
Ob hoch oben im Himmel oder tief unter der Erde, in "Zelda Tears of the Kingdom" darf sich der Spieler austoben.
(Foto: Foto: Nintendo/Screenshot)
Mit "Zelda: Breath of the Wild" revolutioniert Nintendo 2017 nicht nur die Zelda-Reihe, sondern auch das gesamte Konzept offener Spielwelten. Nun erscheint mit "Tears of the Kingdom" ein Nachfolger, der die ohnehin schon hohe Messlatte seines Vorgängers mühelos überwindet.
Tief unter Schloss Hyrule, zwischen moderndem Gestrüpp und moosbewachsenen Wänden, zwischen unheilvollem schwarzem Nebel und angriffslustigen Fledermäusen, finden sich Überreste einer Zivilisation. Statuen, die entfernt menschlich aussehen, Säulen, die auf uralte Bauten hinweisen, verwitterte Malereien an den Wänden. Tief in diesem Gewölbe stoßen Ritter Link und Prinzessin Zelda auf eine Mumie. Sie erwacht zum Leben, greift an, reißt mit einem Mal Fragmente des gesamten Kontinents in den Himmel. Link wird schwerverletzt, Zelda verschwindet. Und wieder geht die Suche los.
Da ist es also, "Zelda: Tears oft the Kingdom" (TotK). Der Nachfolger des wohl beeindruckendsten Open-World-Games aller Zeiten. "Breath of the Wild" war ein Spiel, das nicht mit etlichen, häufig sinnlosen Aufgaben malträtierte; das nicht mit leblosen Städten und einer noch lebloseren Umgebung langweilte; das vielmehr zum Erkunden eingeladen und Freiheiten gelassen hat. Nintendos Meisterwerk ist auch heute ein großer Spielplatz, vollgepackt mit Geheimnissen. Nun hat der Nachfolger die undankbare Aufgabe, dieses Erbe anzutreten. Schafft er das?
Ja, doch der Reihe nach.

Auch wenn die Hardware der Nintendo Switch aus der Zeit fällt, sieht "Zelda: Tears of the Kingdom" noch immer sehr gut aus.
(Foto: Foto: Nintendo/Screenshot)
"Zelda: TotK" spielt ein paar Jahre nach seinem Vorgänger, ändert aber erstmal an der grundsätzlichen Handlung nichts. Prinzessin verschwindet, Held macht sich auf, um sie und nebenbei die Welt zu retten. Seit 1986 ist es, bis auf ein, zwei Ausnahmen, der gleiche Brei, den die Zelda-Reihe serviert. Wenngleich hier angemerkt sei, dass die Geschichte reichlich episch und mit vielen liebevoll geschriebenen Charakteren gespickt ist. Doch nicht das "Was" macht den Kern der Spiele aus, sondern das "Wie". Und gerade hier sorgt Nintendo noch einmal für erfrischende Wendungen. Obwohl es auf den ersten Blick nicht so scheint.
Bekannte Orte, neue Ideen
Auch diesmal streift Link durch Hyrule mit all seinen Steppen, Ruinen, Gipfeln und Tälern. Fans bemängelten, dass es sich dabei schlicht um die Spielwelt des Vorgängers handelt. Nicht ganz. Vieles ist vertraut, aber eben nicht gleich. Grund ist der sogenannte Kataklysmus. Ein großer Teil der Spielwelt findet sich im Himmel, in Form kleiner Inseln. Bereits dadurch wächst der Erkundungsspielraum deutlich. Da hört es aber nicht auf. Tief unter der Erde liegt auch noch die Unterwelt, ein gewaltiges, schön designtes Höhlenlabyrinth. Und auch Hyrule selbst hat sich verändert. Bekannte Plätze sind teilweise zerstört, bekamen Ergänzungen, locken mit neuen interessanten Charakteren. Es mag ein Aufguss sein, aber einer mit vielen neuen Geschmackskomponenten. Das gilt auch für die Spielmechaniken.

Manchmal müssen Spieler eine Weile suchen, um von einer Insel zur nächsten zu gelangen.
(Foto: Foto: Nintendo/Screenshot)
Im Vorgänger hatte Link vier Fertigkeiten, um die Spielwelt zu manipulieren, etwa Zeit einfrieren oder Wasser zu Blöcken gefrieren. Rätsel wie auch Kämpfe gewannen so an Abwechslung. Im neuen Teil fallen alle Fähigkeiten weg - und werden durch neue ersetzt. Besonders interessant: die Ultra-Hand. Mit ihr lassen sich Dinge bewegen und verschmelzen. Dadurch können Spieler Fahrzeuge, Boote, gar Raketen basteln. Wie Spieler Hindernisse, etwa reißende Flüsse, tiefe Schluchten oder kochende Lavaseen überqueren, ist ihnen überlassen. Sie können sich ausprobieren. Und was alles möglich ist, dürfte selbst Bastelprofis überraschen.
Mit Synthese lassen sich wiederum allerlei Gegenstände mit Waffen kombinieren. Ist auch bitter nötig. Wie im Vorgänger zerbrechen Schwerter und Schilde mit der Zeit. Erst kleinere Upgrades machen sie robuster. Und wenn das nicht reicht, greift noch ein ausgeklügeltes Physiksystem. Flächenbrände, Gerölllawinen, explodierende Fässer, nicht immer ist der Griff zum Schwert nötig. Zudem kann Link nun durch Decken zu schwimmen, um sich Zugang zu augenscheinlich unerreichbaren Orten zu verschaffen.
Einfach nur spielen
Nintendo besticht mal wieder durch Einfallsreichtum. Klar, die Geschichte erzählt den klassischen Kampf zwischen "Gut" und "Böse", was nicht mehr zeitgemäß und etwas abgenutzt ist. Vor allem, wenn Link schlafende goblinartige Wesen meuchelt, lebendige Bäume, die an sich nur herumstehen, zu Kleinholz hackt und Roboter zu Schrotthaufen verarbeitet, die im Grunde nur abgesteckte Areale schützen. Auch dass der Oberschurke bis auf Macht und Vernichtung keine Motive hat, ist nicht sonderlich kreativ. Ebenso, dass die Grafik auf der mittlerweile sechs Jahre alten Nintendo Switch nicht mehr aktuellen Standards entspricht. Aber "TotK" will weder ein Hochglanzmeisterwerk sein, noch ein moralphilosophisches Statement abgeben. Der Fokus liegt auf dem Spielspaß.
All die Möglichkeiten, die gewaltige Spielwelt, die verwinkelten Verliese, überall gilt es, sich auszuprobieren, zu erforschen, alle Mechaniken bis an die Grenze der im Spiel inhärenten Regeln auszureizen. So kommt eine Menge zusammen, denn Vorschriften gibt es kaum. Und genau das kann den Zauber von Videospielen ausmachen. Wo die Industrie weiterhin an Checklisten festhält, mitunter auf platt getretenen Pfaden kampiert, zeigt Nintendo, was es noch abseits des Bekannten gibt. Natürlich ist der Vorwurf naheliegend, dass "TotK" seinem Vorgänger ähnelt. Doch die Mischung aus Altbewährtem und Neuem ist genau das, was das Spiel so grandios macht.
"Zelda: Tears of the Kingdom" ist für die Nintendo Switch erhältlich.
Quelle: ntv.de