Bestellungen in der Schwebe A400M macht Sorgen
06.08.2010, 15:00 UhrAirbus und der Mutterkonzern EADS müssen sich erneut auf heftige Turbulenzen einstellen. Und wieder einmal ist das Sorgenkind A400M der Grund dafür. Offenbar denken einige Käuferländer darüber nach, ihre Ordermengen des Militärtransporters zu reduzieren. EADS sieht sich mit dem Rücken zur Wand.
EADS kommt nicht zur Ruhe und die Schuld liegt bei der Flugzeugtochter Airbus und deren Problemen mit dem A400M: Der Rüstungskonzern hat die sieben Käuferländer des Militärtransporters gewarnt, mit möglichen Abbestellungen das ganze Projekt zu gefährden. "Bei unter 170 Fliegern hat das A400M-Programm keine wirtschaftliche Grundlage mehr", sagte EADS-Sprecher Rainer Ohler. Die Länder mit Deutschland als größtem Besteller an der Spitze verhandeln derzeit mit EADS/Airbus über die endgültigen Lieferverträge, Stückzahlen und Kosten.
Das Problem dabei: Die Käuferländer mit Deutschland an der Spitze könnten noch mehr Maschinen abbestellen als bisher geplant. Es sei inzwischen möglich, dass die Nationen insgesamt weniger als 170 Flugzeuge abnähmen, um damit einen Teil der Milliarden-Mehrkosten aufzufangen, hieß es aus Verhandlungskreisen.
Ursprünglich wollte Airbus 180 Maschinen ausliefern, davon 60 an die Bundeswehr. Im März war dann zwischen dem Airbus-Mutterkonzern EADS und den Regierungen nach zähen Verhandlungen das größte europäische Rüstungsprojekt, bei dem die Kosten aus dem Ruder liefen, gerettet worden. Anschließend verlautete, dass die Länder die A400M-Stückzahl um bis zu 10 Maschinen reduzieren könnten. Diese Marke könnte nun fallen.
Weitere komplizierte Verhandlungen über die Aufteilung der Kosten wären wohl die Folge. Alle Nationen überdächten gerade die auf sie entfallenden Stückzahlen, hieß es in den Kreisen. Der Spardruck sei wegen der angespannten Staatshaushalte in allen Ländern hoch.
Airbus hält still
Offen ist aber noch, wer wie viele Maschinen abbestellt. Großbritannien hatte angekündigt, nur noch 22 statt 25 A400M zu nehmen. Deutschland stellte eine geringfügige Reduzierung in den Raum.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte, die Vertragsverhandlungen der Bestellnationen mit der Industrie dauerten an. "Der Umfang einer möglichen Reduzierung der Stückzahlen steht derzeit nicht fest. Es gibt keine Zahl."
Gewinneinbruch bei EADS
Zudem nennt das Ministerium keine Frist, wann die Verhandlungen abgeschlossen sein sollen. EADS-Chef Louis Gallois sprach zuletzt vom Jahresende. Dann soll Klarheit über Haushaltslage und Spielräume der Besteller Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Türkei, Belgien und Luxemburg herrschen.
Auch in der schwarz-gelben Koalition sorgt das Prestige-Projekt für Irritationen. Die FDP tritt für deutlich geringere Stückzahlen für die Bundeswehr ein. "Die vom Bundesrechnungshof vorgeschlagenen 40 Stück des A400M sind wesentlich realistischer als die geplanten 60", sagte Fraktionsvize Jürgen Koppelin.
Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS hatte im ersten Halbjahr 2010 einen heftigen Gewinneinbruch erlitten. Das Ergebnis schrumpfte um 51 Prozent auf 185 Mio. Euro. Zum A400M erklärte EADS bei der Zahlenvorlage in der vergangenen Woche, die Entwicklung sei herausfordernder als erwartet. Der Militärtransporter liegt nach einer Pannenserie mehrere Jahre hinter dem Zeitplan.
Airbus hat im Juli Bestellungen für 155 Flugzeuge erhalten. Damit entfielen 136 Order auf Flugzeuge der A320-Familie, wie die EADS-Tochter mitteilte. Ausgeliefert wurden im Juli 48 Maschinen. Seit Jahresbeginn hat Airbus damit Aufträge für 286 Flugzeuge erhalten und 298 Maschinen an die Kunden übergeben.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ