Wirtschaft

Partner geht auf Distanz BP trägt Verantwortung alleine

Angesichts der Ölkatastrophe ist BP zunehmend isoliert.

Angesichts der Ölkatastrophe ist BP zunehmend isoliert.

(Foto: REUTERS)

Angesichts der verheerenden Ölpest im Golf von Mexiko wendet sich nun auch das Partnerunternehmen von BP, Anadarko, mit scharfer Kritik gegen den britischen Energieriesen. Die Umweltkatastrophe sei "die direkte Folge aus den rücksichtslosen Entscheidungen und Handlungen von BP."

Zwei Monate nach dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" ist die Ölfirma Anadarko auf Distanz zum Partner BP gegangen. Anadarko-Chef Jim Hackett warf BP Leichtfertigkeit vor, was als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz im Zusammenhang mit der Ölpest im Golf von Mexiko gewertet werden könne. Der britische Energiemulti müsse für die Kosten der größten Umweltkatastrophe der amerikanischen Geschichte allein aufkommen.

BP wies die Darstellung Hacketts vehement zurück. "Andere Parteien außer BP könnten verantwortlich für die Kosten im Zusammenhang mit dem auslaufenden Öl sein und wir erwarten, dass sie ihren Verpflichtungen nachkommen", erklärte  BP-Chef Tony Hayward. Unabhängig davon arbeite sein Unternehmen weiter an der Beseitigung der Ölpest und an einer "schnellen und gerechten" Entschädigung der von der Umweltkatastrophe betroffenen Anwohner.

Anadarko ist zu 25 Prozent an der außer Kontrolle geratenen Ölquelle beteiligt, das japanische Unternehmen Mitsui & Co zu zehn Prozent. BP, die 65 Prozent der Anteile an der Quelle halten, verwies darauf, dass alle Teilhaber die Kosten der Ölförderung einschließlich der Reinigung tragen müssten. Es ist üblich, dass Ölförderunternehmen wegen der hohen Kosten andere Firmen an Ölquellen beteiligen. In der Regel geben diese Firmen Geld und werden später an den Verkaufserlösen beteiligt. BP vertritt die Ansicht, dass sie sich auch an den Risiken und damit an den Kosten der Ölpest beteiligen müssten.

Explosion vermeidbar

Was spielte sich tatsächlich auf der Plattform ab?

Was spielte sich tatsächlich auf der Plattform ab?

(Foto: REUTERS)

Dem widersprach Anadarko-Chef Hackett. Es gebe immer mehr Beweise, dass die Explosion und der Untergang der Bohrinsel sowie der Tod der elf Ölarbeiter vermeidbar gewesen wären, erklärte er. Die Katastrophe sei das Ergebnis leichtfertiger Entscheidungen und Handlungen von BP. Anadarko hätte die Dinge anders gehandhabt, aber "wir waren nicht auf der Bohrinsel und wir wurden hinsichtlich der Prozeduren und Vorgehensweisen auf der Plattform nicht konsultiert". Anadarko habe darauf vertraut, dass der Betreiber der Ölplattform im besten Interesse der Arbeiter und der Teilhaber handele. Er sei schockiert über die jetzt bekanntgewordenen Informationen, nach denen die Arbeitsweise von BP nicht sicher gewesen sei und das Unternehmen Warnsignale ignoriert habe.

Die Aktien von Anadarko sind seit der Explosion der "Deepwater Horizon" am 20. April um 42 Prozent gefallen. Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des Unternehmens auf Ramsch-Status heruntergestuft. Als Begründung nannte Moody's die Unsicherheiten darüber, was für Kosten auf Anadarko wegen der Katastrophe zukämen.

Panne auf dem Abpump-Schiff

Wegen einer technischen Panne hat das wichtigste Schiff des Energiekonzerns zum Absaugen von ausgelaufenem Öl derweil den  Betrieb eingestellt. Die "Discoverer Enterprise" solle aber im Laufe des Samstag das Abpumpen von 15.000 bis 18.000 Barrel aus dem lecken Bohrloch wiederaufnehmen, teilte BP mit. BP-Sprecher Robert Wine sagte, die Inbetriebnahme des Schiffs hänge allerdings vom Wetter ab.

Bei der Panne handelte es sich den Angaben zufolge um eine blockierte Brandschutzeinrichtung. Das  Abpumpen des Öls erfolgt über eine Art Trichter, der über die  gekappte Steigleitung in 1500 Metern Tiefe unter dem Meeresspiegel  gestülpt worden war.

Sammeln für den Fonds

BP musste sich nicht nur von Geschäftspartnern und Umweltorganisationen sondern auch von der US-Regierung und dem US-Kongress harsche Kritik anhören. Konzernchef Hayward war in einer Anhörung vor dem US-Kongress äußerst scharf angegangen worden und hatte schwere Versäumnisse im Zusammenhang mit dem Ölunfall im Golf von Mexiko eingestanden. Am folgenden Tag wurde Hayward vom Krisenmanagement der Ölpest abgezogen. Die Aufgabe soll nun BP-Manager Robert Dudley übernehmen.

BP hat sich auf Druck der US-Regierung bereiterklärt, einen 20 Mrd. Dollar schweren Fonds einzurichten, um Schadenersatzansprüche zu befriedigen. Der angeschlagene Konzern will einem Fernsehbericht zufolge mit einer Anleihe fünf Mrd. Dollar einsammeln. Die Zinsen für die ungesicherte Schuldverschreibung könnten zwischen acht und zehn Prozent betragen, berichtete CNBC. Zudem setzt der Konzern auch auf die Hilfe von Banken. Einem führenden Banker zufolge bemüht sich der Energieriese bei sieben Instituten um sieben Mrd. Dollar an Krediten. 

BP hatte Anfang des Monats vor Investoren erklärt, über Barmittel von fünf Mrd. Dollar sowie noch nicht in Anspruch genommene Kreditlinien über 5,25 Mrd. Dollar zu verfügen. Weitere 5,25 Mrd. Dollar seien bereits bewilligt und stünden zum Abruf bereit.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa/AFP

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