Atom-Riese auf Sparflamme Areva zieht den Rotstift durch
13.12.2011, 13:01 Uhr
Hinter Areva und seinen Meilern steht der Staat.
(Foto: REUTERS)
Im Leben von Luc Oursel gibt es angenehmere Tage: Der Chef des französischen Kernenergiekonzerns Areva muss seinen Mitarbeitern im In- und Ausland die Details seines strikten Sparkurses erklären. Auch in Deutschland fallen wohl Stellen weg. Der Betriebsrat geht auf die Barrikaden.
Der französische Atomkonzern Areva hat seinen geplanten Stellenabbau in Deutschland bestätigt. "Die Entscheidung zum Atomausstieg der Regierung in Deutschland zwingt uns zum Abbau von 1200 bis 1500 Stellen von rund 6000", sagte Areva-Chef Luc Oursel der Zeitung "Le Figaro". Schon zuvor hatte der Betriebsrat über ähnliche Zahlen berichtet.
Auf einer eigens zur Vorstellung der Sparpläne angesetzten Pressekonferenz äußerte sich Oursel dann nicht mehr zu konkreten Zahlen. Er betonte aber vor allem mit Blick auf Frankreich, dass es im Verwaltungsbereich einen Einstellungsstopp geben werde. Die Zahl der so eingesparten Stellen werde im Bereich von "einigen hundert" liegen.
Oursel stößt mit seinen Sparplänen auf Widerstand. Der europäische Betriebsrat forderte eine Aussetzung der Pläne, berichtete die französische Wirtschaftszeitung "La Tribune". Die Arbeitnehmerseite begründete die Ablehnung mit Formalien. Er sei zuvor weder über die Umstrukturierung informiert noch konsultiert worden, argumentierte der Betriebsrat. Das Blatt zitiert das Betriebsrats-Mitglied Maureen Kearney mit den Worten: "Sollte der Vorstand nicht unseren Forderungen entsprechen, bin ich beauftragt, vor Gericht zu ziehen." Der TV-Sender BFM bestätigte entsprechende Gewerkschaftsforderungen.
Areva muss sich wie andere Nukleartechniker oder die deutschen Energieversorger und auch auf den energiepolitischen Kurswechsel der Bundesregierung nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima einstellen. Der Konzern erwartet massive Wertberichtigungen und umfangreiche Verluste. Vor diesem Hintergrund hatte Areva angekündigt, bis 2015 . Angekündigt wurden Stellenstreichungen und die Aussetzung geplanter Investitionen.
Im Bereich Kernenergie gilt Areva als Weltmarktführer. Das Unternehmen liegt überwiegend in staatlicher Hand. Frankreich kontrolliert rund 87 Prozent der Anteile.
Quelle: ntv.de, dpa