"Nur" neun Millionen Euro Gehalt Ackermann verdient weniger
15.03.2011, 10:18 UhrMit rund neun Millionen Euro will die Deutsche Bank die Arbeit ihres Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann für das Jahr 2010 honorieren. Das ist weniger als im vergangenen Jahr und weniger als Volkswagen-Chef Martin Winterkorn bekommt.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist nicht mehr Spitzenverdiener aller Dax-Vorstandsbosse. Der Schweizer erhält für das vergangene Jahr insgesamt neun Millionen Euro, sechs Prozent weniger als 2009, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Damit liegt er gleichauf mit Siemens-Chef Peter Löscher und hinter Volkswagen-Boss Martin Winterkorn, der nach einem Rekordjahr 9,3 Mio. Euro eingestrichen hat. Ackermann will 2011 einen Gewinn vor Steuern von 10,0 Mrd. Euro einfahren - mehr als doppelt soviel wie im Vorjahr, als das Ergebnis von Milliardenabschreibungen auf die gerade übernommene Postbank belastet worden war. Das Ziel steht aber unter dem Vorbehalt, dass es zu keinem erneuten Einbruch der Weltwirtschaft kommt, was einige Experten nun wegen der Katastrophe in Japan befürchten. Der Bericht wurde vor dem verheerenden Erdbeben und Tsunami in Ostasien fertiggestellt.
Ackermanns Gehalt steht Jahr für Jahr im Blick der Öffentlichkeit, da er zumeist unangefochtener Spitzenverdiener unter den Dax-Konzernlenkern ist. Im eigenen Vorstand ist er allerdings nur die Nummer zwei bei der Bezahlung: Top-Investmentbanker Anshu Jain kommt einschließlich aller Boni auf zwölf Millionen Euro. Die Sparte des gebürtigen Inders und Kandidaten für die Nachfolge Ackermanns steuert regelmäßig den größten Teil der Gewinne für die Bank bei, in diesem Jahr sollen es rund drei Viertel sein. Auch bei anderen Großbanken wie der Schweizer UBS sind die Investmentbankchefs traditionell die bestbezahlten Manager.
US-Banker weiter vor Ackermann
Insgesamt verdiente der achtköpfige Vorstand der größten deutschen Bank 45,6 Mio. Euro, gut sechs Mio. mehr als im Vorjahr. Die Top-Manager halten zudem Aktien mit einem derzeitigen Wert von 56 Mio. Euro sowie Anwartschaften auf Aktien über 45 Mio. Euro. Nach der Finanzkrise mussten Banken weltweit ihre Bonussysteme überarbeiten. Die kurzfristige Ausrichtung der Prämien gilt als eine wesentliche Ursache für die Krise, die einige Geldhäuser an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatte. Daher haben die Aufseher neue Vorschriften erlassen. Der mit Abstand größte Teil der Bezahlung der Banker ist weiter erfolgsabhängig, allerdings müssen die Boni in Aktien und bar mittlerweile zum großen Teil über drei Jahre gestreckt ausgezahlt. Die Ansprüche können damit auch wieder verfallen, wenn die Bank bestimmte Gewinnziele nicht erreicht. Bei Ackermann etwa sind nur 1,65 Mio. Euro fix, der Rest sind Prämien. Nur gut eine Million der Boni wird sofort ausgezahlt.
Im Vergleich zu den Chefs der großen US-Rivalen muss sich Ackermann hinten anstellen. So erhielt JP-Morgan-Boss Jamie Dimon umgerechnet mehr als zwölf Millionen Euro, Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein gut zehn Millionen Euro. Vor der Krise waren die Abstände allerdings noch größer.
Nicht nur für die Chefetagen, auch für die nächsten Ebenen besonders im Investmentbanking haben die Aufseher strengere Bonus-Regeln erlassen. In ihrem Vergütungsbericht veröffentlichte die Deutsche Bank erstmals den Bonus-Pool für die Investmentbanker - er summiert sich für 2010 auf 3,5 Mrd. Euro. Rund die Hälfte wird zeitverzögert ausgezahlt. Bei der Schweizer UBS schmolz der Topf 2010 um elf Prozent auf umgerechnet 3,3 Mrd. Euro zusammen. Einschließlich Mitarbeitern in der Verwaltung des Kapitalmarktgeschäfts verdiente ein Investmentbanker der Deutschen Bank 2010 durchschnittlich 175.000 Euro. Die Banker bei Credit Suisse, UBS oder Goldman Sachs kriegen nach den bislang vorliegenden Zahlen im Schnitt gut 100.000 Euro mehr. Banken verteidigen ihre Boni stets mit einem weltweit scharfen Kampf um die besten Talente.
Quelle: ntv.de, rts