Griechenlands Schuldentilgung Ackermann zweifelt stark
13.05.2010, 20:13 UhrKann Griechenland seinen immensen Schuldenberg abtragen? Die Finanzwelt ist sehr skeptisch. Deutsche-Bank-Chef Ackermann sieht Griechenland - auch mit internationaler Hilfe - nicht dazu in der Lage. Der Manager unterstützt dennoch die Stabilisierungsmaßnahmen.

Josef Ackermann nimmt die Bundesregierung in Schutz.
(Foto: dpa)
Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt sich trotz vereinzelt geäußerter Skepsis an den Rettungschancen demonstrativ hinter den Schuldensünder Griechenland. Zweifel an ihrer Unabhängigkeit wies die Notenbank zurück. Die jüngste Entscheidung zum Kauf von Staatsanleihen maroder Euro-Länder sei eine "temporäre Notfallmaßnahme" und angesichts der Attacken auf die Gemeinschaftswährung ohne Alternative, betonte EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark in einem Interview.
Angesichts der immensen Schulden Griechenlands hält sich in der Finanzwelt jedoch massiv Skepsis, dass das Land - auch mit Unterstützung - den Berg abtragen kann. "Ob Griechenland über die Zeit wirklich in der Lage ist, diese Leistungskraft aufzubringen, das wage ich zu bezweifeln", sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im ZDF.
Dennoch sei es richtig, dass Griechenland stabilisiert werde. Eine Staatspleite könnte zu "einer Art Kernschmelze" führen, warnte Ackermann. Außer Griechenland haben beispielsweise auch Portugal, Spanien und Italien riesige Schuldenberge angehäuft.
EZB-Lob für Athen
In ihrem Monatsbericht mahnte die EZB die Staaten zum Sparen: "Je länger die Haushaltskorrektur aufgeschoben wird, desto größer werden der erforderliche Anpassungsbedarf sowie das Risiko von Reputations- und Vertrauensverlusten sein." An den Märkten habe sich die "allmähliche Verschärfung der Vertrauenskrise" bereits "in der Flucht der Anleger in qualitativ höherwertige Anlageformen" widergespiegelt. Die Sparbemühungen der Regierung in Athen lobte die Notenbank erneut, jedoch müssten "die griechischen Behörden unbedingt bereit stehen, gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu ergreifen".
Mit dem Kauf von Staatsanleihen maroder Euro-Staaten unterstützt die Notenbank die Milliardenprogramme der Politik im Kampf gegen den drohenden Zerfall der Eurozone. "Die Maßnahmen sind so ausgestaltet, dass sie keine Auswirkungen auf den geldpolitischen Kurs haben", erklärte die EZB in ihrem Monatsbericht.
"Dümmliches Gerede von Politikern"
Unterdessen nahm Ackermann die Regierung Merkel vor dem Vorwurf in Schutz, sie habe in der Euro-Krise zögerlich gehandelt. Einer seiner Vorgänger, Hilmar Kopper, wetterte dagegen in der "Bild"-Zeitung: "Was die Situation noch verschlimmert, ist das dümmliche Gerede von Politikern". Er habe zudem "große Angst, dass in Brüssel die klaren Regeln und sogar die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank aufgeweicht werden", sagte Kopper.
Die EZB war zuvor schon in die Kritik geraten, weil sie beschlossen hatte, griechische Staatspapiere auch dann als Sicherheit für frisches Zentralbankgeld zu akzeptieren, wenn diese von Ratingagenturen nur noch als Ramsch bewertet werden. In ihrem Monatsbericht versichert die EZB, die über die Sondermaßnahmen bereitgestellte Liquidität werde wieder abgeschöpft. So soll verhindert werden, dass die Inflation angeheizt wird.
Quelle: ntv.de, wne/dpa