Es wird wohl noch später BER-Eröffnung erst Oktober 2013?
04.09.2012, 11:11 Uhr
Noch ein Jahr lang "tote Hose" am BER.
(Foto: dapd)
Es verdichten sich die Hinweise, dass es mit der Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens am 17. März 2013 nichts wird. Allerdings ist darüber keiner mehr so richtig überrascht. Nun wird immer öfter der 27. Oktober 2013 als Eröffnungstermin genannt. Die Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft wird auf den kommenden Freitag vorgezogen.
Die Eröffnung des Berliner Großflughafens (BER) verzögert sich wohl ein weiteres Mal. Bei der Aufsichtsratsitzung am Freitag wird über eine Verschiebung auf den Herbst kommenden Jahres beraten. Das Treffen wurde um eine Woche vorgezogen. Der neue Technikchef Horst Amann sollte das Gremium ursprünglich erst am 14. September darüber informieren, welchen Eröffnungstermin er für realistisch hält. Nun ist er offenbar früher zu einem Urteil gekommen.
Auch diesmal kam die Nachricht über die bevorstehende Verschiebung des Eröffnungstermins nicht aus dem Munde des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wowereit (SPD), dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, sondern über Medienberichte "aus Aufsichtsratskreisen". Erst daraufhin bekannten auch Verantwortliche, dass es mit dem zuletzt geplanten Eröffnungstermin im März 2013 wieder nichts wird. Jetzt deutet alles auf Oktober 2013 hin.
Die erneute Verschiebung des Eröffnungstermins kommt nicht überraschend. Seit Wochen gibt es Berichte, dass der Termin im März 2013 nicht zu halten ist. In der Vergangenheit musste der große Tag schon zweimal verschoben werden: Ursprünglich sollte BER im Oktober 2011 starten, dann im Juni 2012. Im Mai dieses Jahres teilten Wowereit und Platzeck dann kurzfristig mit, dass aus der Jubelparty mit Bundeskanzlerin Angela Merkel nichts wird. Probleme beim Brandschutz seien schuld. Sie kündigten eilig an, der Flughafen werde im März 2013 eröffnet. Doch es stellte sich heraus, dass dieser Termin nicht zu halten war.
Mit dieser Verschiebung in das Jahr 2013 hinein wurde der Zeitplan offenbar endgültig gesprengt. Vor allem die Kündigung der Generalplanerfirma PG BBI im Mai führte dazu, dass sich auf der Baustelle kaum noch etwas bewegte. Auch der technische Geschäftsführer Manfred Körtgen wurde entlassen. An seine Stelle trat Fraport-Manager Amann, der als neuer starker Mann die Fertigstellung der Baustelle in die Hand nehmen sollte.
Lufthansa fordert Planungssicherheit
Amann wolle erst alle Planungen für das Milliardenprojekt aktualisieren, um weiteres Chaos auf der Baustelle zu vermeiden, hieß es. Erst dann solle weitergebaut werden. Aus Kreisen der Flughafengesellschafter Berlin, Brandenburg und Bund verlautete, Amann plädiere für einen mindestens halbjährigen Probebetrieb des Flughafens mit Testpassagieren, bei dem alle Funktionen ausgiebig getestet werden müssten. Erst dann könne der reguläre Betrieb aufgenommen werden.
Dies befürwortet auch die Lufthansa. "Wir benötigen einen verlässlichen Eröffnungstermin", sagte ein Unternehmenssprecher. Dazu gehöre, dass die Bauarbeiten endgültig beendet seien, eine ausreichend lange Probephase absolviert sowie eine Pufferzeit vorgesehen sei. Bezüglich der zusätzlichen Kosten, die durch eine erneute Verschiebung entstünden, sagte der Sprecher lediglich, diese würden dadurch nicht geringer. Die genaue Rechnung werde erst aufgemacht, wenn der Umzug anstehe. Zugleich versicherte der Lufthansa-Sprecher, dass derzeit der von Tegel laufende Flugverkehr reibungslos laufe. Der Winter werde allerdings mehr Herausforderungen bieten.
Seit Wochen fordern Politiker und Öffentlichkeit Klarheit. Erst vergangenen Donnerstag musste sich Wowereit im Berliner Abgeordnetenhaus "Arroganz, Verzögerung und Vertuschung" von den Piraten vorwerfen lassen. "Wegducken geht nicht mehr, und das gilt besonders für den Regierenden Bürgermeister", sagte Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop und forderte einen Untersuchungsausschuss, der die Fehlleistungen beim Bau analysieren soll. Das Parlament verwies den Antrag zunächst in die Fachausschüsse.
Im Brandenburger Landtag verlangt die CDU den Rücktritt von Platzeck. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dieter Dombrowski nannte den Ministerpräsidenten laut "Berliner Morgenpost" kürzlich die "personifizierte Nichtzuständigkeit" und forderte, dass er sein Amt aufgibt.
Ob BER-Geschäftsführer Rainer Schwarz zu halten ist, scheint fraglich. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Stephan Kühn, warf ihm "grandioses Managementversagen" vor. "Höchste Zeit, dass Flughafenchef Rainer Schwarz seinen Posten räumt", erklärte er. Die Kostenspirale für die öffentliche Hand drehe sich weiter, insbesondere wegen zahlreicher Schadenersatzansprüche.
Hohe Mehrkosten
Die Probleme auf der Baustelle in Schönefeld nehmen indes nicht ab. Die Bauarbeiten ruhen derzeit fast vollständig. Am Freitag inspizierten nach Informationen der "Berliner Morgenpost" Experten des Bundesverkehrsministeriums unter Ministerialdirektor Michael Odenwald den Flughafen. Dabei habe Amann deutlich gemacht, dass die Bauarbeiten erst "in einigen Wochen" wieder voll aufgenommen würden, hieß es. Zuvor seien Probleme wie die richtige Belegung von Kabeltrassen zu lösen und weitere Anlagentests nötig. Derzeit werde nur noch an den Pavillons für den Check-In und für die Flugsicherheitskontrollen gebaut.
Der Verkehrsausschuss des Bundestags will die Baustelle am 12. September besichtigen, auf der nach wie vor die Brandschutzanlage die größten Probleme bereitet. Die technischen Abläufe funktionierten auch deshalb nicht, weil die Planungen der Firmen nicht aufeinander abgestimmt seien, hieß es in dem Zeitungsbericht. Die Pläne seien nicht einmal vollständig. Auch seien bis zum 15. Juli lediglich 15 von 140 Notfall-Szenarien erfolgreich geprüft worden. Zudem arbeiteten Teile der Gepäckausgabe und der Gepäckförderanlage nicht.
Wegen der Verzögerungen und Zusatzkosten für den Lärmschutz hatte der Flughafen zuletzt mit Mehrkosten von gut 1,1 Mrd. Euro gerechnet. Auf der kommenden Aufsichtsratssitzung soll auch über ein neues Finanzierungskonzept beraten werden. Gesellschafter des Flughafens sind die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund. Im August hatte der Aufsichtsrat beschlossen, die drohende Zahlungsunfähigkeit des Flughafens mit einer Finanzspritze abzuwenden.
Quelle: ntv.de, wne/dpa