Wirtschaft

Asmussen tritt auf die Euphoriebremse Athen verbreitet Optimismus

Zuversichtlich: Giorgos Provopoulos.

Zuversichtlich: Giorgos Provopoulos.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Griechenlands Notenbankchef Provopoulos sieht das Ende der Krise nahen – obwohl die Wirtschaft auch in diesem Jahr weiter schrumpfen wird. Doch sein Land habe psychologisch die Wende bereits geschafft.

Die kriselnde griechische Wirtschaft ist dem Chef der griechischen Zentralbank zufolge über den Berg. "Ich glaube, das Schlimmste ist vorüber. Wir können optimistischer sein", sagte Giorgos Provopoulos der "Financial Times". Obwohl für dieses Jahr ein weiterer Rückgang der Wirtschaftsleistung von bis zu 4,5 Prozent erwartet werde, habe das Land psychologisch die Wende geschafft. Alle Vorgaben des Hilfsprogramms seien vom Gesetzgeber erfüllt worden, und die Regierung setze alle Punkte immer schneller um, sagte Provopoulos.

Das Land steht seit geraumer Zeit am Rande einer Staatspleite und wird durch milliardenschwere Kredite von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds gestützt. Die Geldgeber verlangen im Gegenzug aber Einsparungen, Reformen und Privatisierungen.

Finanzminister sieht Wachstum

Finanzminister Yannis Stournaras hatte sich zuvor zuversichtlich gezeigt, bis zum Jahresende die lange Rezession zu überwinden: "2014 könnte das Jahr sein, in dem das Bruttoinlandsprodukt wieder stetig steigt."

Das mit internationalen Hilfen vor der Staatspleite bewahrte Land kann bei der Haushaltssanierung auf erste kleine Erfolge verweisen. So fiel 2012 das Primärdefizit - bei dem die Kosten für den Schuldendienst nicht mitgezählt werden - geringer aus als erwartet. Der Minister äußerte die Hoffnung, dass der Primärsaldo in diesem Jahr nicht nur wie geplant ausgeglichen sein wird, sondern "dass wir einen kleinen Überschuss erwirtschaften können".

Stournaras verwies auf weitere Fortschritte Griechenlands. "Die Einlagen bei den Banken steigen wieder, die Renditen unserer Bonds gehen zurück, die Märkte glauben daran, dass Griechenland es schaffen wird, und es gibt viel Interesse an unseren Privatisierungsvorhaben", meinte er. Athen hatte angesichts seiner hohen Schulden vor zwei Jahren ein großes Privatisierungsprogramm ausgerufen, das 50 Mrd. Euro einbringen soll. Bislang nahm der Staat dem Vernehmen nach aber lediglich rund 1,5 Mrd. Euro ein.

Derzeit stehendrei staatliche Konzerne zum Verkauf: die Flüssig- und Erdgasfirmen Depa und Desfa sowie der Ölkonzern Hellenic Petroleum. Verkauft werden soll zudem die Glücksspielgesellschaft Opap.

Asmussen warnt

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht das Land auf dem Weg in die richtige Richtung. IWF-Chefin Christine Lagarde sagte vor zwei Wochen, trotzdem seien noch "kraftvolle" Reformen nötig seien. Kurz zuvor hatte der Fonds die nächste Hilfstranche für Griechenland über 3,24 Mrd. Euro freigegeben.

EZB- Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen warnte unterdessen vor zu viel Optimismus. "In Griechenland ist die Situation so, dass sie schon zwei Drittel des Marathons gelaufen sind", sagte Asmussen der "Süddeutschen Zeitung". "Aber jeder weiß, dass dann bei einem Marathon das schwerste Stück noch vor einem liegt. Das Land hat seit Ausbruch der Krise mehr als 20 Prozent seines BIP verloren. So etwas haben wir in Europa zuletzt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in einigen Transformationsländern gesehen."

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/AFP

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