Vodafone und O2 holen auf Telekom bleibt bester LTE-Anbieter
09.05.2019, 15:46 Uhr
(Foto: imago images / Westend61)
Messungen zufolge hat die Telekom immer noch das beste LTE-Netz in Deutschland. Doch Vodafone und O2 holen stark auf. Im internationalen Vergleich sieht es aber nach wie vor schlecht aus und voraussichtlich werden die Anbieter die vorgegebenen Ausbauziele nicht erreichen.
Aktuell läuft in Deutschland noch die erste Versteigerung von 5G-Lizenzen und die drei großen deutschen Netzbetreiber sowie Neuling 1&1 Drillisch haben bisher bereits fast 6 Milliarden Euro geboten. Das ist sehr viel Geld, das die Unternehmen voraussichtlich über teure Tarife an ihre Kunden weitergeben werden. Die Milliarden fehlen den Netzbetreibern aber auch für den aktuell anstehenden LTE-Ausbau, der noch lange nicht so weit fortgeschritten ist, wie dies für ein führendes Industrieland angemessen wäre. Mit dem derzeit auf dem Tisch liegenden Geld hätten schon fast 50.000 Mobilfunkmasten in Deutschland gebaut werden können", sagte Telekom-Chef Höttges.
Ausbauziele kaum zu erreichen
Die etablierten Teilnehmer der 5G-Auktion - also Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) - sind verpflichtet, bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der Haushalte je Bundesland mit Download-Geschwindigkeiten von mindestens 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zu versorgen, bis Ende dieses Jahres sollen wenigstens 50 Mbit/s erreicht werden.
Die jüngste Analyse von Opensignal mit Messungen vom 1. Januar bis 31. März deutet nicht darauf hin, dass die Betreiber das Nahziel in diesem Jahr erreichen und es sind auch erhebliche Zweifel angebracht, dass sie die bis Ende 2022 geforderte Abdeckung schaffen werden.
Für 2018 ermittelte Opensignal für Deutschland eine durchschnittliche Download-Rate (inklusive 3G) von 23,7 Mbit/s. Viel hat sich seitdem nicht geändert, aber es geht langsam voran. Laut OpenSignal haben alle drei Betreiber ihren Wert um 3 Mbit/s verbessern können. Mit 33,4 Mbit/s liegt die Telekom noch klar vorne, Vodafone (20,8) und O2 (17,0) erreichen diesen Wert nicht annähernd.

Der LTE-Netzausbau geht nicht schnell genug voran, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen.
(Foto: picture alliance / dpa)
In größeren Städten sind die Durchschnittsgeschwindigkeiten grundsätzlich höher, die Telekom knackt hier in Berlin und Köln sogar die 50-Mbit/s-Marke. Auch Vodafone schneidet in den Ballungsgebiet gewöhnlich deutlich besser ab, während O2 kaum von seinem Durchschnitt abweicht und ihn in Frankfurt mit 13,3 Mbit/s sogar unterschreitet.
Deutschland hinkt hinterher
Laut Opensignal hinkt Deutschland mit diesen Werten im europäischen Vergleich deutlich hinterher: "Unsere Analyse ergab, dass die durchschnittliche Download-Geschwindigkeitsleistung der Telekom in Deutschland schlechter war als die von T-Mobile Netherlands oder Magyar Telekom in Ungarn. Vodafone Deutschland war das Schlusslicht in der Vodafone-Tabelle und die Geschwindigkeitswerte waren schlechter als die von Griechenland, während die Geschwindigkeitswerte von O2 Deutschland, einem Teil der Telefónica, weit hinter denen von Movistar in Spanien lagen."
Bei den Uploads ging das Rennen noch deutlicher für die Telekom aus, das mit 10,9 Mbit/s einsame Spitze ist. Erstaunlicherweise konnte O2 in dieser Disziplin Vodafone mit 6,4 Mbit/s knapp hinter sich lassen, das im Schnitt 6,1 Mbit/s erreichte. In den Städten liegt allerdings Vodafone vor O2.
Videostreaming gut bis sehr gut
Dass reine Download-Werte nicht unbedingt die Nutzer-Realität widerspiegeln müssen, zeigen die Werte, die Opensignal für die Video-Erfahrung ermittelt hat. Dabei werden Ladezeiten, Unterbrechungen und Auflösung eines Videostreams gemessen und bewertet. Zwar liegt die Telekom auch hier mit 70,2 von 100 möglichen Punkten vorne, aber Vodafone (68,3) und O2 (61,5) sitzen dem Spitzenreiter dichter im Nacken. Das gilt für ländliche Regionen und große Städte.
Alle drei Betreiber konnten sich in dieser Disziplin deutlich steigern, wobei O2 mit 13 Prozent den größten Sprung hinlegte. Aber auch bei der Video-Leistung gilt: Im europäischen Vergleich befindet sich Deutschland lediglich im unteren Mittelfeld.
Interessanterweise ist Vodafone bei den Latenzzeiten - den Verzögerungen bei der Datenübertragung - mit durchschnittlich 39,9 Millisekunden die Nummer 1 und lässt die Telekom (42,2) knapp hinter sich. O2 ist mit 49,5 Millisekunden deutlich abgeschlagen.
O2 und Vodafone bauen schneller aus
Was die reine LTE-Verfügbarkeit betrifft, haben die Telekom-Konkurrenten durch verstärkte Ausbaumaßnahmen deutlich aufholen können. O2 legte um 7 Prozentpunkte auf 67,3 Prozent zu, Vodafone steigerte die Verfügbarkeit seines LTE-Netzes sogar um fast 10 Prozentpunkte auf 79,4 Prozent. Die Telekom liegt mit 85,5 Prozent zwar noch klar vorne, konnte sich aber lediglich um 4 Prozentpunkte verbessern.
In den großen Städten sind die LTE-Netze noch wesentlich besser gespannt, hier erreichen Telekom und Vodafone nicht selten Werte um oder über 90 Prozent. Aber auch O2-Kunden dürfen sich in der Regel über eine Verfügbarkeit um die 80 Prozent freuen. Opensignal weist allerdings darauf hin, dass es innerhalb von Städten große Schwankungen bei den Messungen feststellte, in Berlin beispielsweise zwischen 68 und 94 Prozent.
Quelle: ntv.de, mit dpa