Wirtschaft

Strategische Ölreserven 90 Tage Sicherheit

Die Libyen-Krise und die Angst vor einer Ausweitung der Unruhen auf die ganze Region treiben den Ölpreis in die Höhe. Das erinnert die großen Industriestaaten an einen wichtigen Trumpf: Ihre strategischen Ölreserven. Für reine Preissenkungen dürfen die Reserven jedoch nicht verpulvert werden.

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(Foto: REUTERS)

Seit der Ölkrise der 1970er Jahre verfügen die Industriestaaten über strategische Ölreserven. Nach Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) liegen in den 28 Mitgliedsstaaten der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) derzeit ungefähr 1,6 Mrd. Barrel bzw. rund 250 Mrd. Liter Rohöl in staatlichen Beständen.

Die Länder haben sich dazu verpflichtet, in den Lagern so viel Öl vorrätig zu halten, um damit Ausfälle von 90 Tagen zu überbrücken. Dazu kommen die Lagerstätten der Unternehmen. Ende 2009 summieren sich die gesamten Vorräte in den OECD-Staaten auf 4,2 Mrd. Barrel, genügend für den gesamten weltweiten Verbrauch in 50 Tagen.

Die weltweit größten Reserven befinden sich in den USA, wo der Staat über 726,6 Mio. Barrel verfügt. Diese Menge reicht für mehr als einen Monat aus. Deutschland lagert 21 Mio. Tonnen ein, was den Bedarf von 90 Tagen deckt. Etwa die Hälfte davon ist Rohöl, der Rest sind Mineralölprodukte wie Benzin oder Diesel. China verfügt über Reserven von 178 Mio. Barrel, bis 2020 sollen es 500 Mio. Barrel werden. Indien will dagegen erst mit dem Aufbau einer strategischen Reserve beginnen.

Kein Preisdämpfer

Die IEA kann die OECD-Mitgliedsländer bei ernsthaften Störungen der Versorgung dazu anhalten, ihre Bestände auf den Markt zu bringen. Das ist aber äußerst selten der Fall. Zuletzt passierte dies 2005, als der Wirbelsturm Katrina die Ölförderung im Golf von Mexiko lahmgelegte, und im Golfkrieg 1991. In Deutschland werden die Bestände vom Wirtschaftsministerium freigegeben, wenn Versorgungsstörungen drohen. Zur Bekämpfung des Preisanstieges darf die strategische Reserve dagegen nicht genutzt werden.

Experten bezweifeln, dass der Preis deutlich nachgeben würde, wenn staatliches Öl auf den Markt käme. Preisspitzen könnten sicher verhindert werden, sagte Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht. Auch Engpässe, die die Wirtschaft ernstlich belasten könnten, würden vermieden. Derzeit leide die Ölversorgung aber noch nicht unter den Turbulenzen in Libyen, weil Länder wie Saudi Arabien ihre Förderung hochfahren können. "Den Preis dagegen kann man eher nicht beeinflussen", sagte sie. Auch Michael Bräuninger vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) ist skeptisch. "Gegen den langfristigen Trend kann man nichts machen", sagte er. Denn neben den Unruhen in Nordafrika treibt auch die steigende Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern den Ölpreis nach oben. Und dagegen kann man mit den staatlichen Reserven nichts ausrichten.

Quelle: ntv.de, rts

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