Wirtschaft

Börse zeigt Rousseff kalte Schulter Am Zuckerhut gibt es Saures

An der Börse muss Präsidentin Rousseff noch Überzeugungsarbeit leisten.

An der Börse muss Präsidentin Rousseff noch Überzeugungsarbeit leisten.

(Foto: AP)

Auf die Wiederwahl der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff reagiert der Aktienmarkt mit einem Kurseinbruch. Doch immerhin versucht sie, mit überraschenden Maßnahmen das Vertrauen wieder zu gewinnen.

Völlig erstaunt sind Investoren über die jüngste Maßnahme der brasilianischen Notenbank: Sie hatte die Zinsen um 25 Basispunkte auf 11,25 Prozent erhöht, nachdem sie seit April stabil waren. Mit der Maßnahme will die Notenbank etwas gegen die hohe Inflation tun. Sie lag zuletzt bei 6,62 Prozent. Seit Roussefs Amtsantritt im Januar 2011 hat die Inflationsrate ständig über der Mitte der von der Notenbank anvisierten Spanne von 4,5 Punkten gelegen.

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Eine Bekämpfung der hohen Inflation ist dringend notwendig, belastet sie doch die Kaufkraft der Brasilianer erheblich. Das und die Rezession in Brasilien hatten dazu geführt, dass das Verbrauchervertrauen auf ein Fünf-Jahres-Tief abgerutscht ist. Die überraschende Zinserhöhung stützt den brasilianischen Real. Nachdem er zuvor mit 2,55 Real je Dollar auf ein Neun-Jahres-Tief abgerutscht war, hat er sich zuletzt ein wenig erholt.

Große Herausforderungen

Brasilien hat enorme Probleme, für die noch keine Lösung in Sicht ist. Rousseff muss die Quadratur des Kreises schaffen. Sie muss die Wirtschaft, die unter niedrigen Investitionen leidet, in Schwung bringen. Zudem muss die Inflation bekämpft und die Neuverschuldung im Griff gehalten werden.

Volkswirte prognostizieren für 2014 ein Wirtschaftswachstum von lediglich 0,3 Prozent. Trotz der Schuldensause der vergangenen Jahre soll die Wirtschaft mit neuen Schulden in Schwung gebracht werden. Im September lag das Kreditvolumen um 11,7 Prozent über dem Vorjahresniveau. Dabei hatten die privaten Haushalte und die Unternehmen ihre Schulden zwischen Anfang 2000 und Ende 2013 bereits mehr als verzehnfacht auf umgerechnet 1,5 Billionen Dollar. Dabei zahlen Unternehmen laut den jüngsten Daten der Notenbank im Schnitt Zinsen von 22,8 Prozent. Bei den Verbrauchern sind es sogar 31,9 Prozent. Mit der jüngsten Zinserhöhung wird die Konjunktur weiter gebremst, denn die Banken dürften die höheren Kosten an die Kunden weitergeben.

Investoren werden weiter genau auf das Leistungsbilanzdefizit achten, das in der Nähe des Rekordhochs liegt. Brasilien ist damit auf den Zufluss ausländischen Kapitals angewiesen. Ob Rousseff es tatsächlich schafft, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, wird nicht zuletzt die weitere Entwicklung des Real zeigen.

Quelle: ntv.de

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