Wirtschaft

Gewinnwarnung ABB scheucht Anleger auf

Viel Gegenwind für ABB.

Viel Gegenwind für ABB.

(Foto: REUTERS)

Nach Alstom warnt auch ABB vor einer Kostenexplosion. Der Schweizer Technologiekozern verweist auf schwierige Wetterverhältnisse. Zudem schwächelt die Sparte Energietechniksysteme. Anleger strafen die Aktie ab.

ABB
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Erst die französische Alstom und nun der schweizerische Wettbewerber ABB. Der Technologie- und Automationstechnikkonzern ABB hat die Anleger zur Wochenmitte auf dem falschen Fuß erwischt und mitgeteilt, dass der Konzern mit unerwarteten Problemen in dem Bereich Energietechniksysteme zu kämpfen hat.

Zum einen muss ABB wegen starker Winterstürme beim Bau von Windparks auf hoher See teure Verzögerungen verkraften. Zudem erhielt die Sparte Energietechnik weniger Aufträge als erhofft, was im Gesamtjahr 2013 zu zusätzlichen Umbaukosten für die Sparte führt. Der noch relativ neue ABB-Chef Ulrich Spiesshofer will nun schnell die Probleme in den Griff bekommen. Die Einsparungen im Konzern sollen nun verschärft werden.

Wetter nicht kalkulierbar

Marktteilnehmer werten die Warnung zwar als negativ für ABB, allerdings sind sie der Meinung, dass nicht ausschließlich operative Gründe für die Gewinnwarnung eine Rolle spielten. "Der Markt billigt ABB den erhofften Sonderfaktor zu", so ein Händler und verweist darauf, dass sturmbedingte Probleme zu den unkalkulierbaren Risiken dieses Geschäfts gehörten.

Der Aktienkurs von ABB verlor zur Börseneröffnung 4 Prozent. Damit schlug er sich besser als der Alstom-Kurs, der am Dienstag um rund 13 Prozent einbrach und am Mittwoch noch immer mit 0,5 Prozent im Minus liegt. Die Aktien von Siemens, die mit ABB bei der Energieübertragung und im Infrastruktur-Bereich konkurriert, gerieten in den Nachrichtensog und notierten gegen Mittag ein Prozent im Minus.

Siemens
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Während die Entwicklung von vier Divisionen im vierten Quartal den Konzernerwartungen entsprochen habe, seien die Schwierigkeiten bei Energietechniksystemen enttäuschend, erklärten die Schweizer. Deswegen habe ABB das Rentabilitätsziel in dem Geschäftsbereich im vierten Quartal nicht geschafft. Mit Claudio Facchin hat ABB bereits einen neuen Chef für die Sparte berufen. Die schweren Winterstürme in der Nordsee im Dezember haben zu Verzögerungen bei Offshore-Windprojekten geführt. Solche Stürme verlangsamen laut ABB Installationsprozesse und operative Abläufe und ziehen kostspielige Verschiebungen in den Zeitplänen und nachgeordneten Aktivitäten nach sich. Auch einige "operative Probleme" hätten nachteilig auf das Ergebnis gewirkt. Diese will ABB nun mit dem erweiterten Restrukturierungsprogramms angehen, nannte aber keine weiteren Einzelheiten dazu. Das operative Ebitda im Geschäftsfeld Energietechniksystem wird im Schlussquartal mit 260 Millionen Dollar belastet.

Dies schmälert auch den Konzerngewinn. Durch den nun verschärften Umbau der Sparte Energietechniksysteme fallen weitere Restrukturierungskosten an. ABB schätzt diese nicht operativen Belastungen auf rund 50 Millionen Dollar. Zudem belasteten auch Aufwendungen im Zusammenhang mit "bestimmten älteren Sachverhalten", erklärte ABB. Der unverwässerte Gewinn je Aktie bei dem Siemens-Wettbewerber wird sich im vierten Quartal voraussichtlich auf 0,23 US-Dollar belaufen.

Sparte Power Systems schwächelt

ABB hatte schon im November 2013 Claudio Facchin zum Chef für den Bereich Energietechniksysteme berufen. Facchin trat die Nachfolge von Brice Koch an, der das Unternehmen Mitte Januar verlassen hat. ABB gliedert sich in die Bereiche Energietechnik-Produkte, Energietechniksysteme, Industrieautomation und Antriebe, Niederspannungsprodukte und Prozessautomatisierung. Die Sparte Energietechniksysteme befindet sich seit Monaten im Umbau. Viele der angenommenen Aufträge erwiesen sich als zu wenig rentabel und die Ausrichtung der Division als zu breit. So schränkte ABB die Geschäfte vorübergehend ein, was die Marge belastete. Verschärft wurde die Lage noch dadurch, dass Großinvestitionsprojekte in europäische Energienetze verschoben wurde. ABB hofft aber, dass die Versorger und die öffentliche Hand die Projekte irgendwann wieder anstoßen.

ABB hatte bisher die schwierige konjunkturelle Lage besser gemeistert als die Wettbewerber. Der Schweizer Konzern hatte sich schon früh Sparmaßnahmen verordnet, aber gleichzeitig auch auf Zukäufe gesetzt. Ulrich Spiesshofer, der erst vor einigen Monaten die Konzernleitung von Joe Hogan übernommen hatte, will die Aquisitionsstrategie fortsetzen, kündigte aber an, den Fokus in Zukunft stärker auf die Integration der Zukäufe zu legen, um die maximale Rendite aus ihnen herauszuholen.

Alstom senkt Ziele - Aktie verliert zweistellig

Der Wettbewerber Alstom schockte am Dienstag, indem er die Margenziele für dieses und das nächste Geschäftsjahr senkte. Für das am 31. März zu Ende gehende Geschäftsjahr 2013/14 rechnen die Franzosen nun nur noch mit einer operativen Marge von rund 7 Prozent. Für das nächste Geschäftsjahr prognostiziert Alstom zudem eine weiter sinkende Marge. Ursprünglich hatte Alstom für das laufende Geschäftsjahr eine operative Marge von annähernd 7,2 Prozent in Aussicht gestellt. In den folgenden drei Jahren sollte sich die Marge eigentlich auf 8 Prozent verbessern. Schuld an dieser Entwicklung ist laut Alstom die rückläufige Nachfrage nach Kraftwerksturbinen. Energiekonzerne rund um die Welt würden immer weniger Kraftwerke bauen.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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