acht Turner auf dieser Welt", hatte er im Vorfeld des Endkampfes gesagt. "Jeder kann seine Übung. Es kommt darauf an, wer sie dann am besten abrufen kann." Dauser, der noch in der Qualifikation mit 15,116 Punkten Rang fünf belegt hatte, konnte es im Finale nicht.
Dauser hatte am Barren im vergangenen Jahr den Weltmeistertitel gewonnen, auf dem Weg nach Paris musste er Ende Juni aber einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen, als er sich bei der nationalen Olympia-Quali am rechten Oberarm verletzte. Lange war fraglich, ob der Oberbayer, der in Tokio 2021 am Barren über olympisches Silber gejubelt hatte, überhaupt an den Spielen würde teilnehmen können. Die ursprünglich geplante Aufstockung des Schwierigkeitsgrades hatte Dauser wegen seiner Verletzung nicht umsetzen können.
Nachdem er sich einige Stunden gesammelt hatte, verkündete Deutschlands Sportler des Jahres noch in Paris das Ende seiner internationalen Karriere. "International - EMs, WMs, Olympische Spiele - da haben wir den Lukas heute das letzte Mal gesehen", sagte der 31 Jahre alte Unterhachinger im Interview des TV-Senders Eurosport. "In den letzten Wochen und Monaten habe ich die Entscheidung getroffen, dass es für mich mein letzter großer internationaler Wettkampf war", erklärte er anschließend auch im ZDF.
Quelle: ntv.de, tno/sid