Institute nicht euphorisch Aufschwung bleibt moderat
14.04.2010, 15:38 UhrDie deutschen Wirtschaftsinstitute erwarten auch im kommenden Jahr kein kräftigen Wachstum. Sorgenkind bleibt nach wie vor der private Konsum in Deutschland.

Im Hamburger Hafen nimmt der Containerumschlag wieder zu.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Der deutschen Wirtschaft steht nach Ansicht der führenden Forschungsinstitute auch im kommenden Jahr kein kräftiger Aufschwung ins Haus. Die Forscher gehen in ihrem Frühjahrsgutachten aber davon aus, dass sich die Konjunktur weiter belebt und um 1,4 Prozent anzieht. "Die Erholung ist intakt", hieß es. Für das laufende Jahr sagen die Experten ein Plus von 1,5 Prozent voraus. Das Berliner DIW-Institut rechnet in einer separaten Prognose sogar damit, dass die Wirtschaft um 1,7 Prozent wächst und 2011 nochmals an Fahrt gewinnt.
Die acht Institute legen ihr Frühjahrsgutachten am Donnerstag vor. Es dient als Grundlage für die Prognose der Bundesregierung und als Basis für die Steuerschätzung, die Anfang Mai veröffentlicht wird. Aus mit den Daten vertrauten Kreisen hieß es, nach dem strengen Winter sei nun ein konjunktureller Aufholprozess in Gang. Die exportorientierte Wirtschaft profitiere von der anziehenden Nachfrage nach hochwertigen Gütern "Made in Germany" aus Schwellenländern wie China und Indien: "In Asien spielt derzeit die Musik", hieß es. Vom privaten Konsum im Inland seien hingegen vorerst keine größeren Konjunkturimpulse zu erwarten.
Aus der Reuters-Quartalsumfrage unter 18 Ökonomen geht zudem hervor, dass es zwar noch länger dauern dürfte, bis der Einbruch des Rezessionsjahres 2009 wieder wettgemacht ist. Deutschland knüpfe beim Wachstum aber schon in diesem Jahr wieder an das Vorkrisenniveau an, sagte Dekabank-Experte Andreas Scheuerle. "Das ist etwas, was nicht sehr viele Länder schaffen."
DIW für weniger Subventionen und höhere Steuern
Das Berliner DIW, das seit einigen Jahren nicht mehr am gemeinsamen Gutachten der Institute teilnimmt, legte seine eigene Konjunkturprognose vor. "Es sieht so aus, als ob Deutschland der Krise erst einmal entkommen ist", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. Größte Herausforderung für die nächsten Jahre sei es, die Schuldenlast in den Griff zu bekommen. Zimmermann bezeichnete die Lage der öffentlichen Haushalte als desolat und sieht deshalb keinen Spielraum für Steuersenkungen, wie sie Union und FDP planen.
"Um die Haushalte zu konsolidieren, werden wir vielmehr um Steuererhöhungen nicht herumkommen", betonte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Staat müsse vor allem seine Ausgaben kürzen und die Subventionen herunterfahren. Da dies aber wohl nicht ausreiche, sei die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Zimmermann bekräftigte seine frühere Forderung, eine Erhöhung der Verbrauchssteuer um sechs Prozentpunkte bringe Mehreinnahmen von rund 50 Milliarden Euro.
In ihrem Gutachten rechnen die Institute nach Informationen des "Handelsblatts" damit, dass die Defizitquote in diesem Jahr bei 4,9 Prozent liegt und im nächsten bei 4,2 Prozent. Die Bundesregierung rechnet derzeit mit einem Haushaltsloch von 5,5 Prozent in diesem Jahr. Die Arbeitslosigkeit werde im Jahresschnitt auf 3,38 Millionen sinken und 2011 weiter auf 3,31 Millionen nachlassen, wie die Zeitung berichtete.
Quelle: ntv.de, rts