Dumpfe Schläge im Güterverkehr Bahn verliert Gewinn
25.03.2010, 12:14 UhrDie Folgen der Wirtschaftskrise machen der Deutschen Bahn vor allem im Güterverkehr weiterhin schwer zu schaffen. Zusätzlich drücken die Probleme mit ICE-Achsen und bei der Berliner S-Bahn auf die Fahrgastzahlen. Bahnchef Grube sieht den Konzern zudem durch die europäische Konkurrenz bedroht.

"Wir werden das Eisenbahngeschäft in Deutschland in Ordnung bringen": Bahnchef Rüdiger Grube.
(Foto: REUTERS)
Die Deutsche Bahn bleibt auch im Krisenjahr 2009 deutlich in den schwarzen Zahlen. Allerdings schrumpfte der Nettogewinn um fast ein Drittel auf 830 Mio. Euro, wie Bahn-Chef Rüdiger Grube im Rahmen der Bilanzvorlage feststellen musste. Der Einbruch im Güterverkehr auf Schiene und Straße von rund einem Fünftel führte zu einem Umsatzeinbruch im Konzern um zwölf Prozent auf 29 Milliarden Mrd. Euro. Nur im Güterverkehr auf der Schiene habe die Bahn operativ Verluste geschrieben, schränkte Grube ein. Im laufenden Jahr soll der Umsatz auf vergleichbarer Basis um fünf Prozent zulegen, auch der Gewinn soll wieder steigen.
Die Krise im Güterverkehr habe die Bahn im vergangenen Jahr stärker getroffen als andere, sagte der scheidende Finanzchef Diethelm Sack. Schlüsselkunden aus dem Bergbau, der Auto- und Chemieindustrie hätten Nachfrageeinbrüche erlebt. Damit macht die Tochter DB Schenker nur noch 51 Prozent des Umsatzes aus. Im Vorjahr waren es noch knapp 60 Prozent. "Auch im optimistischsten Fall rechnen wir damit, dass wir im Güterverkehr die Verkehrsvolumina der Jahres 2007 und 2008 nicht vor 2014 wieder erreichen werden", sagte Grube.
Das große Fressen beginnt
Expandieren will die Bahn vor allem im Ausland. Grube sagte, in Europa blieben voraussichtlich etwa fünf große Bahn-Unternehmen übrig, die Auslese sei vor allem im Personenverkehr im Gang. "Hier können und wollen wir nicht kampflos zuschauen." Deshalb sei die Bahn auf die britische Transportgesellschaft Arriva zugegangen. "Ob wir ein Übernahmeangebot abgeben werden, steht derzeit noch nicht fest", schränkte der Bahn-Chef ein.
Das börsennotierte Unternehmen würde Marktschätzungen zufolge rund 1,8 Mrd. Euro kosten. Der Bahn-Chef beschwerte sich in diesem Zusammenhang über seiner Ansicht nach unfaire Wettbewerbsbedingungen in abgeschotteten Märkten wie Frankreich und Italien. Hier hoffe er auf die Bundesregierung, betonte der Nachfolger des früheren Bahnchefs Hartmut Mehdorn.
Das bereinigte operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag im vergangenen Jahr bei 1,7 Mrd. Euro und damit ein Drittel unter dem Vorjahresniveau. Darin nicht berücksichtigt sind Kosten für Restrukturierung von 450 Mio. Euro, aber auch 600 Mio. Euro aufgelöste Rückstellungen für Öko-Altlasten und Grundstückserträge aus dem Projekt "Stuttgart 21", dem geplanten unterirdischen Bahnhof für Stuttgart.
"Wir bringen das in Ordnung"
Die Bahn habe den Härte- und Stresstest der Krise sehr gut bestanden, sagte Bahnchef Grube. Geholfen habe ein laufendes Sparprogramm, das 2009 eine Ergebnisverbesserung von 642 Mio. Euro bewirkt habe. Die Nettoschulden sanken um 932 Mio. Euro auf 15 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr strebt der Konzern fünf Prozent Umsatzzuwachs an.
Wegen der massiven Ausfälle von ICE-Zügen im Winter und bei der Berliner S-Bahn ging die Verkehrsleistung im Personenverkehr um 1,6 Prozent zurück. Bei den Radsätzen der ICEs habe sich die Bahn mit den Herstellern Siemens, Bombardier und Alstom geeinigt. Der Austausch werde sich aber bis 2013 hinziehen. "Wir werden das Eisenbahngeschäft in Deutschland in Ordnung bringen", versprach Grube. Die Ausschreibung für bis zu 300 neue IC-, EC- und ICE-Züge läuft. Die Verträge sollen bis zum 16. Juni stehen. Insgesamt werde die Bahn bis 2014 in neue Züge, die Infrastruktur und Bahnhöfe rund 40 Mrd. Euro investieren.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts