Wirtschaft

Geheimsache Hauptstadtflughafen BER sollte an anderen Standort

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(Foto: picture alliance / dpa)

Je länger der neue Hauptstadtflughafen auf sich warten lässt, desto interessanter werden Vermerke zum BER, die ans Tageslicht gelangen. Nun wird klar: Berlin und Brandenburg waren sich 1995 einig, den Flughafen an ganz anderer Stelle als heute zu bauen. Doch dann platzte die Fusion der beiden Bundesländer.

Alte Akten zum Berliner Pannenflughafen BER werfen ein neues Licht auf das milliardenschwere Infrastrukturprojekt. Nach Informationen der Berliner Zeitung "Der Tagesspiegel" sollen sich Berlin und Brandenburg 1995 eigentlich auf Sperenberg als Standort für den neuen Flughafen geeinigt haben. Das gehe aus einem Vermerk des damaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen, hervor.

Laut dem damaligen Ministerpräsidenten von Brandenburg, Manfred Stolpe, selbst Befürworter von Sperenberg, scheiterte der Plan nur an der geplatzten Länderfusion. Sperenberg in Brandenburg, südlich von Berlin, ist deutlich weiter von der Hauptstadt entfernt als Schönefeld.

Flughafensprecher Ralf Kunkel sagte zu dem Vermerk auf Anfrage: "Das sind alles historisch interessante Dokumente, die keinerlei Einfluss auf die gegenwärtige Situation haben."

Brisant ist die nun bekannt gewordene ursprüngliche Entscheidung für Sperenberg vor allem deshalb, weil um den Flughafen am Standort Schönefeld seit Jahren juristisch gerungen wird. Wegen der Nähe zu Wohngebieten eskalierten die Konflikte um Nachtruhe und Schallschutz. Wann der neue Flughafen in Schönefeld eröffnen wird, ist nach mehrmaligen Terminverschiebungen noch immer unklar.

Darf Tegel doch bleiben?

Derweil geht das Tauziehen um einen Weiterbetrieb des Berliner Flughafens Tegel auch nach Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens weiter. Das Bundesverkehrsministerium sieht keine Chance dafür. Experten des Ministeriums widersprachen einem vor knapp zwei Wochen von der FDP vorgestellten Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das Wege sah, um Tegel zumindest vorübergehend länger offenzuhalten. Das Magazin "Focus" zitiert aus einem entsprechenden Vermerk.

Darin heiße es, in der Planung für den neuen Flughafen "wird ausdrücklich die Schließung Tegels als tragende Begründung" bezeichnet. Die Beamten schrieben weiter, fiele die Geschäftsgrundlage der Planung weg, dann würde dies in jedem Fall die Rechtswidrigkeit des bestehenden Beschlusses mit sich bringen. Alle drei Gesellschafter des Flughafens - Berlin, Brandenburg und der Bund - sahen bislang wenig Chancen für einen Weiterbetrieb von Tegel. Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte diesen angeregt.

Ein Parallelbetrieb der beiden Flughäfen würde indes nach einem Gutachten in sechs Monaten rund 50 Millionen Euro kosten. Das gehe aus einer Berechnung des internen Controllings der Flughafengesellschaft von Anfang 2012 hervor, berichtete die "Berliner Zeitung".

Quelle: ntv.de, nne/dpa

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