Kurznachrichten

Hohe Zahlung an Dschihadisten? Frankreich: Terrorfinanzierung-Prozess gegen Zementhersteller Lafarge startet

218513992.jpg

(Foto: picture alliance / abaca)

In Frankreich steht ab heute erstmals ein Unternehmen wegen möglicher Terrorismusfinanzierung vor Gericht. Die Ermittlungsrichter werfen dem Baustoffhersteller Lafarge vor, zwischen 2013 und September 2014 insgesamt fünf Millionen Euro an Dschihadistengruppen wie den Islamischen Staat (IS) und den Al-Kaida-Ableger Nusra-Front gezahlt zu haben. Ziel sei es gewesen, ein Zementwerk in Nord-Syrien während des Bürgerkriegs weiterzubetreiben. Der Prozess soll bis zum 16. Dezember dauern. Lafarge ist seit 2015 Teil des Schweizer Zementkonzerns Holcim.

Neben dem Unternehmen stehen seit 2017 acht ehemalige Führungskräfte im Visier der Anti-Terror-Staatsanwaltschaft. Ihnen drohen bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft. Lafarge teilte am Dienstag mit, der Fall drehe sich um "Handlungen, die vor mehr als einem Jahrzehnt stattfanden und einen flagranten Verstoß gegen den Verhaltenskodex von Lafarge SA darstellten". Keiner der angeklagten ehemaligen Manager sei heute noch für das Unternehmen tätig. Gegen Lafarge wird zudem gesondert wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermittelt.

In einem weiteren Verfahren in den USA hatte Lafarge 2022 bereits zugegeben, dass seine syrische Tochtergesellschaft sechs Millionen Dollar an den IS und die Nusra-Front gezahlt hatte, um Mitarbeitern und Lieferanten die Durchfahrt an Kontrollpunkten zu ermöglichen. Der Konzern zahlte im Rahmen einer Einigung eine Strafe von 778 Millionen Dollar. In Frankreich drohen Lafarge bei einer Verurteilung deutlich geringere Geldstrafen. Hintergrund sind die Vorgänge rund um das Zementwerk Dschalabija in Nordsyrien, das Lafarge 2008 für 680 Millionen Dollar gekauft hatte.

Die Produktion begann 2010, wenige Monate vor Beginn des syrischen Aufstands. Den Ermittlern zufolge sollen unter anderem drei Millionen Euro gezahlt worden sein, um die sichere Durchfahrt an Kontrollpunkten zu gewährleisten. Weitere 1,9 Millionen Euro sollen für den Kauf von Rohstoffen aus Steinbrüchen geflossen sein, die unter der Kontrolle des IS standen.

Quelle: ntv.de, rts

Regionales
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen