Wirtschaft

Milder Dämpfer im Schlussquartal Aufschwung verliert an Kraft

Das Wachstum der deutschen Wirtschaft schwächt sich zum Jahresende 2010 leicht ab. In der ersten Hälfte des Winter steigern die Deutschen ihr Bruttoinlandsprodukt nur um 0,4 Prozent und damit 0,1 Prozent weniger als zunächst erwartet. Die Schuld geben die amtlichen Statistiker dem Schnee und dem Frost. Für das Frühjahr ergeben sich damit rosige Aussichten.

Im Export alles prima, und auch im Inland wird mehr konsumiert: Nur auf dem Bau, da gibt es saisonale Effekte.

Im Export alles prima, und auch im Inland wird mehr konsumiert: Nur auf dem Bau, da gibt es saisonale Effekte.

(Foto: dpa)

Der heftige Wintereinbruch hat die deutsche Wirtschaft am Jahresende gebremst. Im vierten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Angaben des Statistischen Bundesamtes preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu. Das BIP gilt als zentrale Messgröße für die Leistungskraft einer Volkswirtschaft. In einer ersten Schätzung im Januar war die Behörde von rund 0,5 Prozent Wachstum ausgegangen. Im dritten Quartal hatte es noch ein Plus von 0,7 Prozent gegeben. Für das Gesamtjahr 2010 bestätigten die Statistiker ein Wirtschaftswachstum von real 3,6 Prozent.

Impulse kamen vor allem von den Exporten. "Im Inland wurde zudem sehr in Ausrüstungen investiert und auch mehr konsumiert", erklärten die Statistiker. Deshalb seien Rückgänge bei den Bauinvestitionen ausgeglichen worden. Dennoch verhinderten Schnee, Eis und Frost ein stärkeres Wachstum: Der harte Winter legte wochenlang viele Baustellen lahm. Die Bauproduktion brach im Dezember so stark ein wie noch nie seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik 1991.

Volkswirte warten auf den Frühling

Trotz des Dämpfers rechnen die meisten Experten zu Jahresbeginn mit einem spürbaren Wachstum, zumal die Bauaufträge bei milderem Wetter rasch nachgeholt werden können. Auf einen kräftigen Aufschwung deutet auch der I hin: Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer kletterte zu Jahresbeginn auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

Trotz des Dämpfers geben sich auch Beobachter außerhalb der Statistikbehörde mit Blick auf das Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr zuversichtlich: Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sagt für dieses Jahr zum Beispiel ein Plus von 3 Prozent voraus.

Volkswirte reagierten wenig überrascht auf das leicht abgeschwächte Wirtschaftswachstum im Schlussquartal 2010. "Wir hatten damit gerechnet, dass die ungünstige Witterung zum Jahresende das Wachstum etwas dämpft", sagte WestLB-Experte Jörg Lüschow in einer ersten Reaktion. "Diese Produktionsausfälle dürften bald aufgeholt werden, es handelt sich nur um eine wetterbedingte Abschwächung. Wir gehen davon aus, dass die Konjunktur im ersten Quartal 2011 wieder Fahrt aufnimmt."

Insgesamt werde sich der Aufschwung 2011 fortsetzen, wenn auch etwas langsamer, meinte Lüschow. "Wir erwarten ein Wachstum von 2,8 Prozent - das wäre aber immer noch überdurchschnittlich für deutsche Verhältnisse."

"Nicht das Ende des Aufschwungs"

Ähnlich bewertete Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil die Daten: "Das ist kein Durchhänger, es ist nicht das Ende des Aufschwungs. Das Winterwetter hat gebremst, und deswegen dürften wir im ersten Quartal eine höhere Wachstumsrate sehen. Wir können durchaus 0,7 oder 0,8 Prozent Zuwachs erwarten, wenn die Bauleistung nachgeholt wird. Im gesamten Jahr dürfte die Wirtschaft um drei Prozent wachsen, was für Deutschland sehr ordentlich ist. Den Extremwert aus dem vergangenen Jahr werden wir jedoch nicht mehr sehen."

Schwierigkeiten sah Coba-Experte Weil dagegen im europäischen Rahmen. "Ein Problem ist, dass der Euroraum da nicht mithalten kann und die Spannungen zunehmen dürften", erklärte Weil. "Die Schuldenländer profitieren von unserer starken Konjunktur, und das hilft ihnen bei der Reform der Wirtschaft und der Haushaltskonsolidierung. Die Schwierigkeit wird aber sein, dass die EZB einen Weg finden muss, wie sie das Ganze zusammenhält."

Frankreich zeigt Schwächen

Zeitgleich zu den Daten zur deutschen Wirtschaftsleistung erreichten allerdings wenig ermutigende Signale aus Frankreich den Markt: Frankreichs Wirtschaft ist im vierten Quartal halb so stark gewachsen wie erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone sei im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent gestiegen, teilte das französische Statistikamt mit. Im Vorfeld befragte Analysten hatten mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet. Als direkter Nachbar zählt Frankreich zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands.

Im Jahr 2010 hatte die Wirtschaft hierzulande mit 3,6 Prozent das stärkste Wachstum seit der Wiedervereinigung geschafft, bestätigten unterdessen die deutschen Statistiker ihre erste Schätzung von Januar. Im Krisenjahr 2009 hatte es mit 4,7 Prozent noch den stärksten Einbruch seit Bestehen der Bundesrepublik gegeben.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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