550 Millionen Pfund vernichtet Anleger fliehen aus Serco-Papieren
10.11.2014, 10:52 Uhr
(Foto: REUTERS)
Nach der vierten Gewinnwarnung in zwölf Monaten trennen sich Investoren hektisch von Papieren des britischen Dienstleisters Serco. Das Unternehmen muss mehr als eine Milliarde abschreiben, will neue Aktien ausgeben und streicht die Dividende.
Milliardenschwere Abschreibungen und eine Kapitalerhöhung haben beim britischen Dienstleister Serco den größten Kurssturz der Unternehmensgeschichte ausgelöst. Die Aktien der Outsourcing-Spezialisten brachen um bis zu 35 Prozent ein und waren mit 207 Pence so billig wie zuletzt im September 2004. Binnen Minuten wird damit ein Börsenwert von 550 Millionen Pfund vernichtet. Dabei wechselten innerhalb der ersten Handelsstunde bereits fast doppelt so viele Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.
Nach einer Serie geplatzter Verträge hatte der Anbieter von Sicherheitsdiensten und Betreiber von Call-Centern 1,5 Milliarden abgeschrieben. Gleichzeitig kündigte Serco an, neue Aktien im Volumen von 550 Millionen Pfund ausgeben zu wollen.
In der Folge kappte Serco die Prognose für das operative Ergebnis um 10 Millionen auf eine Spanne von 130 Millionen und 140 Millionen Pfund. Die Dividende werde gestrichen. Zugleich senkte das Unternehmen seine Erwartungen für 2015. Der genaue Ausblick sowie weitere Einzelheiten zur Aufstellung des Unternehmen sollen mit dem Jahresbericht im März 2015 vorgestellt werden. Infolge von Management-Fehlern sitze das Unternehmen zudem auf einer Reihe verlustbringender Verträge.
"Bittere Pille"
Wie es weiter hieß, sollen Vermögenswerte verkauft und Kreditlinien neu verhandelt werden. Konzernchef Rupert Soames sprach von einer bitteren Pille. Doch es besser diese jetzt zu schlucken und das Unternehmen auf eine solide Grundlage zu stellen.
Die Prognosesenkung sei keine Überraschung, ihr Umfang dagegen schon, sagte Analyst Stephen Rawlinson vom Brokerhaus Whitman Howard.
Serco ist in 30 Ländern aktiv, erwirtschaftet seinen Hauptumsatz aber in Großbritannien. Im vergangenen Jahr war bekanntgeworden, dass die Firma und ihr Rivale G4S in Großbritannien Rechnungen für die Überwachung von Verurteilten fingiert hatten. Wegen dieses Skandals musste der damalige Serco-Chef seinen Hut nehmen. Das Unternehmen zahlte eine Strafe und wurde vorübergehend von der Vergabe neuer Aufträge ausgeschlossen.
Das Unternehmen betreibt in Großbritannien in mehreren Metropolen - darunter London und Liverpool - Teile des öffentlichen Nahverkehrs. In Dubai ist das Unternehmen für die Metro zuständig. Zudem hat das Unternehmen weltweit Verträge mit Militärs und Gesundheitsbehörden. In Deutschland betrieb Serco jahrelang die Justizvollzugsanstalt Hünfeld.
Quelle: ntv.de, jwu/rts