Wirtschaft

Mursi angeblich gesprächsbereit Ägyptens Börse fasst wieder Tritt

Unruhen am Wochenende: Ein Demonstrant tritt gegen eine Tränengasbombe.

Unruhen am Wochenende: Ein Demonstrant tritt gegen eine Tränengasbombe.

(Foto: REUTERS)

Ägyptens Börse bekommt nach den jüngsten Unruhen im Land eine ernste Lektion erteilt. Nach der umstrittenen Verfassungserklärung von Präsident Mursi bricht die Börse kräftig ein. Ein Gesprächsangebot des Präsidenten an führende Richter bringt vorerst Ruhe in den Handel.

Die Börse in Kairo.

Die Börse in Kairo.

(Foto: REUTERS)

Die Unruhen als Reaktion auf den Machtausbau des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sorgt für nervöse Zuckungen am Aktienmarkt. Am Wochenende geht es an der Börse in Kairo kräftig nach unten. Die Hoffnung auf einen Kompromiss im Streit um den Machtausbau des Präsidenten gibt dem Aktienmarkt dann am Montagmorgen aber Auftrieb.

Nach anfänglichen Verlusten von mehr als vier Prozent drehte der Leitindex der Kairoer Börse ins Plus und legte zwei Prozent auf 5016,02 Punkte zu. Am Sonntag war er um fast zehn Prozent eingebrochen. Dies war der größte Tagesverlust seit den Aufständen gegen den damaligen Machthaber Husni Mubarak im März 2011.

"Führende Richter wollen sich heute mit dem Präsidenten treffen, und wenn es irgendwelche positiven Ergebnisse gibt, wird der Markt weiter steigen", sagte ein Börsianer. Angesichts der anhaltenden Unruhen sei die Nervosität der Anleger aber immer noch hoch.

Die ägyptische Währung erholte sich am Montagvormittag ebenfalls. Ein Dollar kostete 6,101 Pfund, nachdem er zuvor auf ein Vier-Wochen-Hoch von 6,1047 Pfund gestiegen war.

Widersprüchliche Meldungen am Morgen

Am Morgen hatte es noch geheißen, die Muslimbruderschaft unter Mursi wolle ihre Machtkompetenzen trotz der Proteste am Wochenende nicht beschneiden. Die ägyptische Zeitung "Al-Shorouk" berief sich in einem entsprechenden Bericht auf ein führendes Mitglied der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit (FJP), die im vergangenen Jahr von den Muslimbrüdern gegründet worden war.

Der FJP-Funktionär argumentierte, der Präsident habe nach der Verkündung seiner Verfassungserklärung am vergangenen Donnerstag viel Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten. Deshalb werde er an seinen Entscheidungen festhalten. Der Islamist sprach nach Angaben der Zeitung von einer "Verschwörung" mit dem Ziel, Mursi zu stürzen. An dieser Verschwörung seien die Richter und die Medien beteiligt.

Mursi hatte mit seiner Erklärung seine eigenen Machtbefugnisse auf Kosten der Justiz ausgeweitet. Die Vertreter der Medien hatten sich kürzlich unter Protest aus der Verfassungsgebenden Versammlung zurückgezogen, die von den Islamisten dominiert wird. Sie erklärten, ihre Vorschläge zur Sicherung der Pressefreiheit seien von den Islamisten samt und sonders ignoriert worden.

Ein Toter bei Angriff auf Muslimbrüder

Nach der Verfassungserklärung Mursis war es vor der Zentrale der islamistischen Muslimbrüder in Ägypten zu schweren Zusammenstößen zwischen Anhängern  und Gegnern des Präsidenten gekommen. Ein junger Islamist wurde dabei getötet. Die Zentrale liegt in der Stadt Damanhour südlich  von Alexandria. Augenzeugen berichteten, Gegner Mursis hätten sie  zu stürmen versucht. Beide Seiten hätten sich mit Steinen,  Schlagstöcken und Molotowcocktails bekämpft. Dutzende Anhänger  beider Lager wurden nach Krankenhausangaben verletzt. Der aus der  Muslimbruderschaft hervorgegangene Präsident hatte sich am  Donnerstag weitreichende Vollmachten gegeben. Seitdem droht dem  Land die Spaltung

Saudi-arabische Aktien auf Tief

Die Unruhen in Ägypten sorgten auch an anderen Aktienmärkten des Nahen Ostens für Verunsicherung. Im Sog des erneuten Kursverfalls an der Kairoer Börse gaben die Märkte in Katar und Dubai jeweils ein knappes halbes Prozent nach.

Der saudi-arabische Leitindex fiel um 0,4 Prozent auf 6496,86 Punkte und notierte damit so niedrig wie zuletzt Ende Januar. Hier sorge zusätzlich die angeschlagene Gesundheit des Königs Abdullah für Nervosität, sagten Börsianer. Der wahrscheinlich knapp 90-jährige Monarch liegt nach einer Rücken-Operation im Krankenhaus.

Quelle: ntv.de, ddi/AFP/dpa/rts

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