Wirtschaft

"Deutsche Belange berücksichtigt" Asmussen lobt Bankenbeschluss

Panoramablick auf die Frankfurter Bankentürme.

Panoramablick auf die Frankfurter Bankentürme.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Europäische Zentralbank soll künftig nicht nur die Preise stabil halten, sondern auch die europäischen Großbanken beaufsichtigen. Das deutsche Direktoriumsmitglied Asmussen hält die entsprechenden Beschlüsse des EU-Gipfels für richtig. Die Bedingungen der EZB dafür seien erfüllt.

Jörg Asmussen: Die Kernsorge, dass es in Europa auch zu einer gemeinschaftlichen Einlagensicherung kommen würde, ist beseitigt.

Jörg Asmussen: Die Kernsorge, dass es in Europa auch zu einer gemeinschaftlichen Einlagensicherung kommen würde, ist beseitigt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem mühsamen Kompromiss des EU-Gipfels zur europäischen Bankenaufsicht stellt sich die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihre neue Rolle als Kontrolleur ein. "Wir haben immer gesagt, dass es Bedingungen gibt, unter denen wir bereit sind, die europäische Bankenaufsicht zu übernehmen. Diese Bedingungen sind auf dem Gipfel erfüllt worden", sagte das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen am Freitagabend im ZDF. Die Verständigung auf einen Zeitplan und die konkrete Ausgestaltung der Bankenaufsicht seien die wichtigsten Ergebnisse des Gipfels gewesen, betonte er in der "Passauer Neuen Presse".

Keine Vergemeinschaftung von Schulden

Großbanken, die international verflochten sind, könnten künftig besser übergreifend durch die EZB kontrolliert werden, sagte Asmussen der Zeitung weiter. Dabei sieht der Notenbanker die deutschen Belange berücksichtigt. Die Kernsorge der Sparkassen und Volksbanken, dass es in Europa auch zu einer gemeinschaftlichen Einlagensicherung kommen würde, sei beseitigt.

Die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Elke König, begrüßte ebenfalls den Kompromiss, die neue EU-Bankenaufsicht nicht bereits zum 1. Januar starten zu lassen. Der neue Zeitrahmen "verschafft nun immerhin etwas Luft", sagte König der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag". Aber: "Es sind noch viele hochkomplexe rechtliche, aber auch organisatorische Fragen zu klären." Dazu zähle die Frage, wie die EZB den möglichen Interessenkonflikt zwischen Aufseherrolle und Euro-Notenbank lösen könne. Die Bafin ist bisher gemeinsam mit der Bundesbank für die Kontrolle der deutschen Banken zuständig.

Zeitplan unklar

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich auf ihrem Herbstgipfel auf einen Zeitplan für den Aufbau der europäischen Bankenaufsicht geeinigt. Bis zum 1. Januar 2013 soll der rechtliche Rahmen stehen, damit die Kontrolleure im Laufe des Jahres ihre Arbeit aufnehmen können. Der genaue Zeitplan bleibt unklar. Die Aufsicht ist Voraussetzung dafür, dass marode Geldhäuser künftig aus dem Rettungsfonds ESM mit milliardenschweren Finanzspritzen gerettet werden können.

Asmussen verteidigte die Rolle der EZB bei der Bekämpfung der Eurokrise und den möglichen Ankauf der Staatsanleihen von Krisenländern. "Wir haben jetzt einen Riegel eingebaut, damit sich nicht der Fall aus dem Sommer vergangenen Jahres wiederholt: Die EZB hatte italienische Anleihen gekauft und wenige Wochen später hatte die italienische Regierung den Reformkurs eingestellt. Das kann jetzt nicht mehr passieren", sagte Asmussen der "Passauer Neuen Presse". Anleihekäufe sind nun an einen Hilfsantrag des jeweiligen Landes und Auflagen gebunden.

Den Kurs der Zentralbank will EZB-Präsident Mario Draghi kommenden Mittwoch  den Mitgliedern des Haushaltsausschusses des Bundestages erläutern. "Die Kritik an Draghi ist weder dem Amt angemessen noch wird sie seiner Person gerecht", meinte Asmussen. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hatte Draghi als "Falschmünzer" bezeichnet und ihm die Vergemeinschaftung von Staatsschulden durch die Hintertür vorgeworfen.

Quelle: ntv.de, dpa

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