Käufer in den Startlöchern Anreize für Elektroautos
18.08.2009, 13:48 UhrNoch sind marktreife Pkw mit Elektro-Antrieb in Deutschland Zukunftsmusik. Doch um Verbrauchern und Industrie den Umstieg schmackhaft zu machen, bereitet die Bundesregierung schon jetzt finanzielle Unterstützung vor. Ehrgeiziger Nebeneffekt: Deutschland soll zum "Leitmarkt" für Elektromobilität werden.
Zur Markteinführung von Elektroautos in Deutschland soll es wegen der hohen Kosten voraussichtlich Kaufanreize für die Kunden geben. Dieser Schritt werde im Jahr 2012 für die ersten 100.000 Elektroautos erwartet, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Einen entsprechenden "Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität" will das Bundeskabinett bei seiner Sitzung am Mittwoch beschließen. Zuvor war das Umweltministerium in den Vorberatungen mit dem Vorschlag gescheitert, wonach sich die scheidende Bundesregierung schon jetzt auf eine spätere Prämie von 5000 Euro festlegen sollte.
Der Wettbewerb um das Elektroauto werde hart sein, daher werde Deutschland an einer geförderten Markteinführung nicht vorbeikommen, hieß es nun im Vorfeld der Kabinettssitzung zur Begründung. Entsprechende Förderzusagen in Frankreich, Großbritannien, den USA sowie in Japan und China seien ehrgeizig hoch. Mithilfe des Entwicklungsplans soll Deutschland dennoch zum "Leitmarkt" für Elektromobilität aufsteigen.
Um den Entwicklungsprozess bis zur Marktreife voranzutreiben, wird über ein Kompetenzzentrum diskutiert, in dem die künftige Regierung mit der Industrie zusammenarbeiten will. Möglichst bald müsse auch die Infrastruktur für die neue Auto-Generation festgelegt werden: Vorgesehen sind demnach Strom-"Tanksäulen" am Arbeitsplatz, an Kaufhäusern und in Wohngebieten.
Marktforscher fordern Aufklärung
Mit Anreizen zum Kauf von Elektro-Pkw könnte die Bundesregierung offene Türen einrennen. Viele Autokäufer scheinen auf Elektroautos bereits zu warten. Das zumindest geht aus einer Umfrage des Nürnberger Marktforschungsinstitutes Puls hervor.
Jeder fünfte mögliche Autokäufer zögere die Anschaffung eines Neuwagens hinaus, um auf Elektroautos zu warten, hießt es aus Nürnberg. Insgesamt herrsche große Unsicherheit über die künftige Motorisierung, stellten die Marktforscher fest.
"60 Prozent der Befragten seien unsicher, welche Antriebstechnologien sich durchsetzen werden", sagte Puls-Geschäftsführer Konrad Weßner. Potenzielle Autokäufer seien unzureichend über Elektroantriebe informiert. Von der Automobilindustrie forderte Weßner "dieser Entwicklung entgegenzuwirken".
Fraport testet i-Miev
Während in Berlin noch diskutiert wird, prüfen einzelne Unternehmen bereits die Einsatzmöglichkeiten in der Praxis. So hat die elektrische Auto-Zukunft auf dem Frankfurter Flughafen nach Angaben der Betreibergesellschaft Fraport bereits begonnen. Das Unternehmen nahm zwei Elektroautos vom Typ Mitsubishi i-Miev in Betrieb. Dieses Modell wird bereits in Japan verkauft.
Es handele sich um den ersten Praxistest dieses mit Rechtslenkrad ausgestatteten Wagens in Deutschland, teilte Fraport mit. Die Frankfurter kommen damit der "Modellregion Sachsen" nur knapp zuvor. Der Hersteller will nach eigenen Angaben bis zum kommenden Jahr eine Version mit Linkslenkrad für den europäischen Markt entwickeln.
Fraport-Vize Stefan Schulte bezeichnete den Test als Meilenstein bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie für den Flughafen. Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb und einer Reichweite von bis zu 160 Kilometern seien prädestiniert für den Einsatz am Flughafen mit seinem Kurzstreckenverkehr.
Fraport will den Elektroanteil der Flotte auf 20 Prozent bis 2015 und mehr als 60 Prozent von 2020 an ausbauen. Für Spezialfahrzeuge wie beispielsweise Schlepper sei die Technologie aber noch in der Entwicklung.
Quelle: ntv.de, dpa