Ecoflow Glacier: teuer, aber gut Mobile Kühl-Gefrier-Kombi überzeugt im Praxistest


Für Camper ohne vollausgestatteten Anhänger ist die Ecoflow Glacier ein Traum.
(Foto: Ecoflow)
Die Ecoflow Glacier ist laut Hersteller die erste mobile Kühl-Gefrier-Kombination mit Eismaschine. Im Praxistest überzeugt sie durch eine starke Kühl-Leistung, große Ausdauer und Vielseitigkeit. Allerdings ist sie sehr teuer und wird erst durch Zubehör wirklich mobil, das sie noch teurer macht.
Beim Camping, am Strand, in der Gartenlaube oder anderswo unterwegs reicht den meisten Menschen eine einfache Kühltasche oder -box. Manche wünschen sich aber mehr, am besten wäre ein Gerät wie zu Hause, das kühlen und gefrieren kann. Ecoflow sieht als potenzielle Kunden für so eine mobile Kühl-Gefrier-Kombi neben Campern unter anderem auch Bootsbesitzer oder Berufskraftfahrer als Kunden. Für sie hat der Hersteller die Glacier auf den Markt gebracht, eine knapp 1200 Euro teure transportable Luxus-Kühlbox, die sogar Eiswürfel machen kann.
Ganz schön schwer
Mobil müsste man eigentlich in Anführungsstriche setzen. Denn die Box bringt bei einer Größe von 776 x 385 x 445 Millimeter leer schon stolze 23 Kilo auf die Waage. Das heißt, man möchte sie nicht weiter als von der Garage oder aus dem Keller zum Auto tragen.

Mit Teleskop-Griff und Rollen lässt sich auch eine gefüllte Kühlbox ganz gut transportieren.
(Foto: Ecoflow)
Für längere Strecken gibt es einen Teleskop-Griff und zwei Rollen zum Anschrauben, womit man die Ecoflow Glacier relativ bequem wie einen Trolley hinter sich her ziehen kann. Leider gehört das Zubehör nicht zum Lieferumfang und kostet knapp 120 Euro extra - autsch, das tut weh!
Die Qualität der Luxus-Kühlbox rechtfertigt ihren hohen Preis weitgehend. Das nach IPX4 gegen Spritzwasser geschützte Gerät ist hochwertig verarbeitet und macht bis auf die etwas für Kratzer anfällige Plexiglas-Abdeckung des Eiswürfelfachs einen sehr robusten Eindruck.
Zwei Kammern oder ein großes Fach
Das Fassungsvermögen der Glacier beträgt bis zu 38 Liter. Ihr besonderer Clou ist dabei, dass man den von LEDs beleuchteten Kühlraum mit einer Trennplatte in zwei getrennt regelbare Hälften teilen kann. Dadurch verringert sich das Volumen auf 36 Liter. Wird die Trennplatte nicht benötigt, findet sie einen unauffälligen Stauraum im Deckel der Truhe.
Beide Kammern der Glacier können bei 25 Grad Umgebungstemperatur auf 10 bis -25 Grad heruntergekühlt werden, wobei der Temperaturunterschied maximal 25 Grad betragen darf. Man kann also beispielsweise eine Seite mit 7 Grad, die andere mit -18 Grad betreiben.
Kein Stromfresser
Der Stromverbrauch hält sich dabei in Grenzen. Die maximale Leistungsaufnahme beträgt 120 Watt. In deren Nähe kommt die Glacier allerdings nur, wenn sie von hohen Temperaturen heruntergekühlt wird. Ecoflow gibt an, dass sie es in etwa 15 Minuten von 30 auf 0 Grad schafft. Das gilt aber nur für die Luft in der oder den Kammern. Bis die Füllung die gewählte Temperatur hat, kann es eine Stunde oder länger dauern - je nachdem, wie warm die Umgebung und Getränke et cetera sind, die die Box kühlen soll.
Im Test wurden für die linke, größere Kammer 7 und für die rechte minus 8 Grad eingestellt. Die Umgebungstemperatur bewegte sich zwischen 22 und 26 Grad. Als Betriebsart wurde der sparsame Eco-Modus gewählt. Seine einzigen Nachteile sind eine langsamere Kühlung und größere Temperaturschwankungen. Normalerweise ist das aber völlig unproblematisch.
Praktische App
Die Regelung kann man direkt an der Box vornehmen, wo man Temperaturen und andere Informationen auf einem Display angezeigt bekommt. Praktischer ist die Ecoflow-App, über die man das Gerät auch im Handumdrehen eingerichtet hat. Sie verbindet sich über WLAN oder Bluetooth mit der Glacier. Die Anwendung bietet auch mehr Einstellungen, unter anderem den Öko-Modus. In der App findet man außerdem viele Informationen in einer sehr umfangreichen Hilfesektion mit häufig gestellten Fragen.
Bei laufendem Kompressor und Lüfter zog die Glacier grob gemessen im Test nie mehr als 30 Watt, in den langen Pausen nur 2 bis 3 Watt. Ecoflow gibt den Stromverbrauch für 24 Stunden bei 4 Grad Kühlung und 25 Grad Außentemperatur im Eco-Modus auf 0,18 Kilowattstunden (kWh) an. Wird auf -18 Grad gekühlt, sind es 0,38 kWh. Da kann man nicht meckern.
Auch der Akku kostet extra
Das gilt vor allem dann, wenn man die Kühlbox mit dem zugehörigen Akku betreibt, der eine Kapazität von 298 Wattstunden (Wh) hat. Im Test hatte die Batterie nach 11 Stunden noch 39 Prozent Ladung übrig. Dabei blieb der Deckel aber geschlossen, bei einer Party ist der Akku deutlich schneller erschöpft. Ecoflow gibt die maximale Laufzeit einer leeren Glacier bei 4 Grad Kühl- und 25 Grad Außentemperatur mit 40 Stunden an.
Wenn man denn eine passende Batterie hat. Denn auch der Akku gehört nicht zum Lieferumfang. Er kostet im Kit mit der Kühlbox schon 200 Euro, alleine verkauft ihn Ecoflow für 300 Euro. Damit wäre man für eine wirklich mobile Variante der Glacier mit Griff, Rollen und Akku bereits bei einem Preis von mindestens 1520 Euro angelangt - die Schmerzen werden größer.

Die fertigen Eiswürfel kann man einfach mit ihrem Körbchen aus dem Wasserbehälter heben.
(Foto: kwe)
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es auch bei der Eismaschine. Sie funktioniert zwar prima und produzierte im Test aus zimmerwarmem Wasser in 18 Minuten schöne, wenn auch etwas kleinere Eiszylinder. Die Freude wurde aber durch den recht hohen Stromverbrauch getrübt: Die für höchstens zwei Drinks ausreichende Menge Eis ließ den Batteriepegel um 17 Prozentpunkte fallen. Man kann auch mit weniger Energie noch kleinere Eiszylinder produzieren, die dann aber wirklich ziemlich winzig sind.
Solarbetrieb nur mit Batterie
Wesentlich länger kann man unterwegs auf eine Steckdose verzichten, wenn man ein Solarpanel anschließt und die Sonne strahlt. Ecoflow bietet die Glacier mit Akku und 110-Watt-Panel für knapp 1680 Euro an. Man kann die Batterie außerdem über die Autosteckdose laden. In beiden Fällen muss eine Batterie in der Box stecken, alleine mit Solarpanel oder Autoanschluss funktioniert sie nicht oder nur bedingt.
Alternativ kann man den Akku über seinen USB-C-Eingang mit einer Powerstation laden, die wiederum von einem Solarpanel oder einer Autobatterie versorgt wird. Das ist jedoch nicht nur sehr nerdig, sondern auch nochmals teurer, wenn man sich erst eine Powerstation anschaffen muss.
Man sollte den Akku auch nicht im laufenden Betrieb aufladen. Denn erst, wenn sein Pegel unter 5 Prozent sinkt, wird er mit Strom versorgt. Die praktikabelste Lösung ist, die Kühlbox samt Inhalt an der Steckdose auf die gewünschten Temperaturen zu bringen und erst dann in den Akkubetrieb zu wechseln.
Beim Herunterkühlen und der Eiswürfel-Produktion ist die Glacier mit rund 50 Dezibel (dB) am lautesten. Ansonsten liegt sie bei etwa 40 dB. Das stört normalerweise nicht, es ist aber auch keine gute Idee, direkt neben der Kühlbox zu schlafen.
Fazit
Die Ecoflow Glacier ist eine tolle Kühlbox, die sparsam, aber leistungsstark ist und viele Möglichkeiten bietet. Insofern hat sie im Test voll überzeugt. Der Preis von rund 1200 Euro mag für die hohe Qualität auch gerechtfertigt sein. Allerdings sollte der Hersteller nochmal über fairere Zubehörpreise nachdenken - vor allem, da die Glacier erst damit ihr volles Potenzial ausschöpfen kann.
Quelle: ntv.de