Nordafrika, Streiks, Ölpreis Air Berlin fliegt unruhig
24.03.2011, 14:38 UhrAir Berlin stellt sich wegen der Unruhen in Nordafrika und dem steigenden Ölpreis auf einen holprigen Flug durch das Jahr 2011 ein. Zwar peilt die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft im laufenden Jahr einen operativen Gewinn (Ebit) an. Das sei allerdings nur erreichbar, wenn die Risiken beherrschbar blieben, sagte Firmenchef Joachim Hunold auf der Bilanzpressekonferenz. "Das Hauptziel für 2011 ist das Erreichen eines positiven Ebits."
Air Berlin ist von den politischen Umwälzungen im Norden Afrikas gleich doppelt betroffen. Das Unternehmen ist einer der größten deutschen Ferienflieger und damit traditionell stark in den Touristenregionen in Ägypten und Tunesien vertreten. Durch die Reisewarnung der Bundesregierung hätten jedoch viele Menschen ihren Ägypten-Urlaub storniert.
Für den Sommer hat die Airline ihre Kapazitäten nach Ägypten daher um ein Drittel reduziert - im Winter sogar noch deutlicher. Wegen der Unruhen sei das Unternehmen schwach in das erste Quartal gestartet. "Das belastet uns sehr stark, weil wir nach Ägypten der größte Carrier aus Deutschland sind, was Ferienflüge betrifft", sagte Hunold bei n-tv.
Zudem treiben die Umwälzungen in den ölreichen Regionen den Ölpreis in die Höhe - was allen Fluggesellschaften weltweit zu schaffen macht. Die Kerosinkosten dürften daher nach Einschätzung von Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer im laufenden Jahr um 180 Millionen Euro steigen. Air Berlin kündigte an, die Zusatzkosten durch höhere Kerosinkosten über sogenannte Treibstoffzuschläge an die Kunden weiterzureichen.
Oneworld-Beitritt soll helfen
Auch für 2010 hatte sich Air Berlin einen Betriebsgewinn zum Ziel gesetzt. Aber es kam anders: Die Luftraumsperrung durch die Aschewolke, Flugausfälle durch Schnee und Eis und die Fluglotsenstreiks in Spanien führten zu einem operativen Verlust von 9,3 Millionen Euro. Ohne die Sondereffekte wäre laut Air Berlin ein operativer Gewinn von 34,5 Millionen Euro zu Buche gestanden. Unter dem Strich stand wegen der hohen Kosten für den Rückkauf einer Wandelanleihe ein Minus von 97,2 Millionen Euro. "Den Großteil unserer Ziele für 2010 haben wir erreicht - allerdings nicht das Wichtigste", sagte Hunold mit Blick auf den operativen Verlust.
Die Hoffnungen für eine bessere Entwicklung im laufenden Jahr stützt Hunold auf den bis zum Frühjahr 2012 geplanten sukzessiven Beitritt zur Luftfahrtallianz Oneworld, der das Angebot vor allem für Geschäftsreisende verbessern soll. Nicht zuletzt dadurch soll die Zahl der Passagiere um vier bis fünf Prozent zulegen und die Auslastung der Maschinen steigen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Fluggäste auf 3,8 Prozent auf 33,6 Millionen. Allerdings gingen die Flugumsätze pro Passagier (Yields) um 2,4 Prozent zurück.
Ab dem Sommer will Air Berlin angesichts des geplanten Oneworld-Beitritts das Angebot im Interkontinentalverkehr aufstocken und verstärkt Ziele in Nordamerika anfliegen. Positive Effekte erwartet Hunold zudem durch die weiter anziehende Konjunktur, eine stärkere Nachfrage von Geschäftsreisenden und einer sinkenden Arbeitslosigkeit. Spätestens 2012 soll damit dann auch unter dem Strich ein Gewinn stehen, sagte Hunold.
Quelle: ntv.de, rts