"Müssen klare Perspektive sehen" Aufseher erhöhen Druck auf Karstadt-Chefin
30.01.2014, 10:44 Uhr
Es muss aufwärts gehen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Rustikaler Willkommensgruß: Wenige Wochen vor Amtsantritt erklärt der Kaufhaus-Konzern Karstadt der neuen Chefin öffentlich die Probleme. Ein Jahr wie 2013 dürfe sich nicht wiederholen.
Der angeschlagene Karstadt-Konzern wird auch in diesem Jahr keine Gewinne erwirtschaften. "2014 wird noch nicht profitabel sein, aber wir müssen eine klare positive Perspektive sehen", sagte Aufsichtsratschef Stephan Fanderl der "Welt". Es gehöre zu den "vordringlichen Aufgaben" der künftigen Vorstandsvorsitzenden Eva-Lotta Sjöstedt, "schnell eine Perspektive zu entwickeln, wie die Karstadt-Warenhäuser wieder profitabel gemacht werden können".
Wichtig sei dabei, die Kundenbindung zu stärken und neue Kundengruppen anzusprechen. "Wir müssen mit der jetzigen Planung die Ertragswende einleiten", sagte er. "Es müssen in diesem Jahr erhebliche Ergebnisverbesserungen erkennbar sein. Ein Geschäftsjahr wie 2013 wollen wir uns nicht noch einmal leisten."
Schwaches Weihnachtsgeschäft
Fanderl mahnte zugleich eine Profilschärfung an: Karstadt müsse unverwechselbar werden. "Wenn ich die Augen schließe und sie an einer beliebigen Stelle im Haus wieder öffne, muss ich sofort wissen: Das ist Karstadt."
Das erste Quartal des Geschäftsjahres, das bei Karstadt im Oktober beginnt, endete mit einem Umsatzminus von 2,3 Prozent, sagte Fanderl. Die Erwartungen seien höher gewesen. Das gelte auch für das Weihnachtsgeschäft. Die bisherige Ikea-Managerin Sjöstedt soll Ende Februar den Chefposten bei Karstadt übernehmen.
Würden das Partnergeschäft mit Konzessionären herausgerechnet, summiere sich das Minus sogar auf drei Prozent, heißt es in einem Schreiben von Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz an die Mitarbeiter. Auch Konkurrent Metro hatte ein "verhaltenes Weihnachtsgeschäft" beklagt.
Ein Grund für das Minus sei der Abschied Karstadts aus dem Media-Geschäft - in den Warenhäusern finden sich etwa keine Fernseher oder DVD-Player mehr, hieß es in dem Schreiben weiter. Auch habe Karstadt das warme Wetter zu schaffen gemacht, die Kunden griffen weniger als gewohnt zu Winterkleidung. Im Dezember habe das Mode-Geschäft dann aber über den Werten des Vorjahres gelegen.
"Deutliche Ergebnisverbesserung" geplant
Weitz zufolge ist für das laufende Geschäftsjahr 2013/14 eine "deutliche Ergebnisverbesserung" geplant. Dazu sollen die Kosten gesenkt und das Management der Warenbestände verbessert werden, hieß es. Zudem müssten die Online-Aktivitäten besser mit dem Filialgeschäft verknüpft werden. Weitz koordiniert derzeit die Führung der Warenhäuser, bis Sjöstedt am 24. Februar ihr Amt antritt.
Ihr Vorgänger Andrew Jennings war zum Jahreswechsel als Karstadt-Chef ausgeschieden. Jennings hatte Karstadt stark auf Mode ausgerichtet. In dem Mitarbeiter-Brief hieß es, das Geschäft mit Kindermode habe im Dezember beim Umsatz ein Plus von 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbucht, bei Schuhen seien es 6,6 Prozent gewesen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP