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Ende der Kupferkabel ab 2035? Digitalministerium pocht auf niedrigere Glasfaser-Preise

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Nur ein Viertel der Kunden wollte zum Glasfaseranschluss am Haus auch den passenden Vertrag abschließen.

Nur ein Viertel der Kunden wollte zum Glasfaseranschluss am Haus auch den passenden Vertrag abschließen.

(Foto: picture alliance / Rene Traut Fotografie)

An vielen Orten Deutschlands sind Glasfaserkabel verfügbar, doch den meisten Kunden genügt ihre alte DSL-Verbindung. Digitalminister Wildberger würde beim Umstieg gerne aufs Tempo drücken. Doch eine Abschaltpflicht für die Kupfernetze soll es so schnell nicht geben.

Mit Blick auf das sich abzeichnende Ende der relativ langsamen Internetverbindungen über Kupfer-Telefonleitungen pocht das Bundesdigitalministerium auf niedrige Preise für Glasfaser-Alternativen. Das Ministerium veröffentlichte ein Eckpunktepapier zur sogenannten Kupfer-Glas-Migration, also dem angedachten Wechsel von Internet über Telefonleitungen (DSL/VDSL) hin zu schnellen und stabilen Glasfaser-Verbindungen. Letzteres wird auch "Fiber to the Home" (FTTH) genannt. Das Schreiben zeigt auf, wie stärkere Anreize gesetzt werden könnten, damit Verbraucher freiwillig auf Glasfaser setzen. An die Firmen wird appelliert, mit den Vorteilen der Technologie stärker zu werben. Ein zentrales Element ist nach Einschätzung der Autoren der Preis, der "angemessen" sein müsse.

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger betont, dass die Nutzung von Glasfaser eine individuelle Entscheidung der Bürger sei. "Daher ist es wichtig, sie von den Vorteilen zu überzeugen und Glasfaser zu attraktiven Preisen anzubieten." Das Ziel sei, doppelte Kosten für den parallelen Betrieb alter und neuer Netze im Interesse der Verbraucher zu vermeiden, betont der CDU-Politiker.

Der sperrige Begriff der Kupfer-Glas-Migration ist ein heißes Eisen: Weder der Politik noch Teilen der Telekommunikationsbranche behagt der Gedanke, dass VDSL abgeschaltet und deren letzte Nutzer gezwungen werden, auf andere Technologien zu wechseln und dann möglicherweise mehr zahlen zu müssen. Das könnte für Frust und Unverständnis sorgen, so die Befürchtung. Die Preise für Glasfaser-Internet sind in den vergangenen Monaten tendenziell gesunken, einige Tarife sind aber noch immer relativ teuer.

Kupfer als Bremsklotz für Glasfaser-Investitionen

Die Deutsche Telekom setzt bei ihrem Internet noch immer im großen Stil auf DSL und VDSL. Der Konzern baut zwar separat dazu Glasfaser aus, sein Festnetz-Geschäft beruht aber zum großen Teil noch auf der recht alten Kupfertechnologie. Für die Wettbewerber ist die Verfügbarkeit von Kupfer mancherorts ein Bremsklotz: Sie investieren in Glasfaser und hoffen darauf, dass bisherige Kupferkunden zu ihnen wechseln. Tatsächlich hält sich die Wechselbereitschaft in Grenzen, vielen Kunden reichen die VDSL-Anschlüsse aus.

Laut einer Marktstudie des Branchenverbandes VATM basieren zum Jahresende schätzungsweise 63,1 Prozent der aktiven Internet-Anschlüsse auf Telefonleitungen (DSL oder VDSL) und nur 15,5 Prozent auf reinem Glasfaser (FTTH, Fiber to the Home). Außerdem gibt es noch Internet über TV-Kabel. Das gilt im Wesentlichen als besser als VDSL, aber als schlechter als FTTH.

Alles in allem nutzen noch circa 25 Millionen Haushalte, Firmen und Behörden einen Internet-Anschluss über Telefonleitungen. Und dort, wo Glasfaser schon in der Straße lag, nutzte zu Jahresbeginn nur circa jeder vierte Haushalt dies - der Rest ließ die Chance auf besseres Internet ungenutzt.

Kein Datum für eine bundesweite DSL-Abschaltung

In vielen Gegenden Deutschlands wäre es für die Telekom-Wettbewerber am besten, wenn die Telekom zu einem festen Abschaltdatum verpflichtet wird. Dann wäre klar, dass deren Kunden auf eine andere Technologie wechseln müssten, ob auf Internet über Fernsehkabel, das vor allem Vodafone anbietet, oder eben auf reine Glasfaser. Dazu aber wird es wohl nicht kommen, wie in dem Ministeriumsschreiben deutlich wird. Die EU-Kommission hatte für Deutschland eine Kupfer-Abschaltung im Jahr 2030 gefordert. Das aber erweist sich als unrealistisch.

Wie aus dem Papier des Bundesdigitalministeriums hervorgeht, wird unter den derzeitigen Rahmenbedingungen erst im Zeitraum 2035 bis 2040 mit einer vollständigen Abschaltung des Kupfernetzes in Deutschland gerechnet. Die Abschaltung würde Gebiet für Gebiet erfolgen, ein für ganz Deutschland geltendes Datum wird nicht angepeilt - in den ersten Gebieten anfangen könnte sie dem Schreiben zufolge im Jahr 2028.

Keine harte Abschalt-Pflicht

Laut geltendem Recht kann nur die Telekom beantragen, VDSL in einem Gebiet den Stecker zu ziehen. In dem Eckpunktepapier regt das Ministerium an, das zu ändern: Auch die Bundesnetzagentur und Glasfaser-Unternehmen sollten ein Abschaltverfahren initiieren können. Damit wird zaghaft etwas Druck auf die Telekom gemacht - eine harte Abschalt-Pflicht ist das aber nicht. Das Eckpunktepapier könnte ein erster Schritt hin zu einer Gesetzesnovelle sein.

Vodafone, das ebenfalls viel Geld in den Glasfaser-Ausbau investiert, wertete das Papier positiv. Das Aus für DSL sei eingeleitet, sagte Vodafone-Deutschlandchef Marcel de Groot. Eine Telekom-Sprecherin sagte, man nehme das Papier zur Kenntnis. "Ob dies den weiteren Ausbau voranbringt oder Investitionen eher erschwert, bleibt abzuwarten."

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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