Neue Situation im Hochtief-Poker ACS stockt überraschend auf
15.12.2010, 15:08 UhrDer spanische Baukonzern ACS erhöht sein Angebot für Hochtief und bietet nun neun statt acht eigene Aktien für fünf Anteilsscheine von Hochtief. Hochtief hatte sich kurz zuvor offiziell gegen die Übernahme ausgesprochen und seinen Aktionären empfohlen, das Angebot abzulehnen. Es sei aus finanzieller Sicht nicht angemessen, heißt es.
Der erbitterte Widerstand des Baukonzerns Hochtief gegen seine Übernahme zeigt Wirkung: Der spanische Konkurrent ACS stockte seine Übernahmeofferte für den Essener Konzern auf. ACS legt nun je neun eigene Aktien - bisher waren es acht Aktien gewesen - für je fünf Hochtief-Titel auf den Tisch.
Mit der alten Offerte waren die Spanier bei den Hochtief-Anteilseignern auf wenig Interesse gestoßen: In den zwei Wochen seit der Veröffentlichung der Offerte wurden ACS nur 277 Hochtief-Aktien angedient. Hochtief selbst hatte sich gegen das alte Gebot ausgesprochen und es als zu niedrig kritisiert. Die neue Offerte müsse nun erst einmal geprüft werden, hieß es.
In den vergangenen Tagen war der Aktienkurs von Hochtief deutlich gestiegen, nachdem das MDax-Unternehmen das Emirat Katar als neuen Großaktionär präsentiert hatte. Auf Basis des aktuellen ACS-Kurses liegt die neue Offerte nun bei gut 63 Euro je Hochtief-Aktie - und damit erneut unter dem aktuellen Niveau: Am Mittag notierten Hochtief-Aktien bei mehr als 65 Euro. Eine ACS-Sprecherin betonte, der Konzern habe aus einer Kapitalerhöhung genug Aktien in der Hinterhand, um sich die neue Offerte leisten zu können.
Hochtief-Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter hatte bereits angekündigt, Hochtief profitabler machen und 2013 ein Vorsteuerergebnis von mehr als einer Milliarde Euro aus dem laufenden Geschäft erzielen zu wollen. Mit einem Eigner wie ACS könnten Hochtief dagegen Umsatzverluste in Nordamerika, steuerliche Nachteile, Probleme bei der Refinanzierung und mittelfristig auch eine Zerschlagung drohen, argumentiert die Konzernführung des MDax-Konzerns. ACS bestreitet dagegen, Hochtief filetieren zu wollen.
Hochtief setzt auf Katar-Karte
Der Essener Konzern wehrt sich bereits seit Wochen gegen eine Übernahme. Analysten rechnen Hochtief allerdings geringe Erfolgschancen aus. Eine der letzten Hürden für ACS war, dass Katar als Großaktionär gewonnen wurde. Hochtief verspricht sich dadurch zahlreiche neue Aufträge - auch im Rahmen der Fußball- Weltmeisterschaft, die das Emirat 2022 ausrichten soll. Zudem wird durch die Kapitalerhöhung, mit der Katar ins Boot geholt wurde, der ACS-Anteil an dem Essener Konzern verwässert und eine Übernahme erschwert. Katar hatte 57,114 Euro je Hochtief-Aktie gezahlt - deutlich weniger, als ACS jetzt bietet.
Der von Real-Madrid-Boss Florentino Perez beherrschte ACS- Konzern will mit dem Angebot aber nicht die Mehrheit bei Hochtief - vielmehr will er zunächst nur die Marke von 30 Prozent überspringen. Später kann er dann weitere Aktien über die Börse zukaufen, um doch noch das Sagen zu haben. Bis zum Dienstagabend hatte ACS 0,00036 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte von Hochtief eingesammelt.
Quelle: ntv.de, wne/rts