Querelen um Löscher-Nachfolge Ackermann wirft offenbar bei Siemens hin
11.09.2013, 19:25 Uhr
Offenbar zieht sich Josef Ackermann auch aus dem Siemens-Aufsichtsrat zurück.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der frühere Deutsche-Bank-Chef Ackermann zieht angeblich die Konsequenzen aus dem Machtkampf um die Siemens-Spitze. Einem Bericht zufolge verlässt er das Kontrollgremium. Erst kürzlich hatte er sich beim Versicherer Zurich zurückgezogen. Dort gibt es derweil einen Nachfolger.
Nach dem Rücktritt als Verwaltungsratschef beim Schweizer Versicherungskonzern Zurich zieht sich Josef Ackermann offenbar von einem weiteren Posten zurück. Der frühere Deutsche-Bank-Chef wolle demnach sein Mandat als Siemens-Aufsichtsrat niederlegen, berichtet Reuters unter Berufung auf einen Insider. Damit ziehe der Schweizer die Konsequenzen aus den jüngsten Machtkämpfen beim Münchener Technologiekonzern.
Ackermann habe die Turbulenzen rund um den Chefwechsel bei Siemens mehrfach intern kritisiert, hieß es weiter. Der frühere Finanzvorstand Joe Kaeser hatte den Vorstandsvorsitz von Peter Löscher übernommen. Dem waren tagelange Ränkespiele im Aufsichtsrat vorausgegangen. Dabei hatte sich Ackermann zunächst gegen die Entmachtung von Vorstandschef Peter Löscher gestellt.
Ackermann misslang Mehrheitsbildung
Insidern zufolge war Ackermann mit dem Manöver allerdings vor allem am Widerstand der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat gescheitert. Die gewerkschaftlich organisierten Kontrolleure hatten befürchtet, dass sich der Banker zum Aufsichtsratschef bei Deutschlands größtem Technologiekonzern emporschwingen könnte. Trotz einiger Mitstreiter auf der Kapitalseite war es ihm nicht gelungen, eine Mehrheit hinter sich zu vereinen.
Siemens und ein Ackermann-Sprecher lehnten einen Kommentar ab. Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete über einen möglichen Rückzug Ackermanns bei Siemens. Der Schweizer sitzt unter anderem beim Mineralölkonzern Shell im Aufsichtsrat sowie in der Investment-Holding der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg.
Neuer Verwaltungsratschef bei Zurich
Unterdessen hat Zurich Insurance einen Nachfolger für den als Verwaltungsratschef zurückgetretenen Ackermann ernannt: Dessen bisheriger Stellvertreter Tom de Swaan wird das Aufsichtsgremium künftig leiten. Der Verwaltungsrat des Versicherungskonzerns habe sich neu konstituiert, teilte das Unternehmen mit. Zum Vizepräsident sei der frühere ABB -Chef Fred Kindle ernannt worden.
Ackermann war nach dem Freitod von Finanzvorstand Pierre Wauthier von seinem Posten bei dem Zürcher Konzern zurückgetreten und hatte angedeutet, dass ihm die Familie Wauthiers eine Mitschuld gebe. Nach Angaben aus informierten Kreisen soll Wauthier Ackermann in einem Abschiedsbrief schwer belastet haben. Für den Freitod des Managers gebe es zwar mehrere Gründe, Ackermanns Verhalten ihm gegenüber habe dabei aber eine "nicht ungewichtige" Rolle gespielt, sagte der Informant.
Swaan vor gewaltigen Aufgaben bei Zurich
Auf de Swaan wartet bei Zurich viel Arbeit. Der Tod Wauthiers und der Rücktritt Ackermanns hätten den Ruf des Versicherers beeinträchtigt, sagte Konzernchef Martin Senn in einem Interview. Viele Mitarbeiter sind über die Ereignisse erschüttert. Bereits zuvor hatte fast ein halbes Dutzend Bereichschefs das Unternehmen verlassen. Auch das Geschäft lief zuletzt nicht rund. Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen setzte der Konzern ein Fragezeichen hinter die mittelfristigen Ziele für zwei der drei Bereiche. Senn hat eine Aktualisierung der Firmenstrategie für den Investorentag am 5. Dezember in Aussicht gestellt.
Der 1946 geborene de Swaan arbeitete 40 Jahre lang in der niederländischen Bankbranche. Unter anderem war er Finanzchef von ABN Amro. Neben Zurich sitzt der Ökonom auch in den Aufsichtsräten des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline, des Chemieunternehmens DSM und des Supermarktbetreibers Ahold. Dazu kommen Aufgaben in verschiedenen gemeinnützigen Organisationen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ