Suche nach Beständigkeit Anleger drängen zum Gold
05.11.2009, 22:51 UhrAbstürzende Aktienkurse, Bankenpleiten, Dollarverfall. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat Spuren im Vertrauen der Anleger hinterlassen. Viele suchen daher jetzt nach dem vermeintlich sicheren Hafen und setzen verstärkt auf Gold.
"Es ist zwar kein Run, aber Investoren kaufen Gold", sagt Commerzbank-Experte Eugen Weinberg. Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis im Aufwind. Mitte Oktober wurden für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold an die 1070,40 US- Dollar bezahlt. Bis Mittwochabend stieg der Preis für die Unze auf den Rekordwert von 1097,25 Dollar.
Anleger kaufen nach seiner Erfahrung derzeit meist börsennotierte Fonds, die in Gold investieren. Damit lasse sich auch kurzfristig Gewinn erzielen. Zudem sind klassische Münzen begehrt. "Münzanstalten weltweit berichten seit Monaten von Engpässen, weil sie der Nachfrage nicht hinterherkommen." Dass es zu einem Ausverkauf, wie im vergangenen Jahr kommt, glauben andere Insider aber nicht.
Dass das Interesse an Edelmetallen und Rohstoffen steigt, stellt auch Frank Hoffmann fest. Der Geschäftsführer von GS Management organisiert die Internationale Edelmetall- und Rohstoffmesse in München. Der Schwerpunkt der Schau, die am 6. und 7. November in der Eventarena im Münchner Olympiapark stattfindet, liegt vor allem auf dem gelben Edelmetall. "Von der Tendenz her ist es so, dass die Leute verunsichert sind und Informationen suchen." Wie im vergangenen Jahr rechnet er deshalb mit etwa 5000 Besuchern. Bei der ersten Messe vor fünf Jahren waren es nur 1300.
Einfach auf die Waage legen
"Das Vertrauen in das Papierwährungssystem nimmt ab und das führt dazu, dass Anleger sich für Gold interessieren", sagt Martin Siegel, Betreiber der Edelmetallhandelsfirma Westgold. Gold sei im Vergleich zu anderen Investments wie in Öl oder andere Rohstoffe außerdem einfacher für den Privatanleger. "Bei Diamanten ist das Zettelchen daran wichtiger als der Stein selbst, weil darauf steht, ob der Diamant 20 000 oder 40 000 Euro wert ist." Gold lege der Besitzer einfach auf die Waage.
Wie Siegel ist auch Uwe Bergold, Geschäftsführer des GR Asset Managements, der Ansicht, dass der Aufwärtstrend anders als in der öffentlichen Wahrnehmung schon seit Jahren auf einem stabilen Niveau anhält. "Generell muss man sagen, dass der Goldpreis nicht erst seit diesem Jahr oder dem letzten Jahr steigt, sondern der Trend läuft eigentlich bereits seit 2001."
Glänzendes Urvertrauen
Grund für das steigende Interesse der Privatanleger sei wohl ein gewisses Urvertrauen in das Edelmetall. "Sie können 3000 Jahre zurückgehen, egal welche Krisen es für den Menschen gab, mit einem Goldinvestment sind sie durch jede Krise gekommen", sagt Bergold. Einen Freibrief will er Anlegern aber nicht ausstellen, Gold sei nicht ausschließlich das beste Investment. "Von 1980 bis ins Jahr 2000, wenn sie Gold besessen haben, haben sie nur Geld verloren." Die aktuelle Goldentwicklung werde irgendwann enden.
Viele Anleger verhielten sich momentan ohnehin wegen des hohen Goldpreises skeptisch. Sie scheuten die hohen Investitionen und wollten nicht zu einem "Gold-Top" einsteigen. Dennoch ist sich Bergold sicher, dass sich in den nächsten Monaten noch etwas tun wird. "Wenn der Goldpreis den Ausbruch über die 1000 Dollar nachhaltig macht, wenn weiterhin die Politik des billigen Geldes betrieben wird, wenn es noch zu weiteren Krisen kommen sollte, dann werden wir in den nächsten zwölf Monaten einen Goldpreis zwischen 1300 und 1500 US-Dollar sehen."
Quelle: ntv.de, dpa