Wirtschaft

Deutsche Bank und Postbank Ausgangslage, Kalkül, Szenarien

Die Deutsche Bank will sich die Postbank krallen. Das ganze für einen verhältnismäßig geringen Preis. Dabei müssen aber auch die Aktionäre der Postbank mitspielen. Es kann noch einiges passieren.

Muss die Deutsche Bank noch nachbessern?

Muss die Deutsche Bank noch nachbessern?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Deutsche Bank macht Tempo bei der Postbank-Übernahme. Noch in diesem Jahr will sie die Mehrheit an dem Institut erlangen, um es in die eigenen Bücher nehmen und Einsparungen realisieren zu können. Der deutsche Branchenprimus finanziert den Kauf mit einer Kapitalerhöhung über 10 Mrd. Euro. 100 Prozent der Anteile peilt die Deutsche Bank vorerst jedoch nicht an. Im folgenden Details zu den Übernahmeplänen:

Die Ausgangslage:

Die Deutsche Bank hält 29,95 Prozent an der Postbank, die Deutsche Post 39,5 Prozent, die restlichen 30,55 Prozent sind im Streubesitz.

Die Deutsche Bank bietet den freien Postbank-Aktionären 25 Euro je Aktie - das entspricht dem gesetzlichen Minimum. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass alle Anteilseigner die Offerte annehmen, rechnet die Bank mit Kosten von 1,67 Mrd. Euro.

Im Februar 2012 bekommt die Deutsche Bank von der Post über eine Pflichtumtauschanleihe weitere 27,4 Prozent an der Postbank. Von dann an bis Februar 2013 können die Post und die Deutsche Bank Optionen ausüben, womit die restlichen 12,1 Prozent übertragen werden können.

Insgesamt rechnet die Deutsche Bank mit einem Preis von 6,3 Mrd. Euro für die Postbank.

Das Kalkül:

Mit dem freiwilligen Übernahmeangebot befreit sich die Deutsche Bank von der gesetzlichen Pflicht, bei Überschreiten der Grenze von 30 Prozent allen Postbank-Aktionäre eine Offerte zu unterbreiten. Diese wäre deutlich teurer geworden, weil die Deutsche Bank dann allen Aktionären den Preis der Umtauschanleihe von 45 Euro hätte bieten müssen. Sie hat Optionen auf eine ausreichende Zahl von Aktien erworben, um in jedem Fall über 30 Prozent zu kommen, selbst in dem Fall, dass kein Postbank-Aktionär das Angebot annehmen sollte.

Ackermann freut's: Die Deutsche Bank bekommt die Postbank günstiger - wenn deren Aktionäre mitspielen.

Ackermann freut's: Die Deutsche Bank bekommt die Postbank günstiger - wenn deren Aktionäre mitspielen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bank will die Postbank noch 2010 in ihrer Bilanz konsolidieren, dafür ist die Mehrheit die Voraussetzung. Ob dies so schnell gelingt, hängt daran, wieviele Aktionäre die Offerte annehmen.

Die Szenarien:

Wenn die Deutsche Bank weniger als 20 Prozent angedient bekommt, verfehlt sie die Mehrheit. Dann dürfte sie Finanzkreisen zufolge am Markt weitere Aktien kaufen, was aber dauern könnte.

Bekommt sie mehr als 20 Prozent angedient, will sie diese nur vorübergehend halten und ihren Anteil auf 49,95 Prozent deckeln. Damit umgeht die Deutsche Bank lange Wartefristen für die Fusionsgenehmigung in den USA, die den Vollzug der Übernahme verzögen dürften.

Um eine solche Verzögerung zu vermeiden, verkauft die Deutsche Bank an eine dritte Partei Postbank-Aktien, die einem Anteil von mindestens 0,05 Prozent entsprechen. Mit diesem Vertragspartner vereinbart das Institut, die Papiere nach der Freigabe der Übernahme sofort wieder zurückzukaufen. Konsolidieren müsse die Deutsche Bank die Postbank aber bereits vorher, da sie mit der Vereinbarung die Mehrheit in Aussicht habe, heißt es in dem Wertpapier-Prospekt zur Kapitalerhöhung.

Alle weiteren darüber hinausgehenden Aktien - also maximal zehn Prozent an der Postbank - verkauft die Deutsche Bank an das französische Institut Societe Generale, das die Papiere auf eigene Rechnung und frei von Weisungen der Deutschen Bank hält. Damit deckelt das Frankfurter Geldhaus seinen Anteil unter Einrechnung der noch von der Post gehaltenen Aktien auf 90 Prozent und verhindert zugleich, dass ein unliebsamer Aktionär eine Sperrminorität aufbaut.

Zugleich vereinbaren die Deutsche Bank und Societe Generale ein Derivategeschäft über die gleiche Zahl von Aktien, das bis Ende 2012 läuft. Am Ende der Laufzeit dieser "cash-settlement-swaps" gibt es abhängig von der Entwicklung der Postbank-Aktie einen Barausgleich: Im Falle von Kursgewinnen zahlt Societe Generale der Deutschen Bank diese aus. In der Praxis geschieht dies oft durch den Verkauf der zugrundeliegenden Aktien, womit sie wieder zur Deutschen Bank zurückkehren würden. Doch dies ist formell in dem Geschäft nicht vorgesehen, da die Postbank-Titel sonst der Deutschen Bank zugerechnet werden müssten. Auch der Autozulieferer Schaeffler hatte diese Instrumente bei der Continental-Übernahme genutzt - Kritiker warfen Schaeffler damals vor, sich so an den Rivalen angeschlichen zu haben.

Quelle: ntv.de, rts

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