Deutschland bleibt hart A400M in der Schwebe
22.01.2010, 17:19 Uhr
Das Prestige-Projekt A400M läuft aus dem Ruder.
(Foto: picture alliance / dpa)
In Europa wächst die Sorge vor einem Scheitern des Milliarden-Rüstungsprojekts Airbus A400M. Verhandlungen über die weitere Finanzierung werden ergebnislos vertagt. Insider berichten, der Preispoker könnte demnächst zur Chefsache erklärt werden.
In Europa wächst die Sorge vor einem Scheitern des größten Rüstungsprojekts Airbus A400M. Verhandlungen zwischen den sieben Käuferstaaten und dem Hersteller EADS über die Finanzierung des Militärtransporters wurden in Berlin erneut vertagt. "Wir wollen den A400M, aber nicht um jeden Preis", verlautete aus dem Bundesverteidigungsministerium. An dem Geschäft hängen europaweit 40 000 Jobs. Die Gespräche gehen voraussichtlich am kommenden Dienstag weiter.
Unterdessen könnte der A400M bald zur Chefsache werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel soll nach Angaben aus Verhandlungskreisen bereits mit dem französischen Staatschef Nicolas Sarkozy in einem Telefonat auch über den A400M-Streit beraten haben. Beide Spitzenpolitiker treffen sich Anfang Februar in Paris. Deutschland und Frankreich dominieren den europäischen Airbus-Mutterkonzern EADS.
Ein EADS-Sprecher sagte, das Ziel bleibe, bis Ende Januar eine tragfähige Lösung zu finden. Dann läuft ein Ultimatum der Kunden aus. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg lehnt eine Aufspaltung des Auftrags ab. "Für das gleiche Geld weniger zu bekommen, ist für mich inakzeptabel", sagte der CSU-Politiker der Wirtschaftsagentur Bloomberg.
Der Kompromissvorschlag sieht vor, dass die sieben Käuferstaaten für die ursprünglich angesetzte Kaufsumme von 20 Milliarden Euro zunächst eine geringere Stückzahl als die vereinbarten 180 Flugzeuge erhalten. So müssten sie zunächst kein zusätzliches Geld geben. Weitere Maschinen würden später gesondert abgerechnet. Deutschland will 60 Transporter.
Positionen liegen weit auseinander
Missmanagement und technische Probleme haben das Projekt um mehrere Jahre verzögert und verteuert. Die Mehrkosten könnten bis zu elf Milliarden Euro betragen. EADS fordert von den Staaten eine Nachzahlung von über fünf Milliarden Euro.
In Berlin hatten die Staatssekretäre der Länder mit Top-Managern des Unternehmens verhandelt. An den Beratungen nahmen auch Airbus-Chef Thomas Enders und EADS-Chef Louis Gallois teil. "Verschiedene Vorschläge liegen auf dem Tisch. Aber egal, was passiert, es wird keine Erpressung geben", sagte Guttenberg an die Adresse der Industrie.
Laut Verhandlungskreisen liegen die Positionen weit auseinander: "Es gibt keine Einigung über die Streitpunkte." Derzeit sei unklar, wie bis Monatsende eine Lösung gefunden werden solle. Bei der Aufteilung der Mehrkosten gebe es keine Fortschritte, hieß es.
Quelle: ntv.de, wne/dpa