"Historische Trendwende" Ackermann hadert mit Haircut
21.01.2012, 12:21 UhrAuf Europas Staaten kommen nach Einschätzung von Deutsche-Bank-Chef Ackermann auch langfristig härtere Zeiten bei der Schuldenaufnahme zu. Schuld daran ist die Beteiligung privater Gläubiger an dem Schuldenschnitt in Griechenland.
Der angestrebte Schuldenschnitt für Griechenland wird Europa nach Einschätzung von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auch auf lange Sicht teuer zu stehen kommen. "Die Erwartung war, dass Staatsanleihen zu 100 Prozent zurückgezahlt werden. Dieses Prinzip wurde verletzt - und zwar entgegen allen Aussagen, die zuvor gemacht worden waren", sagte Ackermann. "Dafür werden wir einen hohen Preis zahlen müssen, unter anderem in Form höherer Zinsen, die Investoren von vielen Regierungen verlangen werden."
Nach den bisherigen Plänen sollen private Gläubiger wie Banken und Versicherer auf 50 Prozent ihrer Forderungen gegenüber Athen verzichten. Im Gespräch sind nun aber bis zu 70 Prozent, die Verhandlungen laufen. "Die Beteiligung privater Gläubiger war aus politischen Gründen notwendig. Anders hätte es im Deutschen Bundestag keine Mehrheit für das Rettungspaket gegeben", sagte Ackermann. "Aber klar ist auch, dass dies eine historische Trendwende markiert: Europäische Staatsanleihen waren bisher mündelsicher."
"Nicht jeden Tag in der Zeitung stehen"
Zu seiner beruflichen Zukunft wollte sich Ackermann hingegen nicht detailliert äußern. Ende Mai zieht er sich aus dem operativen Geschäft zurück - was danach kommt, ließ er offen. "Ich muss nicht jeden Tag in der Zeitung stehen. Es wird auch eine Last wegfallen, das ist klar. Was mir aber fehlen wird, sind die Gespräche mit hochinteressanten Menschen in aller Welt."
Nach zehn Jahren an der Spitze der Deutschen Bank wird Ackermann mit Ablauf der Hauptversammlung am 31. Mai 2012 von einer Doppelspitze aus dem Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen abgelöst.
Ursprünglich sollte der Schweizer umgehend auf den Chefsessel des Aufsichtsrates der größten deutschen Bank rücken, doch im November kam die Kehrtwende. Er stehe "als Kandidat für den Aufsichtsrat nicht mehr zur Verfügung", ließ der Vorstandsvorsitzende mitteilen. Grund: Er könne sich wegen der "extrem herausfordernden Verhältnisse auf den internationalen Finanzmärkten und im politisch-regulatorischen Umfeld" nicht angemessen auf die neue Aufgabe vorbereiten. Eigentlich wollte Ackermann schon 2009 abtreten, doch er ließ sich immer wieder in die Pflicht nehmen.
Quelle: ntv.de, nne/dpa