"Umgehend stoppen" Arbeitgeberpräsident "fassungslos" über Rentenpaket
07.04.2024, 03:56 Uhr Artikel anhören
Deutschland vor dem Alterungsschub: Mehr als 800 Milliarden Euro könnten die Renten 2045 kosten.
(Foto: imago images/Shotshop)
Die Chefin der Deutschen Rentenversicherung sieht die Kassen stabil gefüllt. Arbeitgeberpräsident Duldger schlägt dagegen Alarm: Das Paket der Ampel sei unbezahlbar und müsse sofort gestoppt werden. Laut einer Umfrage blickt die Mehrheit der Bürger ebenfalls skeptisch in die Zukunft.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnt vehement vor dem von der Bundesregierung geplanten Rentenpaket II. Dulger sagte der "Bild"-Zeitung, er sei "fassungslos", dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil "jetzt noch einmal massiv die Rentenausgaben erhöhen will, obwohl wir vor dem größten Alterungsschub stehen, den es jemals in Deutschland gegeben hat".
Das Rentenpaket II wäre das "teuerste Sozialgesetz des Jahrhunderts", warnte Dulger. Das Vorhaben müsse daher "umgehend gestoppt werden". Es sei "unfair und ungerecht, in den nächsten 20 Jahren 500 Milliarden Euro mehr für die Rente auszugeben". Im Referentenentwurf zum "Rentenniveaustabilisierungs- und Generationenkapitalgesetz" rechnet die Bundesregierung dem Bericht zufolge mit Rentenausgaben von 802 Milliarden Euro im Jahr 2045.
Die Bundesregierung will das Rentenniveau stabilisieren und zugleich den erwarteten Anstieg der Rentenbeiträge abbremsen. Arbeitsminister Heil und Finanzminister Christian Lindner hatten dazu Anfang März ein Reformpaket vorgestellt, mit dem das Rentenniveau von 48 Prozent auch für die Zukunft garantiert werden soll. Das Rentenniveau sagt aus, wie viel Prozent des aktuellen Durchschnittslohns jemand als Rente erhält, der exakt 45 Jahre lang immer zum Durchschnittslohn gearbeitet hat.
Deutsche Rentenversicherung: sind sehr gut aufgestellt
Die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, macht sich dagegen über die Entwicklung der Rentenkosten derzeit keine Sorgen. "Aktuell ist die Rentenversicherung finanziell sehr gut aufgestellt", sagte sie der "BamS". Die Gesellschaft altere nicht erst seit heute, sondern bereits seit Jahrzehnten. "Bisher ist es gut gelungen, den Beitragssatz entgegen allen Prognosen stabil zu halten", hob Roßbach hervor. Deutschlands Ausgaben für die Rente gemessen an der Wirtschaftsleistung liegen laut Roßbach nach wie vor unter dem EU-Durchschnitt - in den vergangenen Jahren vor allem wegen der gestiegenen Erwerbstätigkeit von Frauen.
Aus Roßbachs Sicht sind ein stabiler Arbeitsmarkt und die Zuwanderung weiterer Arbeitskräfte zentrale Elemente, um die gesetzliche Rente für nachfolgende Generationen krisenfest aufzustellen. Für eine "verlässliche Rente" müssten aber auch "der Beitragssatz und auch der Zuschuss des Bundes zur Rentenversicherung in den nächsten Jahren ansteigen".
Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa für die "Bild"-Zeitung glauben 72 Prozent der Bundesbürger nicht, dass die Rente in Deutschland sicher ist. 75 Prozent sind zudem der Ansicht, dass die Renten in Deutschland zu niedrig seien. Dass auch Beamte und Freiberufler in die Rentenversicherung einzahlen müssen, wünschen sich der Umfrage zufolge 84 Prozent.
Quelle: ntv.de, mau/AFP