Triebwerksbrand über Singapur Australier entlasten Airbus
19.01.2012, 14:00 Uhr
"Engine Nr. 2" nach der Landung am 4. November.
(Foto: Reuters)
Es hätte nicht viel gefehlt, und dieser Flug hätte die Erfolgsgeschichte des Riesenjets A380 für immer überschattet: Im Herbst 2010 bricht im Triebwerk einer Qantas-Maschine Feuer aus. Trümmerteile durchschlagen den Flügel. Die Notlandung gelingt. Doch wo liegt der Fehler? Unfallermittler bestätigen: Der europäische Flugzeugbau kann aufatmen.
Die Beinahe-Katastrophe eines Passagierjets vom Typ A380 vor 14 Monaten in Singapur geht nach Erkenntnissen australischer Flugunfallermittler wohl tatsächlich auf eine defekte Ölleitung zurück. In ihrem Zwischenbericht zu dem Vorfall bestätigte die australische Transportsicherheitsbehörde (ATSB) erste Vermutungen. Damit sei die EADS-Tochter aus dem Schneider, kommentierte ein Airline-Experte in einer ersten Reaktion. "ATSB findet bei A380 keine Fehler im Design oder bei Flugzeugteilen", fasste er das Ergebnis des Zwischenberichts zusammen.
Bei der A380 der australischen Fluggesellschaft Qantas war am 4. November 2010 kurz nach dem Start in Singapur in Brand geraten. An Bord befanden sich 466 Menschen. Teile der Triebwerksverkleidung stürzten über der indonesischen Insel Batam zu Boden. Die Piloten schalteten wie vorgeschrieben das Triebwerk ab und leiteten eine Notlandung mit den drei verbleibenden Triebwerken ein. Bei der Landung und der anschließenden Evakuierung der Maschine wurde niemand verletzt.
Der Triebwerk-Hersteller Rolls Royce räumte schon kurz nach dem Unglück anhand erster Untersuchungsergebnisse Probleme mit dem betroffenen Triebwerk vom Typ Trent-900 ein und empfahl den Austausch von Komponenten oder des gesamten Triebwerks. Die ATSB untersuche nun, ob die defekte Ölleitung schon während der Herstellung des dazugehörigen Moduls hätte entdeckt werden können, teilte die Behörde weiter mit. Ein Abschlussbericht ist voraussichtlich erst im Herbst zu erwarten.
Den bisherigen Erkenntnissen zufolge waren an einer Ölleitung im Triebwerk Risse aufgetreten, was eine beinahe verhängnisvolle Kettenredaktion auslöste: Bei vollem Schub während des Steigflugs spritzte Öl in das Triebwerk und geriet wegen der hohen Temperaturen in Brand. Beeinträchtigt durch die Hitzebelastung, zerbarst schließlich die schnell rotierende Turbinenscheibe. Umher fliegende Metallsplitter verursachten erheblichen Schaden in dem Triebwerk.
Das Flugzeug steht nach Angaben der ATSB nach wie vor noch zur Reparatur in Singapur. Qantas hatte sämtliche A380-Flüge . Die Fluggesellschaft einigte sich im Juni mit Rolls-Royce auf Entschädigung und erhielt nach eigenen Angaben 95 Mio. australische Dollar. Zum damaligen Zeitpunkt entsprach das einer Summe von etwa 70 Mio. Euro.
Neue Haarrisse im Flügel
Unabhängig von den Zwischenergebnissen aus Australien hat der Flugzeugbauer Airbus erneut entdeckt. Details dazu nannte die EADS-Tochter zunächst nicht. Es bestehe aber keine Gefahr für die Flugsicherheit, erklärte der Konzern. Airbus stehe wegen des Themas mit der Europäischen Sicherheitsagentur EASA in engem Kontakt. In Branchenkreisen hieß es, die EASA könnte eine Anordnung herausgeben, die Überprüfungen notwendig machten.
Schon vor zwei Wochen hatte Airbus mitgeteilt, an mehreren der Riesenjumbos seien Haarrisse an den Tragflächen gefunden worden und man habe die Kunden informiert. Die EADS -Tochter machte keine Angaben zu den betroffenen Fluggesellschaften. Ein Airbus-Sprecher sagte auch damals, die Flugsicherheit sei nicht beeinträchtigt. Die betroffenen Flugzeuge könnten bei den alle vier Jahre vorgesehenen, umfangreichen Wartungen repariert werden.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa