Super Klang und LE Audio Sennheiser Momentum TW 4 sind der Konkurrenz voraus


Äußerlich sind die Sennheiser Momentum True Wireless 4 nicht von ihren Vorgängern zu unterscheiden.
(Foto: kwe)
Die Sennheiser Momentum True Wireless 4 bieten nicht nur einen großartigen Klang und eine sehr effektive adaptive Geräuschunterdrückung. Sie gehören auch zu den ersten Ohrhörern mit LE Audio. Das eröffnet Bluetooth-Verbindungen vollkommen neue Möglichkeiten, die in Zukunft wohl niemand mehr missen möchte.
Auf den ersten Blick hat sich bei den Sennheiser Momentum True Wireless 4 (TW 4) im Vergleich zu den Vorgängern nichts getan, Ohrhörer und Ladecase sehen nahezu unverändert aus. Der einzige sichtbare Unterschied ist das feinere Gitter der Silikonstöpsel für einen besseren Schutz vor Ohrschmalz. Doch tatsächlich stellt die vierte Generation der Ohrhörer einen großen Fortschritt dar, auch wenn man ihn zunächst noch nicht vollständig hören kann.
Alle Neuerungen stecken im Inneren der nach wie vor sehr bequemen Ohrhörer, was man ein wenig daran erkennen kann, dass sie mit jeweils 6,2 Gramm 0,4 Gramm schwerer sind als ihre Vorgänger. Die Ladebox wiegt wie bisher 66,4 Gramm, hier hat sich auch technisch nichts verändert.
Bluetooth LE Audio ist eine kleine Revolution
Die große Neuheit im Inneren der TW 4 ist die Unterstützung von Bluetooth LE Audio, womit Sennheiser einer der ersten Hersteller weltweit ist, der die Technik in Ohrhörern umsetzt. In Zukunft wird sie bei hochwertigen Headsets Standard sein, denn LE Audio stellt eine kleine Bluetooth-Revolution dar.
Das liegt speziell an Auracast. Damit ist es unter anderem möglich, bei Führungen in Museen den eigenen Kopfhörer zu nutzen. Für die Verbindung genügt es, einen Code zu scannen. Das Gleiche funktioniert bei internationalen Kongressen mit Dolmetscher-Stimmen oder in Hörsälen. Mit LE Audio müssen Fernseher in Warteräumen auch nicht mehr sinnlos Nachrichten ohne Ton zeigen - jeder, der möchte, kann mit seinem Headset zuhören. Bei Kopfhörer-Partys können künftig DJs auflegen, bei Großkonzerten müssen keine Lautsprecher-Wände den Sound in die hinterste Reihe dröhnen, im Kino verfolgen alle den Film in der Sprache ihrer Wahl.
LE steht für Low Energie, also für einen niedrigen Stromverbrauch. Bluetooth LE an sich wurde schon 2009 mit Bluetooth 4.0 eingeführt und dann weiterentwickelt. Bisher wurde die Technik allerdings nicht zur Audio-Übertragung, sondern nur zum Koppeln oder der Übermittlung von Informationen wie den Ladestand der Akkus eingesetzt. Stattdessen spielt die Musik immer noch über das energieintensivere Bluetooth Classic, da es stabilere Verbindungen sowie höhere Bitraten und damit eine bessere Qualität ermöglicht.
Gute Ausdauer
Mit Bluetooth Audio LE kommt jetzt aber der neue Codec LC3 (Low Complexity Communication Codec/Übertragungscodec mit geringer Komplexität), der auch bei niedrigen Datenraten eine hohe Qualität und sehr niedrige Latenzen ermöglicht. Möglicherweise wird damit die bereits gute Laufzeit der TW 4 noch verlängert, die Sennheiser aktuell mit bis zu sieben Stunden bei aktiviertem ANC angibt. Die Box soll Reserven für bis zu 23 Stunden haben.
Die Angaben haben sich im Praxistest von ntv.de ungefähr bestätigt, wobei allerdings LC3 noch nicht zum Einsatz kam. Das im Test verwendete Google Pixel 8 Pro unterstützt zwar den Codec bereits. Aber aktuell gibt es noch keinen entsprechenden Content und die TW 4 benötigen erst noch ein Update, das "in Kürze" erscheinen soll.
Während mit LC3 codierte Musik schon bald verfügbar sein könnte, wird es vermutlich etwas länger dauern, bis man die neuen Sennheiser-Ohrhörer für Auracast-Übertragungen verwenden kann. Denn Sender, die die Technik beherrschen, sind noch rar. Man darf sich aber darauf freuen. ntv.de konnte sich bei der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas einen ersten Eindruck von den LE-Audio-Möglichkeiten verschaffen.
Geringe Latenz, verlustfreie Übertragung
Vorerst bleiben Käufern der TW 4 nur ein paar kleinere Verbesserungen. So ermöglicht der verwendete Qualcomm-Chip S5 Gen 2 unter anderem eine sehr niedrige Latenz (Verzögerung) oder besonders verlustfreie Bluetooth-Übertragungen (aptX Lossless).
Hörbar verbessert hat Sennheiser auch die aktive Geräuschunterdrückung (ANC), die sich automatisch an die Umgebung anpasst. Im Test hat sie nicht nur im Zug einen guten Job gemacht, sondern auch im Flugzeug. Das ANC ist hier zwar nicht wie bei Bügelkopfhörern in der Lage, das Rauschen völlig auszublenden, aber es reduziert es so stark, dass ein weitgehend ungestörter Musikgenuss möglich ist. Auch bei Telefonaten ist die Geräuschunterdrückung effektiv. Sie schluckt etwas die Bässe, weswegen man etwas blechern klingt, aber man wird von Gesprächspartnern immer gut verstanden.
Schon bei den TW 3 war erfreulich, dass das ANC auch einen Modus zur Vermeidung von Windgeräuschen hat. Der Transparenzmodus macht ebenfalls eine gute Arbeit. Er weist zwar ein hörbares Eigenrauschen auf, was aber nicht weiter stört. Wichtiger ist, dass man die Stärke des Effekts einstellen und mit einem Tipper auf einen Ohrhörer die Wiedergabe pausieren und den Transparenzmodus einschalten kann.
Gelungene Steuerung, umfangreiche App
Allgemein hat Sennheiser die Touch-Steuerung sehr gut umgesetzt. Man kann damit praktisch alles regeln und Nutzer haben die Möglichkeit festzulegen, was nach einem, zwei, drei oder einem langen Tipper passieren soll.
Das erledigt man in der App, die einen großen Funktionsumfang bietet. Unter anderem kann man testen, ob die Ohrhörer richtig sitzen, es gibt einen Equalizer, man kann den Klang dem eigenen Gehör anpassen und Soundprofile für verschiedene Situationen festlegen. Neu ist die Option, die Akku-Lebensdauer zu verlängern, indem man ihn nicht zu 100 Prozent lädt. Um die Laufzeit zu verbessern, kann man eine geringere Streaming-Qualität ohne aptX wählen.
Ein Genuss ist der hervorragende Klang der Ohrhörer, der wie bei Sennheiser üblich, neutral abgestimmt ist. Klar definierte Mitten bestimmen das Geschehen auf einer für Ohrhörer weiten und luftigen Bühne. Kräftige, aber nicht übertriebene Bässe bilden ein starkes Fundament, glasklare Höhen liefern viele Details. Laut Sennheiser sind bei den TW 4 die Höhen etwas sanfter eingestellt, wirklich hören kann man den feinen Unterschied zu den Vorgängern im direkten Vergleich aber kaum.
Fazit
Die Sennheiser Momentum True Wireless 4 gehören zu den besten Bluetooth-Ohrhörern, die man derzeit kaufen kann. Besser klingende Konkurrenten zu finden, ist nicht leicht, auch das ANC ist ausgezeichnet. Dazu kommen ein hoher Tragekomfort und eine App, die sehr viel zu bieten hat. Die wichtigste Neuerung, Bluetooth LE Audio, kann man vorerst aber noch nicht nutzen. Wer rund 300 Euro für die Sennheiser Momentum True Wireless 4 zahlt, investiert also in die Zukunft. Wenn LC3 und Auracast nicht so wichtig sind, sind die Vorgänger eine attraktive Alternative, die man aktuell schon für rund 185 Euro im Online-Handel findet.
Quelle: ntv.de