Wirtschaft

Schock für Vorzeigewirtschaft Australien stürzt in erste Rezession seit 1991

Die Corona-Pandemie hat Australien erstmals seit 1991 in eine Rezession gestürzt.

Die Corona-Pandemie hat Australien erstmals seit 1991 in eine Rezession gestürzt.

(Foto: imago images/Xinhua)

Seit 28 Jahren wächst die australische Wirtschaft schier unaufhaltsam. Doch nun beendet die Corona-Pandemie den Dauerboom in Down Under. Eine rasche Erholung ist vorerst nicht in Sicht, weil die eigene Währung erstarkt und ein Lockdown eine wichtige Provinz ausbremst.

Die australische Wirtschaft ist im zweiten Quartal erstmals seit 1991 in eine Rezession gestürzt, weil die Corona-Pandemie Tausende Firmen zur Schließung zwang und die Arbeitslosigkeit steigen ließ. Das Bruttoinlandsprodukt brach im Zeitraum von April bis Juni um 7,0 Prozent zum Vorquartal ein, wie das Statistikamt mitteilte. Das war der stärkste Einbruch seit Einführung der vierteljährlichen Statistik 1959.

Australiens Finanzminister Frydenberg musste die erste Rezession seit 28 Jahren verkünden.

Australiens Finanzminister Frydenberg musste die erste Rezession seit 28 Jahren verkünden.

(Foto: imago images/AAP)

Bereits zu Jahresbeginn hatte der Daueraufschwung geendet, als die Wirtschaft um 0,3 Prozent schrumpfte. Das ist zudem das erste Mal, dass sich die australische Wirtschaftsleistung seit 1991 zwei Quartale in Folge verringert hat. "Diese Krise ist wie keine andere", sagte Finanzminister Josh Frydenberg in Canberra. "Unsere Rekordserie von 28 Jahren Wirtschaftswachstum in Folge ist nun offiziell zu Ende."

Selbst in der globalen Finanzkrise 2008 konnte Australien eine Rezession, also eine Phase mit sinkender Wirtschaftsleistung, vermeiden - als einziges der 37 Mitglieder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Grund für den starken Rückgang im zweiten Quartal war vor allem der Einbruch beim privaten Konsum. "Dies ist ein verheerender Tag für Australien", sagte Premierminister Scott Morrison im Parlament.

Notenbank senkte Zinssätze radikal

Verglichen mit anderen großen Industrienationen kam Australien noch gut weg: Die deutsche Wirtschaft etwa brach im Frühjahr um 9,7 Prozent ein, die britische gar um mehr als ein Fünftel. Mehr als eine Million Menschen haben seit März ihren Arbeitsplatz verloren, weil der Shutdown zur Bekämpfung der Pandemie ganze Branchen lahmlegte. Die Regierung hat zwar mehr als 300 Milliarden Australische Dollar (rund 185 Milliarden Euro) an Konjunkturhilfen aufgelegt. Der unerwartet schwere Einbruch im Frühjahr könnte jedoch weitere Maßnahmen möglich machen.

"Unsere Verpflichtung gegenüber dem australischen Volk ist, dass wir ihm den Rücken stärken", sagte Frydenberg. Die Zentralbank will bei Bedarf ebenfalls gegensteuern. Sie hatte bereits im März ihren Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt, um mit billigem Geld die Wirtschaft anzuschieben. "Der Weg zurück aus der Corona-Rezession wird langwierig sein", sagte die Chefvolkswirtin des Instituts BIS Oxford Economics, Sarah Hunter. "Wir gehen davon aus, dass es bis Anfang 2022 dauern wird, bis die Wirtschaft wieder das Niveau vor der Pandemie erreichen wird."

Starker "Aussie" als zusätzliches Hindernis

Australischer Dollar / US-Dollar
Australischer Dollar / US-Dollar ,66

Doch Australien ringt nicht nur mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, sondern auch mit einem starken Anstieg der heimischen Währung, vor allem im Vergleich zum US-Dollar. Der erstarkende "Aussie" erschwert den australischen Unternehmen die Exporte und bei Geschäften, die in der US-Währung abgerechnet werden, dadurch kommt weniger bei den Konzernen an. Die australische Notenbank Reserve Bank of Australia hatte erst am Dienstag ihren lockeren geldpolitischen Kurs bestätigt und das Kreditprogramm für kleine und mittelständische Unternehmen ausgeweitet.

Einer raschen Erholung steht zudem der erneute Lockdown in der wichtigen Provinz Victoria entgegen. Das werde die Konjunktur im laufenden Sommerquartal "schwer" belasten, sagte Finanzminister Frydenberg. Der Anstieg der Neuinfektionen hatte die Regierung veranlasst, in Melbourne - der Hauptstadt des Bundesstaats - einen mehrwöchigen Lockdown zu verhängen.

Quelle: ntv.de, cri/rts/dpa/DJ

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