Erst Zerschlagung, dann Fusion AOL wirbt um Yahoo
06.12.2010, 14:59 UhrDie Pläne gibt es schon länger. Nun macht AOL aber offenbar Nägel mit Köpfen und will sein Online-Werbegeschäft mit dem des Konkurrenten Yahoo fusionieren. Vorher müsste sich der Konzern aber selbst zerschlagen.
Der ehemalige Internetpionier AOL erwägt angesichts sinkender Marktanteile offenbar seine eigene Zerschlagung und eine Fusion mit Yahoo. Die Pläne seien in der Anfangsphase, und Yahoo sei noch nicht kontaktiert worden, sagten den Vorgängen nahestehende Personen. Der Plan ist demnach kompliziert und beinhaltet die Trennung des traditionellen Geschäftes mit Internetzugängen von der Werbesparte.
Die Überlegungen gingen auf die Zeit zurück, in der AOL zum Medienkonzern Time Warner gehört habe. Auch damals sei überlegt worden, die traditionelle Sparte abzutrennen und das Geschäft mit Onlinewerbung mit Yahoo zu fusionieren. Beide Firmen äußerten sich auf Anfrage nicht zu den Vorgängen.
Sinnvolle Strategie?
Das schwächelnde Unternehmen hat den Informationen zufolge lange gezögert, sich von seinem traditionellen Geschäft zu trennen, das noch immer viel Umsatz erwirtschaftet. Seine vier Millionen Internetkunden bringen der AOL-Homepage viele Klickzahlen. Der Analyst Todd Rethemeier von Hudson Square Research schätzt den Anteil am Gesamtumsatz von 2,4 Mrd. Dollar in diesem Jahr auf etwa 1 Mrd. Dollar. Nach seiner Einschätzung ist die Fusion des Werbegeschäftes mit Yahoo eine sinnvolle Strategie. Während Yahoo für sein Publikum bei Sport- und Wirtschaftsnachrichten sowie dem E-Mail-Verkehr attraktiv sei, habe AOL bei Stadtplänen und Berichten über Promis Stärken.
Ob die Pläne verwirklicht werden können, hängt auch von potenziellen Käufern für die Internetzugangssparte ab. So war den Kreisen zufolge in den Tagen von Time Warner vorgesehen, die Sparte an EarthLink oder United Online zu verkaufen. EarthLink gab aber 516 Mio. Dollar für den Kauf von DeltaCom aus und ist deswegen einer anderen Quelle zufolge ein unwahrscheinlicher Käufer.
Was macht Yahoo?
AOL ist unter Zugzwang, weil das Geschäft stetig abnimmt oder bestenfalls stagniert. Rethemeier rechnet sowohl im Internetzugangs-Geschäft als auch bei der Werbung in diesem Jahr mit einem Umsatzminus von knapp 30 Prozent.
Entscheidend ist den Kreisen zufolge, wie sich Yahoo verhalten wird. Das wahrscheinlichste Szenario ist eine Zerschlagung des kalifornischen Unternehmens durch einen Finanzinvestor und ein Verkauf der Yahoo-Anteile in Asien. Yahoo besitzt Anteile am chinesischen Internetunternehmen Alibaba und an Yahoo Japan. Bei einem Verkauf drohen den Yahoo-Aktionären aber Steuern in Höhe von 38 Prozent des Erlöses, wie eine der Quellen sagte
Quelle: ntv.de, rts