Technik

Expertin zum Flammen-Debakel Wollte Samsung beim Note 7 zu viel?

Das Pannen-Handy Note 7 wurde wahrscheinlich Opfer von zu hohen Ambitionen.

Das Pannen-Handy Note 7 wurde wahrscheinlich Opfer von zu hohen Ambitionen.

(Foto: jwa)

Die genaue Ursache für die brennenden Akkus beim Galaxy Note 7 ist weiterhin unbekannt. Eine Expertin vermutet aber: Samsung hat beim Bau der Akkus zu viel riskiert - und verloren.

Woran es genau lag, dass Samsungs Top-Smartphone Note 7 gleich reihenweise in Flammen aufging, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Samsung hatte laut einem Bericht der "New York Times" schon nach den ersten Alarm-Meldungen im August hunderte Ingenieure auf die Suche nach der Ursache geschickt, fündig geworden waren die Experten aber bis zum Schluss nicht. Das traurige Ende des Note 7 ist bekannt, Samsung stellte den Verkauf ein, stoppte die Produktion und rief die bereits verkauften Geräte zurück - alle bisher produzierten Note 7 werden vernichtet. Jetzt bestätigt eine Expertin, was ohnehin schon vermutet wurde: Schuld an der Misere könnte sein, dass Samsung zu viel wollte.

Überoptimierung

In einem Interview mit dem Computer-Magazin "c't" erklärt die Akku-Forscherin Bai-Xiang Xu, was aus ihrer Sicht die wahrscheinlichste Ursache für die defekten Akkus ist. Stichwort Überoptimierung: Die meisten Vorfälle passierten, als das Note 7 geladen oder über einen längeren Zeitraum intensiv genutzt wurde - in beiden Fällen erwärmt sich bei Smartphones der Akku. Das ist erst einmal ein normaler Prozess, Xu nimmt aber an, dass der Akku des Note 7 weniger hitzetolerant ist als bei anderen Smartphones und deshalb Feuer fing.

Ein möglicher Grund dafür ist das Design der Akkuzelle, bei der Samsung wohl möglichst viel Energie aus der beschränkten Größe herauskitzeln wollte. Die negative und die positive Elektrode in einem Akku sind durch durchlässigen Separatoren getrennt, erklärt Xu im Interview. Je dünner der Separator, desto höher die Energiedichte und desto kürzer die Aufladezeit - zwei attraktive Vorteile im Wettbewerb um möglichst dünne Geräte mit möglichst leistungsfähigen Akkus. Allerdings steigt damit auch das Risiko von Kurzschlüssen im Akku, außerdem sinkt dessen mechanische Stabilität. 

Schicker, dünner, stärker

Damit lautet die wahrscheinlichste Erklärung für das Debakel nach wie vor schlicht und einfach: Samsung wollte zu viel. Nicht nur war der Zeitrahmen für den Verkaufsstart extrem eng gesteckt, worunter die Qualitätskontrolle möglicherweise gelitten hat. Auch der Konkurrenzdruck und das Verlangen der Kunden nach immer schickeren, dünneren und zugleich leistungsfähigeren Geräten trug dazu bei, dass Samsung beim Note-7-Akku wohl mehr Risiko einging, als gut war. Im Moment haben die Koreaner den Schaden, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass etwas Ähnliches auch mit den Geräten anderer Hersteller passiert.

Was in einem Akku passiert, bevor er in Flammen aufgeht, erklärt Xu so:

"Das Abbrennen eines Akkus ist fast immer das Ergebnis eines thermischen Durchgehens, also einer positiven Rückkopplung zwischen Erhitzung und Temperaturanstieg. Das kann mit einer bestimmten exothermischen Reaktion beginnen, einer fortschreitenden Reaktion des Elektrolyts mit der Anode. Zusätzlich oder alternativ kann ein Kurzschluss die Ursache sein. Kurzschlüsse können durch Ablagerung von metallischem Lithium an der Anode entstehen, dem sogenannten Plating.

Bei einer bestimmten Temperatur zersetzt sich das organische Lösungsmittel im Elektrolyt, brennbare Kohlenwasserstoffe entstehen und der Polymer-Separator schmilzt. Das führt zu massiven Kurzschlüssen und mehr Hitze. Schließlich zersetzt sich die Kathode, die normalerweise aus einem Lithium-Metall-Oxid besteht, und gibt Sauerstoff frei. Die Kohlenwasserstoffe treffen auf den Sauerstoff, und der Akku beginnt zu brennen. Während all dieser Phasen entstehen Gase, und der Druck steigt. Das führt zum explosiven Abbrennen."

Quelle: ntv.de, jwa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen