Perfekter Mittelweg Der Accentum Plus Wireless hat Sennheiser noch gefehlt


Der Sennheiser Accentum Plus Wireless ist auch in Weiß erhältlich.
(Foto: kwe)
Sennheiser bringt mit dem Accentum Plus Wireless einen Kopfhörer auf den Markt, der im Portfolio des Herstellers noch gefehlt hat. Er soll die perfekte Lösung für Nutzer darstellen, die zusätzlich zu einem großartigen Klang auch ein paar Extras genießen, aber keinen Flaggschiff-Preis bezahlen möchten.
Im vergangenen Herbst hat Sennheiser mit dem Accentum Wireless einen Kopfhörer herausgebracht, der fast so gut klingt wie das Top-Modell Momentum 4, aber mit einem aktuellen Preis von knapp 150 Euro wesentlich günstiger ist. Dafür müssen Käufer aber ohne alle Extras auskommen. Deswegen bringt Sennheiser jetzt den Accentum Plus Wireless auf den Markt, der für rund 230 Euro den perfekten Mittelweg darstellen soll. ntv.de hat ausprobiert, ob sich der Aufpreis zur günstigeren Variante lohnt oder ob man nicht besser gleich zum Flaggschiff greifen soll.
Mit Tasche und Touch-Bedienung
Den ersten Unterschied sieht man schon, wenn man den Karton öffnet, denn der Wireless Plus kommt mit einer robusten Transporttasche. Der Kopfhörer selbst ist von der günstigen Variante zunächst kaum zu unterscheiden, auffallend ist lediglich, dass er an der rechten Muschel nur eine Taste hat. Das liegt daran, dass die Plus-Variante wie der Momentum 4 über eine Touch-Bedienung verfügt.
Zusammenklappen kann man auch diesen Kopfhörer nicht, allerdings ist er ohnehin sehr kompakt und nimmt in seinem Case in Taschen kaum Platz weg. Er ist mit 227 Gramm nur fünf Gramm schwerer als der einfache Accentum und durch eine großzügige Polsterung trotz eines strammen Anpressdrucks sehr bequem zu tragen. Die Verarbeitung ist, wie von Sennheiser zu erwarten, hochwertig. Obwohl der Kopfhörer fast ausschließlich aus Plastik besteht, hört man kein Knarzen oder Klappern.
Toller Klang
Beim Klang ist kein Unterschied zum günstigeren Modell zu hören. Das war auch kaum zu erwarten, da die gleichen 37-Millimeter-Lautsprecher mit einem Frequenzgang von 10 Hertz bis 22 Kilohertz eingebaut sind. So erhält man den für Sennheiser typischen Klang, der sich durch eine grundsätzlich neutrale Abstimmung, ausgezeichnet definierte Mitten und glasklare Höhen mit vielen Details auszeichnet.
Die Bässe sind trotz der etwas kleineren Schallwandler gefühlt sogar etwas kräftiger als beim Momentum 4. Das passt in den meisten Fällen, kann je nach Geschmack aber bei dem einen oder anderen Song ein wenig übers Ziel hinausschießen.
Dafür findet man in der umfangreichen Smart-Control-App die Möglichkeit, die Tiefen in einem 5-Band-Equalizer abzusenken. Man kann sich mehrere individuelle Einstellungen abspeichern und ausprobieren, was am besten funktioniert. Die Anwendung ermöglicht außerdem, einen Test durchzuführen, um den Klang an das eigene Hörvermögen oder den persönlichen Geschmack anzupassen.
Starkes adaptives ANC
In der App sieht man auch einen wichtigen Unterschied: Das Plus-Modell verfügt nämlich wie der Momentum 4 über eine adaptive aktive Geräuschunterdrückung (ANC), während man beim einfachen Accentum nur die Wahl zwischen An und Aus oder einem Transparenzmodus hat. Die ANC-Anpassung funktioniert zuverlässig und man kann sich gewöhnlich darauf verlassen.
Es ist aber auch möglich, die Geräuschunterdrückung durchgehend auf höchster Stufe eingeschaltet zu lassen, wobei man hört, dass sie auf sehr hohem Niveau arbeitet. Zusätzlich kann man das ANC stufenlos manuell regeln. Schiebt man den Regler ganz nach rechts, hört man Außengeräusche so verstärkt, dass man garantiert jede Durchsage in der Wartehalle versteht. Übertrieben oder gar unangenehm ist der Transparenzmodus jedoch nicht.
Gelungene Steuerung, große Ausdauer
Bei Telefonaten ist man selbst sowie Gesprächspartner gut zu verstehen. Dank zweier Beamforming-Mikrofone wird die Stimme effektiv isoliert, wodurch man auch in lauteren Umgebungen ohne zu schreien telefonieren kann.
Nimmt man den Kopfhörer vorübergehend ab, pausiert die Wiedergabe nahezu ohne Verzögerung. Der einfache Accentum kann das nicht, bei ihm muss man dafür wie für alle anderen Aktionen eine Taste drücken. Das Plus-Modell hat dagegen wie der Momentum 4 eine Touch-Steuerung. Mit ein oder zwei Tippern sowie Wischern über die berührungsempfindlichen Außenseiten der Muscheln lässt sich bei Wiedergabe und Telefonaten alles regeln.
Die Flächen reagieren präzise und flott, und Besonderheiten wie mit zwei Tippern gleichzeitig die Musik zu unterbrechen und den Transparenzmodus zu aktivieren, sind erfreulich. Unkomplizierter sind allerdings die physischen Tasten des einfachen Accentum. Man kann sie auch kaum versehentlich bedienen, wie das bei Touch-Flächen schnell passiert.
Bei der Ausdauer gibt es zwischen den Varianten zum Glück keine größeren Unterschiede. Auch der Plus bietet im Bluetooth-Betrieb bei aktiviertem ANC eine Laufzeit von rund 50 Stunden. Ist der Akku erschöpft, hält der Kopfhörer nach zehn Minuten am Ladegerät wieder bis zu fünf Stunden durch. Ist der Bluetooth-Betrieb nicht möglich, kann man ihn auch mit einer Wiedergabequelle verkabeln.
Lieber viel weniger oder etwas mehr ausgeben
Ja, der Accentum Plus hat Sennheiser noch gefehlt, um Nutzerinnen und Nutzern einen starken ANC-Bluetooth-Kopfhörer zwischen Einsteiger- und Top-Modell zu bieten. Das gilt jedenfalls technisch. Wenn man auf das Preis-Leistungs-Niveau achtet, macht die Realität im Online-Handel Sennheiser allerdings einen Strich durch die Rechnung. Der einfache Accentum ist inzwischen schon ab etwa 130 Euro zu haben, und wenn man Touch-Bedienung, adaptives ANC und Transporttasche unbedingt haben möchte, muss man nur 30 Euro mehr als für den Plus hinlegen, um den Momentum 4 zu bekommen.
Quelle: ntv.de