Wirtschaft

Bilderbuchstart in Sevilla A400M endlich in der Luft

Eine schwere Geburt: Der A400M fliegt endlich.

Eine schwere Geburt: Der A400M fliegt endlich.

(Foto: dpa)

Mit zweijähriger Verspätung ist der Militärtransporter A400M des europäischen Rüstungskonzerns EADS zu seinem Jungfernflug gestartet. Unter dem Applaus Hunderter Zuschauer aus Politik, Militär und Rüstungsindustrie hob das schwere Transportflugzeug erstmals vom Flughafen im spanischen Sevilla ab, wo die Maschinen künftig montiert werden sollen. Mit Kosten von 20 Milliarden Euro ist der A400M das größte europäische Rüstungsprojekt.

Überschattet wird der Erstflug allerdings vom Streit über die Finanzierung des immer wieder von Entwicklungsproblemen geplagten Vorhabens: Über den ursprünglich vereinbarten Festpreis hinaus fordert EADS von den Abnehmerstaaten weitere fünf Milliarden Euro. Unmittelbar nach dem Start kamen in Sevilla die Vertreter der Käuferstaaten zusammen, um die Suche nach einer Lösung fortzusetzen.

Preiserhöhung im Gespräch

Die Abnehmerländer des A400M wollen über eine Preiserhöhung pro Flugzeug beraten, um die hohen Zusatzkosten aufzufangen. Durch eine Preiserhöhung pro Maschine soll eine Kapitalspritze für das Projekt vermieden werden. Damit müsste letztlich von den Steuerzahlern ein Teil der Kostenexplosion geschultert werden. Deutschland hat sich jedoch gegen diese Idee ausgesprochen.

Gelungener Start auf dem Flughafen von Sevilla.

Gelungener Start auf dem Flughafen von Sevilla.

(Foto: dpa)

"Richtig ist, dass wir den Nationen vor sechseinhalb Jahren, als dieses Programm gestartet wurde, einfach zu viel versprochen haben", sagte Airbus-Chef Thomas Enders dazu bei n-tv. Das habe sich natürlich jetzt gerächt. "Aber wir haben keineswegs jetzt völlig übertriebene Forderungen, was die Kosten anbetrifft oder was den Programmzeitplan anbetrifft. Das haben wir in den letzten Monaten sehr intensiv diskutiert mit den Regierungen und in der Tat: Es gibt - das war nicht anders zu erwarten - am Ende noch ein paar 'Roadblocks', die sind finanzieller Natur", so Enders.

Deutschland ist mit 60 von insgesamt 180 Bestellungen größter Abnehmer des A400M, der bei der Bundeswehr die über 30 Jahre alten Transall-Maschinen ersetzen soll. Vor allem für den Einsatz in Afghanistan wird das deutlich größere Turboprop-Flugzeug benötigt, das bei normaler Beladung mit 20 Tonnen Truppen und Material eine Reichweite von knapp 3500 Kilometern und maximal 8700 Kilometern haben soll. Die Auslieferung wird allerdings drei bis vier Jahre hinter dem Zeitplan liegen: Frankreich soll seine erste Maschine 2013 erhalten, Deutschland ist danach an der Reihe.

Mit einer Nutzlast von bis zu 37 Tonnen positioniert sich der A400M zwischen der kleineren C-130 "Hercules" aus den 50er Jahren von Lockheed Martin, einem der am weltweit weitesten verbreiteten Militärtransporter, und der größeren C-17 "Globemaster" von Boeing.

Gallois ist aus dem Häuschen

EADS-Chef Louis Gallois war nach dem Abheben des A400M sichtbar erleichtert und enthusiastisch. Über den Finanzstreit wollte er nicht reden. "Geld ist heute nicht wichtig. Es ist wichtig, dass er fliegt", sagte er am Rande der Startbahn. "Man muss ein Luftfahrtfan sein, um das zu verstehen. Es hat mich mehr bewegt, als ich erwartet hätte".

Louis Gallois kann aufatmen.

Louis Gallois kann aufatmen.

(Foto: REUTERS)

Der britische Rüstungsminister Quentin Daibes reagierte zurückhaltender auf den Start als die EADS-Vertreter. "Es wäre natürlich deprimierend gewesen, wenn es nicht geflogen wäre", sagte er. "Es ist ein wichtiger Schritt nach vorn, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns".

Ein erfolgreicher Jungfernflug gilt als entscheidend für das A400M-Projekt, über dessen Zukunft die sieben Nato-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Türkei, Spanien, Belgien und Luxemburg bis Jahresende entscheiden wollen. Südafrika hat seine Bestellung von acht Maschinen aus Verärgerung über die Probleme inzwischen storniert.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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