Auf Wachstum programmiert Autoabsatz winkt Spitzenwert
04.07.2011, 16:51 Uhr
Die "positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung" spielt dem Autoabsatz in die Hände.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
1,6 Millionen Neuzulassungen zählt der deutsche Automarkt in den ersten sechs Monaten, deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Kein Wunder, dass die Branche frohlockt und auch für das Gesamtjahr optimistisch ist. Der leichte Absatzrückgang im Juni? Egal.
Leichte Bremsspuren am deutschen Pkw-Markt: Nach hohen Zuwachsraten Anfang 2011 ist der Autoabsatz im Juni erstmals zurückgegangen. Die Verkäufe fielen um 0,3 Prozent auf 288.000 Fahrzeuge, wie die Branchenverbände VDIK und VDA mitteilten.
Die Verbände führten den Rückgang jedoch vor allem darauf zurück, dass es im Juni zwei Arbeitstage weniger gab als vor einem Jahr, und sehen kein Ende des Aufwärtstrends. "Wir sind weiter auf Wachstumskurs", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. "Für das Gesamtjahr erwarten wir neue Höchststände beim Pkw-Export und der Produktion."
Im ersten Halbjahr wurden angesichts des Konjunkturaufschwungs 1,62 Millionen Autos in Deutschland verkauft, ein Plus von zehn Prozent. Für das Gesamtjahr bekräftigte der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) das Ziel von 3,1 Millionen Neuzulassungen. Die Prognose bezeichnete Wissmann als konservativ. "Unsere Märkte sind im Aufwind, aber immer noch nicht auf dem Niveau von 2008", sagte der ehemalige Bundesverkehrsminister. Sorgen bereitet Wissmann neben gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten vor allem die höheren Spritpreise: "Für ein gutes Autojahr brauchen wir hier eine nachhaltige Preisberuhigung."
Angesichts der höheren Treibstoffkosten griffen Autofahrer in Deutschland im ersten Halbjahr verstärkt zu Diesel-Fahrzeugen, die weniger Sprit als Modelle mit Benzin-Motoren verbrauchen. Die Verkäufe stiegen um 26 Prozent auf 750.000 Autos, der Anteil von Diesel-Fahrzeugen erreichte damit rund 46 Prozent. Im Vorjahr waren die Zulassungszahlen für Diesel-Autos im Zuge der Abwrackprämie geschrumpft, da die Anschaffungskosten in der Regel höher liegen als bei Benzinern. Auch in den USA würden sich immer mehr Autokäufer für die sparsameren Diesel-Fahrzeuge entscheiden, sagte Wissmann.
Deutsche Probleme bei Hybrid-Autos
In Deutschland sind zunehmend auch Autos mit alternativen Antrieben gefragt, auch wenn die Verkäufe in absoluten Zahlen noch wenig bedeutend sind. Die Nachfrage nach Hybridfahrzeugen stieg im ersten Halbjahr nach Angaben des VDIK um 27 Prozent auf 6000 Fahrzeuge. Das Geschäft läuft an deutschen Produzenten jedoch weitgehend vorbei: "90 Prozent entfallen auf die internationalen Hersteller", sagte VDIK-Präsident Volker Lange.
Deutsche Hersteller wie Volkswagen, BMW und Daimler profitieren derzeit vor allem von kräftigen Zuwächsen in Schwellenländern wie China. In der Volksrepublik hätten die deutschen Hersteller ihren Marktanteil im dritten Jahr in Folge ausgebaut, sagte Wissmann. "Aktuell liegt er bei 21 Prozent." Allerdings bleibe Westeuropa, wo nach VDA-Schätzung in diesem Jahr rund 13 Millionen Fahrzeuge nachgefragt werden, weiter ein stabiler Anker der Autoindustrie.
Angesichts der weltweit anziehenden Nachfrage liefen bei den deutschen Herstellern im Inland im ersten Halbjahr drei Millionen Autos vom Band, fünf Prozent mehr als vor einem Jahr. "Die Wachstumsdynamik in der Pkw-Produktion wird sich im weiteren Jahresverlauf etwas verlangsamen, allerdings auf hohem Niveau", sagte Wissmann. 2011 rechnet er mit einer Rekordproduktion von über 5,9 Millionen Pkw. Die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter in der deutschen Autoindustrie stieg zur Jahresmitte um 13.000 auf 718.100.
Quelle: ntv.de, rts