Stadtwagen mit BMW-Logo BMW spart sich schwarz
04.08.2009, 08:40 UhrNach zwei verlustreichen Quartalen ist der Autobauer BMW in den Monaten April bis Ende Juni überraschend zurück in die schwarzen Zahlen gefahren. Weil die Prognose fehlt und die Aktie in den vergangenen Tagen stark gestiegen ist, ergreifen viele Anleger die Gelegenheit und steigen aus.
Der BMW-Konzern will seine Zusammenarbeit mit dem französischen Konkurrenten PSA Peugeot Citroën ausweiten. Es liefen gute Gespräche, die über die Motorenkooperation hinausgingen, sagte der BMW-Chef Norbert Reithofer während einer Telefonkonferenz zur Quartalsbilanz. Zu weiteren Details wollte er sich aber auch auf Nachfrage nicht äußern.
BMW arbeitet mit Peugeot bei den Motoren für die britische Tochtermarke Mini zusammen und will auch das Einstiegsmodell 1er mit gemeinsam hergestellten Motoren bestücken. Reithofer schloss aus, dass die erweiterte Zusammenarbeit mit PSA in Richtung der künftigen umweltfreundlichen Fahrzeugen unter dem Projektnamen "project i" ginge.
BMW betreibt darüber hinaus mit dem Stuttgarter Konkurrenten Daimler eine Einkaufskooperation. Auch hierzu wollte Reithofer keine neuen Angaben machen. Zum italienischen Fiat-Konzern gebe es weiterhin Kontakte, aber derzeit keine konkreten Pläne für Kooperationen.
Emissionsfreie "Megacity-Vehicle"
Der Münchener Autobauer will seine geplanten neuen Stadtfahrzeuge unter der Kernmarke BMW fahren lassen. "Wir haben uns die Frage gestellt, was unsere stärkste Marke im Konzern ist und das ist BMW", sagte Vorstandschef Norbert Reithofer bei der Telefonkonferenz. Die neuen Fahrzeuge, die im Konzern unter dem Arbeitstitel "Megacity-Vehicle" laufen, sollen daher als BMW-Submarke ähnlich wie der hauseigene Veredler BMW M geführt werden.
Die Einführung sei Anfang des nächsten Jahrzehnts geplant. Zunächst werde BMW ein vierrädriges Fahrzeug mit Elektroantrieb anbieten. Eine neue Marke sei damit aber kein Thema mehr. "Das schließt aus, dass wir eine vierte Marke haben werden."
Überraschender Quartalsgewinn
Nach monatelanger Talfahrt hofft BMW zumindest auf eine leichte Besserung der Lage. In der zweiten Jahreshälfte dürften die Verkaufszahlen dank neuer Modelle wieder anziehen, hieß es zur Vorstellung des Quartalsberichts. Eine dauerhafte Erholung der Konjunktur sei aber noch nicht in Sicht. Im ersten Halbjahr war die Zahl der verkauften BMW, Mini und Rolls-Royce um fast 20 Prozent auf gut 615.000 Fahrzeuge zurückgegangen.
Im zweiten Quartal schnitt BMW besser ab als erwartet und schaffte dank Kosteneinsparungen und Produktionskürzungen einen kleinen Gewinn. Der Überschuss sank zwar von 507 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum auf 121 Mio. Euro, im ersten Quartal war allerdings noch ein Verlust angefallen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) 169 Mio. Euro und damit rund 60,2 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ebit von 42 Mio. Euro gerechnet.
Der Umsatz sank wegen der geringeren Verkäufe von April bis Juni von 14,55 Mrd. auf 12,97 Mrd. Euro. Im Schnitt hatten die im Vorfeld befragten Experten mit einem Umsatzrückgang um 15 Prozent auf 12,4 Mrd. Euro gerechnet.
BMW hortet Milliarden
Das Sparprogramm zahle sich aus, erklärte BMW-Chef Reithofer. Der Konzern hatte bereits 2007 - weit vor der Krise - ein milliardenschweres Kostensenkungsprogramm aufgesetzt, zu dem der Abbau von insgesamt rund 10.000 Stellen zählte. Der Personalaufwand sei deutlich gesunken, sagte Reithofer. Auch Effizienzsteigerungen hätten sich positiv ausgewirkt.
Der Konzern habe zudem seine Lagerbestände weiter reduziert und das Nettoumlaufvermögen in der Autosparte verringert. Im ersten Halbjahr sei ein free cashflow von 516 Mio. Euro erzielt worden. Die Konzernliquidität betrug den Angaben zufolge zum Quartalsende insgesamt 11,9 Mrd. Euro.
Rund 8000 Mitarbeiter weniger
Der Sparkurs machte sich auch bei den Beschäftigten bemerkbar. So ging die Zahl der Mitarbeiter von 99.112 Ende März auf 98.261 Ende Juni zurück. Ende 2007 hatte der Konzern noch mehr als 107.000 Mitarbeiter beschäftigt.
An den Börsen wurden der überraschende Nettogewinn mit großer Skepis aufgenommen. Die BMW-Aktie notierte heute zeitweise knapp vier Prozent im Minus.
Für das restliche Jahr äußerte sich Konzernchef Norbert Reithofer skeptisch: "Trotz erster positiver Signale ist eine durchgreifende und dauerhafte konjunkturelle Erholung derzeit noch nicht abzusehen." Eine genaue Prognose für das Gesamtjahr will das Unternehmen weiterhin nicht vorlegen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts