"Nur kein zweites Bielefeld" Bahn zittert um Klimaanlagen
06.05.2011, 16:23 UhrVor einem Jahr schwitzten hunderte Fahrgäste in Saunazügen, weil ICE-Klimaanlagen schlapp machten. Im nahenden Sommer soll die Technik stabiler sein. Eine Kühlgarantie kann die Deutsche Bahn aber noch nicht geben. Im Kampf gegen Winterprobleme will die Bahn verschärft die Weichen in den Blick nehmen. So sollen Heizungen weiter nachgerüstet werden.
  So etwas soll es nicht mehr geben: Helfer versorgen im Juli 2010 auf dem Bahnhof Bielefeld Schüler, die in einem ICE wegen defekter Klimaanlage kollabiert sind.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach zahlreichen überhitzten Zügen im vergangenen Jahr will die Deutsche Bahn die Klimaanlagen ihrer ICE 2 in diesem Sommer stabilisieren. Allerdings will und kann das bundeseigene Unternehmen neue Störungen aber nicht ausschließen.
"Es wird auch in diesem Sommer Ausfälle von Klimaanlagen geben", sagte Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg. Von Juni an sollen mehrere Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit aber "sehr deutlich reduzieren" und bis 38 Grad Celsius Außentemperatur einen stabilen Betrieb gewährleisten. Gründlichere Abhilfe soll in den nächsten beiden Jahren im Zuge der Generalüberholung aller 44 ICE-2-Züge geschaffen werden. Dann soll die Kühlung bis 46 Grad funktionieren.
"Wir wollen kein zweites Bielefeld in diesem Jahr haben", sagte Homburg. Anfang Juli 2010 waren binnen weniger Tage Klimaanlagen in gut 50 Fernzügen ausgefallen - teils komplett, teils in einzelnen Wagen. In einem dramatischen Fall musste ein ICE in Bielefeld gestoppt werden, in dem mehrere Schüler kollabiert waren. Homburg machte klar, dass Züge im Zweifel aus dem Betrieb genommen würden, wenn in mehreren Wagen die je einzeln zu steuernden Klimaanlagen ausfallen sollten. Um eine Überlastung zu vermeiden, sollen Wagen etwa auch nur auf 24 statt auf 21 Grad herunter gekühlt werden.
"Die Gründe sind erkannt"
"Wir glauben, dass es besser wird", sagte Technikvorstand Volker Kefer. Konkret sollen mehrere kurzfristige Maßnahmen ein zu frühes Abschalten der Kühlung bei hohen Temperaturen vermeiden. So sollten Bauteile etwa öfter gereinigt und die Kühlmittelmenge häufiger kontrolliert werden.
Die Gründe für die Probleme seien erkannt, sagte Kefer. Es sei festgestellt worden, dass sich manche Klimaanlagen, die eigentlich bis 42 Grad arbeiten sollen, schon unter dieser Schwelle automatisch abschalteten. Teils habe sich zugleich auch die Energieversorgung der Klimaanlagen bei Hitze heruntergefahren. Um dieses Problem zu lösen, sollen neue Stromrichter eingebaut werden, die aber noch nicht vorhanden sind. Insgesamt kostet die Klimaanlagen-Modernisierung rund fünf Millionen Euro.
Weiterer Blick voraus
Im Kampf gegen Winterprobleme will die Bahn verschärft die Weichen in den Blick nehmen. Heizungen sollten weiter nachgerüstet werden, seien aber kein Allheilmittel, erläuterte Kefer. Störungen an Heizungen seien nur zu zehn Prozent Ursache von Weichenausfällen. Neben hohem Schnee blockiere vor allem von den Zügen herabfallendes Eis die Weichenschaltung. Zu lösen sei dies nur, wenn Mitarbeiter die Weichen reinigten. Über Einsatzpläne sollen diese künftig schneller am Ort sein. An allen 70.000 Weichen rund um die Uhr "Weichenwächter" zu postieren, sei nicht möglich.
Beim Regionalzug Talent 2, dessen Zulassung sich seit Monaten verzögert, drohen weitere Schwierigkeiten, wie Homburg sagte. Bei anderen Zügen seien gravierende Probleme mit einem baugleichen Sicherungssystem entdeckt worden, das beim Überfahren eines Signals eine Zwangsbremsung auslöst. Der Hersteller Bombardier habe bisher angekündigt, dass bis Ende Mai eine Zulassung für die Talent-2-Züge vorliegen soll. Etliche warten bereits auf Bahnanlagen auf ihren Einsatz.
Quelle: ntv.de, dpa