Wirtschaft

Alarmsignale am Bond-Markt Athen-Kurzläufer heben ab

Die Unsicherheit über die Perspektiven der griechischen Finanzen führen am Rentenmarkt zu einer bemerkenswerten Schieflage: Die Renditen zweijähriger Staatsanleihen klettern über das Niveau der Zehnjährigen.

IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn weiß: Der Markt ist stärker als Athen.

IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn weiß: Der Markt ist stärker als Athen.

(Foto: AP)

Die Sorgen der Anleger um die zukünftige Zahlungsfähigkeit Griechenlands haben die Renditen griechischer Staatsanleihen auf neue Höchststände getrieben. Unmittelbar bevor die Regierung in Athen ihren formellen Hilfsantrag an den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die EU-Staaten bekannt gab, durchstießen die Renditen der kurzfristig fälligen griechischen Staatsanleihen das Niveau der Papiere mit langer Restlaufzeit. Die zweijährigen Griechenland-Bonds kamen an der Stuttgarter Börse zeitweise auf eine Rendite von 9,8 Prozent. Die zehnjährigen Papiere notierten gleichzeitig bei 8,5 Prozent.

Beobachter werteten diese ungewöhnliche Schieflage als alarmierendes Signal: Offensichtlich stuft der Markt das kurzfristige Risiko eines Zahlungsausfalls zunehmend höher ein. In der Regel steigen die Rendite mit verbleibenden Restlaufzeit. Nach Bekanntgabe des formellen Hilfsantrags notierten die Zweijährigen noch bei 9,0 Prozent, die Zehnjährigen bei 8,16 Prozent.

Die schwelende Unsicherheit über die künftige Entwicklung im hoch verschuldeten Griechenland hatte auch die Stimmung an den Aktienmärkten überschattet. Zur Wochenmitte waren die Kurse deutlich gefallen. Parallel dazu waren die Rendite der zehnjährigen Athen-Anleihen erstmals über die Marke von acht Prozent gestiegen. "Am Markt wird zunehmend bezweifelt, dass Griechenland zur Fälligkeit der Mai-Anleihen am 19.05.2010, ohne Hilfe von EU und IWF auskommen wird", beschrieb Cornelia Frey von der Stuttgarter Börse die Lage.

Zum Ende der Woche waren die Renditen etwas von ihren Höchstständen zurück. Allerdings hatten die zehnjährigen Anleihen am Vortag erstmals seit der Einführung des Euro sogar die Marke von neun Prozent durchbrochen. Die Risikoaufschläge zu deutschen Bundesanleihen lagen bei 5,53 Prozent. Aus der Sicht der Politik bedeuten hohe Aufschläge in erster Linie, dass Kredite zur Refinanzierung der Staatshaushalte auf dem freien Kapitalmarkt entsprechend mehr kosten. Damit trägt der Finanzmarkt maßgeblich zur prekären Situation der Euro-Zone bei: Je höher die Renditen der griechischen Papiere steigen, desto schneller verschärft sich die Lage Griechenlands.

Griechenland im Teufelskreis

Unmittelbarer Anlass für die jüngste Verschärfung der Lage am griechischen Anleihemarkt war Beobachtern zufolge die Revision des griechischen Haushaltsdefizit durch die europäische Statistikbehörde auf nun 13,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Allerdings hatte die Ratingagentur Moody's am späten Donnerstagnachmittag mit der Absenkung ihrer Bonitätseinschätzung Griechenlands die Nervosität am Finanzmarkt zusätzlich angestachelt.

Die Moody's-Analysten senkten die Kreditwürdigkeit von Griechenland um eine Stufe ab. Die Bonitätsnote für griechische Staatsanleihen wurde von "A2" auf "A3" reduziert. Eine weitere Abstufung sei möglich, hieß es. Die Agentur begründete ihr Vorgehen damit, dass Griechenland für den Schuldendienst jetzt mehr bezahlen müsse als bisher angenommen. Kritiker merkten umgehend an, dass sich Moody's damit im Hinblick auf mit der die erwartbaren Marktreaktionen zum Teil des Problems mache.

Die von Investoren geforderten Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen blieben am Freitagvormittag knapp unter den am Vortag markierten Mehrjahreshochs. Die Spreads für zehnjährige griechische Papiere lagen Daten von Tradeweb zufolge zur vergleichbaren Bundesanleihe bei knapp 595 Basispunkten. Am Donnerstag waren es zeitweise 608 Basispunkte gewesen.

Die Rendite der zehnjährigen griechischen Papiere lag damit bei rund neun Prozent, die der vergleichbaren Bundestitel bei 3,05 Prozent. Zweijährige griechische Papiere rentierten weiter mit über elf Prozent, die Rendite der entsprechenden Bundesanleihen lag bei 0,9 Prozent.

Einen weiteren Risikofaktor sehen die Bond-Experten der Stuttgarter Börse in der Frage, ob das Hilfspaket für Griechenland auch die Bestätigung in allen nationalen Parlamenten erhält. Einige europäische Staaten stehen unmittelbar vor Parlamentswahlen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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