Wirtschaft

Zinszügel fest in der Hand Aussies zeigen's der Fed

In "Down Under" scheinen die Uhren anders zu ticken. Das rasch aus der Krise gekommene Land hatte bereits im Oktober 2009 als erster großer Industriestaat die Geldpolitik gestrafft, danach bis Mai 2010 weiter an der Zinsschraube gedreht, und macht da nun weiter - im Gegensatz zur Fed.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Australiens Notenbank hat überraschend den Leitzins weiter erhöht und einen Kontrapunkt zu der in den USA erwarteten geldpolitischen Lockerung gesetzt. Die Reserve Bank of Australia (RBA) erhöhte den Schlüsselzins um einen Viertelpunkt auf 4,75 Prozent. Der Schritt solle Inflationsdruck vorbeugen, erklärten die Währungshüter. Experten zeigten sich von der Entscheidung überrascht, da sie nach den jüngsten moderaten Daten zur Preisentwicklung noch nicht mit einer weiteren Zinserhöhung gerechnet hatten. Das rasch aus der Krise gekommene Land hatte im Oktober 2009 als erster großer Industriestaat die Geldpolitik gestrafft und danach bis Mai 2010 weiter an der Zinsschraube gedreht.

Nach der jüngsten Zinserhöhung dürften sich die Notenbanker nach Ansicht von Beobachtern allerdings eine Pause gönnen und erst im Februar einen weiteren Schritt zur Verteuerung des Zentralbankgeldes unternehmen. Die RBA steht mit ihrer Geldpolitik im Gegensatz zu anderen führenden Zentralbanken, die weiter auf extrem niedrige Zinsen zur Unterstützung der Erholung setzen. Von der US-Notenbank Fed wird am Mittwoch eine weitere Lockerung der Geldpolitik erwartet. Sie dürfte durch den Ankauf von Staatsanleihen in großem Stil der lauen Wirtschaft neue Impulse verleihen wollen.

Australiens Wirtschaft läuft bereits rund

Experten rechnen mit einem Volumen von mehreren hundert Milliarden Dollar, einige Fachleute spekulieren sogar auf ein billionenschweres Programm. Der weltgrößte Anleihenfonds Pimco befürchtet wegen der lockeren Geldpolitik einen Kursverfall des Dollar. "Ich denke, dass ein Rückgang um 20 Prozent beim Dollar möglich ist", sagte Pimco-Manager Bill Gross im Gespräch mit Reuters. Die Fed bringe nicht nur mehr Dollar in Umlauf, sondern drücke auch die Rendite von Dollar-Anlegern.

Die Fed hatte bereits in der Krise ein Ankaufprogramm im Umfang von 1,75 Billionen Dollar aufgelegt, das die Wirtschaft jedoch nicht nachhaltig auf Touren bringen konnte. Das Wachstum in den USA war im dritten Quartal mit aufs Jahr hochgerechnet zwei Prozent zu niedrig ausgefallen, um für Impulse am stark eingetrübten Jobmarkt sorgen zu können. In den USA liegt die Arbeitslosenquote bei fast zehn Prozent, im prosperierenden Australien ist sie dagegen nur rund halb so hoch.

"Gemäßigte Straffung"   

Die rasant gestiegenen Gewinne der Exporteure und drohende Kapazitätsengpässe lassen bei der RBA allerdings die Furcht aufkommen, dass es zu wachsendem Preisdruck mit negativen wirtschaftlichen Folgen kommen könnte. "Der Zentralbankrat ist der Meinung, dass sich die Risiken derart verschoben haben, dass eine frühzeitige, gemäßigte Straffung der Geldpolitik angeraten erscheint", heißt es im Begleittext der RBA zum Zinsbeschluss.

Der größte Baufinanzierer des Landes hat die Zinsen für seine Darlehensnehmer bereits über den Leitzins hinaus angehoben und die Regierung damit gegen sich aufgebracht. Die von der Commonwealth Bank of Australia beschlossene Verteuerung der Baufinanzierung bezeichnete Finanzminister Wayne Swan als "Abzocke". Die Regierung will bereits im nächsten Monat eine Reform vorstellen, die zu mehr Wettbewerb im Bankensektor führen soll. Die Baufinanzierungskosten sind in Australien ein heißes Eisen, da die Eigenheimquote relativ hoch ist. Rund zwei Drittel der Bevölkerung verfügen über die eigenen vier Wände.

Indien zieht nach

Auch in Indien zog die Notenbank im Kampf gegen steigende Lebenshaltungskosten die Zinszügel an. Für Kredite von der Zentralbank müssen die Geschäftsbanken nun 6,25 Prozent bezahlen - bislang waren es 6,0 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinserhöhung "in naher Zukunft ist eher gering", teilte die Reserve Bank of India in Mumbai mit. Ein höherer Leitzins macht Konsumenten- und Unternehmenskredite teurer, was die Nachfrage und damit die Preise dämpfen kann. Indien kämpft vor allem mit stark steigenden Lebensmittelpreisen.

Quelle: ntv.de, rts

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