"Ein Teil deutscher Fußballgeschichte" Podolski erfüllt sich 100er-Traum
17.06.2012, 16:47 Uhr
Der Spaßvogel im DFB-Team: Lukas Podolski
(Foto: dpa)
Wenn Lukas Podolski in der EM-Partie gegen Dänemark aufläuft, ist es sein 100. Länderspiel. Eine stolze Anzahl, mit denen sich der Noch-Kölner einen Traum erfüllt. Bereits jetzt ist er laut DFB "ein Teil der deutschen Fußballgeschichte". Podolski selbst sagt: "Wäre die Nationalmannschaft ein Klub, wäre es ein Klub wie der FC." Er erntet Gelächter.
Lothar Matthäus, Miroslav Klose, Jürgen Klinsmann, Jürgen Kohler, Franz Beckenbauer, Thomas Häßler – und Lukas Podolski. So wird Deutschlands exklusivster Fußballzirkel ab 20.45 Uhr aussehen, wenn Bundestrainer Joachim Löw im abschließenden Gruppenspiel gegen Dänemark wie angekündigt auf größere Umstellungen verzichtet. Dann wird Podolski in der deutschen Startelf stehen, als linker Offensivspieler, und aus 99 Länderspielen 100 machen.
Podolski ist erst 27 Jahre alt, aber schon selbst "ein Teil der deutschen Fußballgeschichte und eine der Größen des deutschen Fußballs". Das sagt Harald Stenger, der Pressesprecher der Nationalelf, das sagen seine DFB-Statistiken. 99 Länderspiele hat der Noch-Kölner seit 2004 absolviert, 43 Tore geschossen – und im DFB-Team das Umfeld gehabt, das der sensible Spaß- und Wohlfühlfußballer für gute Leistungen braucht. Auch wenn er die im Nationaltrikot nicht immer abrufen konnte.
"Es ist ja gar keine Frage, dass ich mich hier sauwohl fühle, und das ist nicht erst seit der Marke 99 so. Es hat seit dem ersten Tag hier Spaß gemacht", erzählte Podolski der Presse in Danzig im Plauderton: "Und ich hoffe, dass es noch eine Weile weitergeht." Sein erstes Länderspiel am 6. Juni 2004 gegen Ungarn, seine ersten Länderspieltore gegen Thailand, der EM-Doppelpack 2008 gegen sein Geburtsland Polen – das seien "Momente, die hängen bleiben". Und überhaupt: "Wäre die Nationalmannschaft ein Klub, dann wäre es bestimmt so ein Klub wie der FC."
Gelächter im Medienzentrum
Der Vergleich mit seinem chaotischen Herzensverein 1. FC Köln war als Lob gemeint, sorgte aber für viel Gelächter im Medienzentrum. Auch das ist Podolski. Acht Jahre ist der Offensivakteur bereits A-Nationalspieler und abseits des Rasens immer der Spaßvogel im DFB-Team geblieben. Auf dem Platz haben sich Position und Aufgaben gewandelt. Bei der WM 2006 schoss er sich im 4-4-2 noch als Sturmpartner von Miroslav Klose mit drei Treffern zur Auszeichnung als bester Jungspieler des Turniers. Unter Joachim Löw wurde er zum linken offensiven Mittelfeldspieler umgeschult, wobei Podolski selbst den Akzent auf Offensive setzte.
Dass Kapitän Philipp Lahm im Nationalteam links verteidigen muss statt wie im Verein rechts, liegt auch daran, dass Deutschlands bester Außenverteidiger hinter Podolski gebraucht wurde. Als Absicherung und defensiver Alleinunterhalter. Bei der EM 2012 hat sich das Zusammenspiel verändert, verbessert. Lahm spielt zwar weiterhin links, aber Podolski hilft jetzt defensiv mit - und erntet dafür Sonderlob von Trainern und Mitspielern.
Allerdings: Die richtige Balance zwischen Abwehr und Angriff hat Podolski auch mit den neuen taktischen Vorgaben noch nicht gefunden. Stattdessen ist überspitzt gesagt der Eindruck entstanden, das DFB-Team sei gegen Portugal und die Niederlande mit zwei Linksverteidigern aufgelaufen. Von seiner Schusskraft, Technik und Dynamik, mit der Podolski in seiner Abschiedssaison beim 1. FC Köln 18 Ligatore erzielt und den FC Arsenal von sich überzeugt hat, war bei der EM noch nichts zu sehen.
Podolski erwartet mehr von sich in der Offensive
Seit acht Spielen wartet er inzwischen auf ein Länderspieltor, und der Vorwurf, er treffe nur gegen Fußballzwerge, begleitet ihn ohnehin durch seine Länderspielkarriere wie sein Image als Spaßvogel. Druck, seinen Stammplatz etwa an den Leverkusener Andre Schürrle zu verlieren, empfindet Podolski dennoch nicht. Er sagt nur: "Dass ich von mir in der Offensive viel mehr erwarte, dass ich zum Abschluss kommen soll, muss, ist gar keine Frage." Gegen Dänemark wäre ein guter Zeitpunkt, damit zu beginnen.
Es ist ja so: Nicht nur der Länderspielrekord von Lothar Matthäus (150) rückt für Podolski immer näher. Auch wenn Miroslav Klose demnächst den Torrekord von Gerd Müller (68 Treffer) knackt, steht er rein statistisch schon als Anwärter auf seine Nachfolge bereit.
Es sind auch diese Zahlenspiele, die Podolski durch die EM begleiten – und ihm egal sind, wie er beteuert. "Ich habe immer gesagt, die 100 ist ein Ziel, ist eine Marke, die ich gerne erreichen möchte. Das ist ein Traum", sagte er in Danzig: "Aber ich denke, es ist nicht mein Ziel Statistiken hinterherzujagen. Sondern es gibt für mich nach dem Fußball, nach der Karriere, tausend wichtigere Dinge."
Quelle: ntv.de